Studie zu Lehrkäften: Lehrer sind Teamplayer - aber nicht im Klassenraum
Lehrkräfte halten Teamarbeit für sehr wichtig. Dennoch unterrichten nur wenige gemeinsam oder hospitieren bei Kollegen. Das ergibt eine neue Lehrerstudie.
Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland arbeiten gern zusammen – allerdings nur bei bestimmten Themen. So tauschen sie sich häufig über ihrer Schüler und über Lehrmaterialien aus. Im Team unterrichten oder Hospitationen bei den Kollegen sind dagegen weniger verbreitet.
Das geht aus einer Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, der Stiftung Mercator und der Telekom Stiftung hervor. Befragt wurden 1015 Lehrkräfte, die Ergebnisse sollen auch in der kommenden Woche auf dem internationalen Lehrerkongress in Berlin vorgestellt werden. Der Kongress wird auch von den vier Stiftungen unterstützt.
Prinzipiell ist die Bereitschaft zur Teamarbeit laut der Umfrage groß: 97 Prozent der Befragten erachten sie als wichtig, für 87 Prozent lohnt sich der damit verbundene Aufwand. Tatsächlich verbringen Lehrkräfte fünf von durchschnittlich 43 Stunden Wochenarbeitszeit, um sich mit Kollegen, anderen pädagogischen Fachkräften sowie Eltern auszutauschen. 82 Prozent der Befragten geben an, sie würden dabei über Unterrichtsmaterialien und Schülerinnen und Schüler sprechen. Auch geht es häufig darum, wie die Arbeit im Kollegium aufgeteilt werden kann (das sagen 77 Prozent).
Nur jeder Zehnte hospitiert bei Kollegen
Wird die Zusammenarbeit indes komplexer, beteiligen sich weniger Lehrkräfte. Die Hälfte der Befragten entwickelt gemeinsam mit Kollegen Unterrichtskonzepte. Wirklich im Team unterrichten nur 23 Prozent der Lehrkräfte, nur jeder Zehnte hospitiert häufig in den Stunden anderer Lehrer. Die Feedback-Kultur innerhalb des Kollegiums sei „besonders schwach ausgeprägt“, folgern die Bildungsforscher Dirk Richter (Bergische Universität Wuppertal) und Hans Anand Pant (HU Berlin), die die Zahlen ausgewertet haben: „Ein Großteil der Lehrkräfte in Deutschland erhält keine oder nur sehr wenige Einblicke in den Unterricht anderer Kollegen.“
Eine stärkere Teamarbeit zwischen Lehrkräften sei aber ein Erfolgsfaktor für gute Schulen, sagen die Bildungsforscher - umso mehr, weil die Schülerschaft immer diverser werde. Unterstütze die Schulleitung Teamarbeit, gelinge diese besser. Helfen könnten zum Beispiel feste Teamarbeitszeiten; Lehrkräfte sollten auch außerhalb des Unterrichts gemeinsam Zeit in der Schule verbringen. Derzeit würden Lehrkräfte vor allem an gebundenen Ganztagsschulen sowie nicht-gymnasialen Schulformen gut zusammenarbeiten.
Lehrerinnen und Lehrer mögen ihren Beruf
Die Umfrage zeigt auch, dass Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf mögen. 80 Prozent bezeichnen sich als motiviert, 76 Prozent sind zufrieden mit ihrem Job. Nur sechs Prozent halten sich für erschöpft, zwei Prozent haben große Zweifel an ihrer Kompetenz. Im Schnitt arbeiten Lehrkräfte genauso lange wie andere Akademiker: Nach Abzug der Ferien kommen sie auf eine 38-Stunden-Woche, was der Arbeitszeit von Ingenieuren, Juristen oder Beamten im höheren Dienst entspricht.