Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG): MDC-Chef Martin Lohse wird Leiter auf Zeit
Der Aufsichtsrat des Berliner BIG trennt sich kurzfristig von dem Vorstandsvorsitzenden Erwin Böttinger. Ihm folgte als Interimsleiter MDC-Chef Martin Lohse.
Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) soll übergangsweise von Martin Lohse, dem Vorstandsvorsitzenden des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC), geleitet werden. Schon am 1. August übernimmt Lohse die Sprecherfunktion im vierköpfigen Vorstand des BIH. Dies wird möglich, weil der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Donnerstag den bisherigen BIG-Chef Erwin Böttinger abberufen hat. Böttinger hatte unlängst gekündigt, um einem Ruf an die Universität Potsdam zu folgen. Fristgerecht wäre er allerdings erst am 30. Dezember ausgeschieden. Solange wollte der Aufsichtsrat Böttinger aber nicht mehr am BIG wissen.
„Der Aufsichtsrat bedauert das Ausscheiden von Herrn Professor Böttinger und dankt ihm für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit“, heißt es in einer Mitteilung vom Bundesbildungsministerium und der Berliner Senatskanzlei am Donnerstagabend.
Die Sprecherfunktion soll rotieren
Darüber hinaus ist zu hören, dass Lohse die Sprecherfunktion nach einem noch unbestimmten Zeitraum an den Vorstandsvorsitzenden der Charité, Karl Max Einhäupl, abgeben wird. Sowohl das MDC als auch die Charité sind am BIG beteiligt, Lohse und Einhäupl gehören dem Vorstand des BIG an. Um eine dauerhafte Leitung für das BIG zu finden, soll eine Findungskommission eingesetzt werden. In Wissenschaftskreisen wird erwartet, dass ein bis zwei Jahre bis zum Antritt des neuen oder der neuen Vorstandsvorsitzenden vergehen können.
Das BIG ist dabei, für seine strategische Ausrichtung wichtige Professuren zu besetzen. Der Aufsichtsrat beauftragt den BIG-Vorstand nun, die Besetzungen voranzutreiben. Bei den Berufungsgesprächen soll der Nobelpreisträger Thomas Südhof den Vorstand unterstützen, der im Wissenschaftlichen Beirat des BIG sitzt. Südhof gehörte mit zwei weiteren Wissenschaftlern auch zu dem Expertengremium, das kurzfristig zur Unterstützung Böttingers gegründet worden war. Durch die kurzfristige Abberufung Böttingers ist es überflüssig geworden.
Lohse betont "Brückenfunktion" des BIG
Der Aufsichtsrat bekennt sich zu der „BIG-Strategie 2026“, die auch von Böttinger entwickelt worden war, und beauftragt den Vorstand, sie umzusetzen – aber auch, sie weiterzuentwickeln. Dazu setzt der Aufsichtsrat eine Strukturkommission ein, die „kurzfristig Vorschläge für eine Strukturreform“ vorlegen soll.
MDC-Chef Martin Lohse erklärte am Freitagvormittag, es werde jetzt allen Beteiligten ein besonderes Anliegen sein, die Verbindung zwischen Charité und MDC weiter zu stärken. "Das BIH ist als Brücke gedacht, die eine noch engere Zusammenarbeit ermöglicht und so neue Perspektiven für die translationale Forschung schafft." Dafür sei schon viel wichtige Aufbauarbeit geleistet worden. Entscheidend sei nun, exzellente Kandidatinnen und Kandidaten auszuwählen und die Zusammenarbeit zwischen den Partnereinrichtungen weiter auszubauen.
Schon vor einigen Wochen hatte Lohse in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel betont, Grundgedanke des BIH müsse sein, die Zusammenarbeit zwischen Charité und MDC weiter zu stärken. Mit dem Anspruch, das BIG müsse auf Anhieb selber Weltgeltung erlangen, sei er dagegen sehr vorsichtig, sagte Lohse damals.