Coronavirus in Deutschland: Maßnahmen zeigen Wirkung – RKI rechnet zunächst mit höherer Sterblichkeit
Das Robert Koch-Institut fürchtet, dass die Intensivbetten in Deutschland nicht ausreichen könnten. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zeigen nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts in Deutschland nun messbar Wirkung. Ein infizierter Mensch stecke seit einigen Tagen im Durchschnitt nur noch einen weiteren Menschen an, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag. In den vergangenen Wochen habe der Wert bei fünf, manchmal sogar bei sieben Menschen gelegen, die ein Infizierter ansteckte.
Ein Grund zur Entwarnung seien die neuen Daten aber noch nicht: Erst, wenn ein Infizierter im Durchschnitt weniger als einen Menschen anstecke, lasse die Epidemie langsam nach. „Wir müssen unter eins kommen. Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen gelingt“, sagte Wieler.
Es lasse sich noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die erhöhte Kapazität der Intensivbetten für Covid-19-Patienten in Deutschland in der nächsten Zeit ausreiche, sagte Wieler. Er persönlich glaube das im Moment noch nicht. Es sei weiter sehr wichtig, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, betonte der RKI-Präsident. Er appellierte an öffentliche Verkehrsbetriebe, den Takt für Busse und Bahnen eher noch zu erhöhen und mit mehr Waggons zu fahren. Es liege aber auch an den Passagieren selbst: Sie sollten sich verteilen und nicht bevorzugt in die vorderen oder hinteren Waggons einsteigen.
In Deutschland waren bis Freitagvormittag mehr als 80 500 Infektionen (Vortag Stand 10.15 Uhr: mehr als 73 900) mit dem neuen Coronavirus registriert. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Die Uhrzeit, wann ein neuer Tagesstand gemeldet wird, variiert dabei von Bundesland zu Bundesland. Zudem melden einige Bundesländer ihre Zahlen auch nicht immer zur gleichen Uhrzeit.
Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer
Besonders hohe Zahlen haben Bayern mit mehr als 19.100 nachgewiesenen Fällen und mindestens 277 Toten und Nordrhein-Westfalen mit mehr als 18.500 Fällen und mindestens 220 Toten. Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Bayern mit einem Wert von 146,5 die meisten Infektionen. Im Bundesschnitt waren es 96,9.
Mindestens 1022 (Vortag Stand 10.15 Uhr: 879) mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben. Mehrere Deutsche starben im Ausland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.
Wie für andere Länder rechnen Experten auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle. (dpa)