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Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
© dpa

Kinder und Jugendliche in der Pandemie: Leopoldina empfiehlt Präsenzbetrieb in Schulen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften fordert Präsenz in der Schule - und Hilfe für Kinder und Jugendliche, die die Folgen der Pandemie nicht kompensieren können.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat sich dafür ausgesprochen, die Bildungseinrichtungen unter geeigneten Schutzmaßnahmen offenzuhalten und einen Präsenzbetrieb zu ermöglichen. Der Unterricht an den Schulen und Anwesenheit in den Kitas sei für nahezu alle Kinder und Jugendlichen die effektivste Art des Lernens, schreiben die Akademie-Mitglieder am Montag in einer Stellungnahme.

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Für den Lernerfolg sei nicht nur relevant, wie viel Unterricht stattfindet, sondern auch in welcher Qualität. Regelmäßiges und kontinuierliches Feedback sei einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Lernen. Doch dies werde in die digitale Lehre selten systematisch integriert.

In der neuen Ad-hoc-Stellungnahme „Kinder und Jugendliche in der Coronavirus-Pandemie: psychosoziale und edukative Herausforderungen und Chancen“ empfiehlt die Akademie den  Auf- und Ausbau von Unterstützungs- und Bildungsstrukturen. Damit soll vor allem den  Kindern und Jugendlichen geholfen werden, die die Folgen der Pandemie nicht ausreichend kompensieren können. 

[Zur Frage wie groß das Infektionsrisiko an den Schulen ist, was Epidemiologen herausgefunden haben und empfehlen finden Sie in unserem T-Plus-Angebot folgenden Beitrag.]

„Die empfohlenen Maßnahmen sollten die derzeit bestehenden Ungleichheiten in Bildungs- und Entwicklungschancen nachhaltig adressieren und nicht nur pandemiebedingte Nachteile ausgleichen, sondern die Situation im Vergleich zum Status Quo vor der Pandemie verbessern“, heißt es von der Leopoldina.

Die Wissenschaftler:innen  der Leopoldina gehen  davon aus, dass die meisten Kinder und Jugendlichen die einschneidenden Folgen der Pandemie überwinden können. Doch manche von ihnen würden durch die erlittenen Defizite auch mittel- und langfristig beeinflusst werden. 

„Die Pandemie wirkt sich hier oft als Verstärker bereits zuvor bestehender Ungleichheiten und Entwicklungsrisiken aus“, schreiben die Akademie-Mitglieder. Darauf müsse besonderes Augenmerk gelegt werden.

Ausbau der digitalen Infrastruktur

Neben Präsenzunterricht sei eine Beschleunigung des Ausbaus der digitalen Infrastruktur an den Bildungseinrichtungen nötig. Dies betreffe nicht nur die Hardware, sondern auch zusätzliche IT-Fachkräfte und die Fortbildung von Pädagogen und Lehrern. Für die Grundschulen empfiehlt die Leopoldina vorrangig Rückstände in den Kernfächern Deutsch und Mathematik aufzuholen. Dafür soll der Stundenplan angepasst werden. 

Auch für Schüler:innen mit schwächeren Leistungen in der Primar- und Sekundarstufe sollte es zusätzliche Förderinstrumente geben.

Für psychische Probleme sensibilisieren

Die psychosoziale Entwicklung soll über Fördermaßnahmen und Mentoring-Programme unterstützt werden. Auch in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Therapie psychischer Störungen müsste es einen Ausbau der Maßnahmen geben. Damit psychische Erkrankungen besser behandelt und die Wartefristen auf einen Therapieplatz zu verringert werden können. Pädagogen und Lehrer sollten durch Fortbildungen für psychische Probleme der Kinder sensibilisiert werden.

[Zur Frage welche Auswirkungen der Lockdown, Homeschooling und Wechselunterricht auf die Schüler:innen haben kann, lesen Sie in unserem T-Plus-Angebot folgenden Beitrag.] 

Wichtig ist der Akademie auch das Thema Bewegung. Angebote und Infrastruktur dazu müssten ausgebaut werden, um eine gesunden Lebensstil in Schule und Kita zu ermöglichen. Auf die Bereiche Ernährung, Schlaf und körperliche Aktivität sollte besonders Wert gelegt werden. 

Der Mangel an körperlicher Aktivität sei bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland bereits vor der Pandemie groß gewesen. Im zweiten Lockdown habe es dabei einen weiteren starken Einbruch gegeben. Vor allem fehle es an körperlicher Aktivität mit höherer Intensität. 

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