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Feiern muss sein. Berlin bietet mehr als nur das Studium. Beim Ausgehen halten sich viele Studierende aber finanziell zurück. Die meisten jobben, um über die Runden zu kommen.
© imago/Votos-Roland Owsnitzki

Umfrage: Können sich Studierende Berlin noch leisten?

Berlin, günstige Hochschulstadt: Das war einmal. Wir haben Studierende Berliner Hochschulen gefragt, wie sie mit den steigenden Kosten in der Hauptstadt zurechtkommen.

Von Muhamad Abdi

Berlin wird teurer – das bekommen längst auch Studierende zu spüren. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Hauptstadt auch deswegen als Hochschulstandort so beliebt war, weil es sich hier so günstig leben lässt. Zwar sind die Lebenshaltungskosten in Hamburg oder München immer noch höher. Doch in kaum einer anderen Stadt steigen die Preise so wie in Berlin. Beispiel Mieten: Diese sind für typische Studierendenwohnungen in Berlin seit 2010 um 42 Prozent gestiegen, mehr als in jeder anderen Stadt.

Die Sozialerhebung des Studentenwerks führt Berlin inzwischen auf Platz vier bei Miete und Nebenkosten: Studierende geben allein dafür im Schnitt 362 Euro im Monat aus, nur in München (387 Euro), Köln, Frankfurt und Hamburg sind es mehr – während Dresden und Leipzig hundert Euro darunter liegen. Um alle Ausgaben bestreiten zu können, arbeiten 70 Prozent aller Berliner Studierenden, auch das ein bundesweit überdurchschnittlicher Wert.

Wir haben jetzt Berliner Studenten und Studentinnen gefragt: "Könnt ihr euch Berlin noch leisten"?.

Mariam Theumer.
Mariam Theumer.
© Privat

Marian Theumer, 25, viertes Semester, Musikwissenschaft, Humboldt-Universität. Monatsbudget: 720 Euro

"Geldsorgen heißt für mich, wenn ich im Club oder auf einer öffentlichen Party bin und nachdenken muss, bevor ich das zweite oder dritte Bier trinke. Ich bekomme Bafög, bis vergangenes Jahr haben mir meine Eltern auch das Kindergeld überwiesen, aber das ist mit 25 ja leider vorbei. Von sich aus können mich meine Eltern nicht unterstützen.

Insgesamt habe ich etwa 720 Euro im Monat – also fast den Bafög-Höchstsatz. Insofern bin ich ein gutes Modell dafür, ob man mit 720 Euro auskommen kann. Bei mir reicht das Geld gut, obwohl ich in den zweieinhalb Jahren, in denen ich in Berlin lebe, schon gemerkt habe, dass alles teurer wird. Mit einem WG-Zimmer in Mitte hatte ich aber echt Glück, es kostet nur 290 Euro. Dafür kann ich ein bisschen mehr für Essen ausgeben. Ich koche gerne zu Hause, auch weil ich keine Lust habe, lange in der Mensa zu warten. Für Lebensmittel, für meinen Handy-Vertrag und fürs Feiern gebe ich ungefähr 300 Euro im Monat aus. Jobben muss ich also zurzeit nicht, das lässt mir neben dem Studium auch ausreichend Zeit für Musik".

Hend Taher.
Hend Taher.
© Doris Spiekermann-Klaas

Hend Taher, 26, Islamwissenschaften im Master, Freie Universität. Budget: 600 Euro

"Ich finanziere mein Studium selber und habe dafür vorher gearbeitet und gespart. Glücklicherweise konnte ich meine Stelle als pädagogische Fachkraft behalten und auf zwölf Stunden in der Woche reduzieren. Damit verdiene ich rund 550 Euro im Monat – und kann zusätzlich immer mal etwas von meinem Ersparten nehmen. Weil allein schon meine Miete 400 Euro kostet, ist das Geld natürlich oft knapp.

Mein Essen bekomme ich größtenteils vom Food-Sharing, einer Initiative, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Wir holen übrig gebliebene Lebensmittel bei Supermärkten und anderen Betrieben ab, die wir zum Teil auch verteilen. Wenn ich wegfahren will, trampe ich oder reise mit Bla-Bla Car. Ich kaufe gebrauchte Klamotten und habe mein Zimmer aus Weinkisten, Paletten und geschenkten Matratzen eingerichtet. So bin ich bisher ganz gut klargekommen.

Aber neulich habe ich gute Schuhe gekauft und einen Flug gebucht. Dieses Jahr brauche ich auch mal richtige Winterklamotten, einen neuen Rucksack. Da ist ganz schnell viel Geld weg. Deshalb suche ich jetzt nach einem zweiten Job und hoffe, dass trotzdem noch genug Zeit fürs Studium bleibt. Gleichzeitig bewerbe ich mich um ein Stipendium. Wäre toll, wenn es klappt".

Martin Lutz.
Martin Lutz.
© Privat

Martin Lutz, viertes Semester, Vorderasiatische Archäologie, FU. Budget: 1000 Euro

"Da ich mein Studium sehr ernst nehme, ist es nervig, wenn ich mich beispielsweise fragen muss ,Kann ich mir das Buch kaufen?‘ Oder: ,Kann ich an einem kostenpflichtigen Workshop teilnehmen? Ich bekomme 170 Euro Bafög und arbeite zehn Stunden pro Woche im Nebenjob. Der ist allerdings ideal für mich und mein Studienfach: Ich bin studentische Hilfskraft im Deutschen Archäologischen Institut. Insgesamt komme ich so auf etwa 1000 Euro im Monat. Zurzeit wohne ich auch noch echt günstig, im Studentenwohnheim in Lankwitz. Dort koche ich meistens für mich und für Freunde. Das klingt vielleicht sehr sparsam, aber mir schmeckt es einfach am besten, wenn ich weiß, was im Essen ist. Für Lebensmittel, Feiern und Handyvertrag gebe ich um die 300 Euro im Monat aus. Mein einziges Problem ist, dass ich seit drei Monaten auf der Suche nach einer Wohnung bin. Aber es ist fast unmöglich, eine zu finden, die halbwegs bezahlbar ist. Und dann müssen die Vermieter auch noch einen Studenten akzeptieren".

Yuyan Tong.
Yuyan Tong.
© privat

Yuyan Tong, zweites Semester, Business Administration, HWR Berlin. Budget: 960 Euro

Ich bin als Austauschstudentin aus China für zwei Semester in Berlin. Die Zeit mit meinen Freunden, die ich hier kennengelernt habe, genieße ich wirklich sehr – überhaupt ist das Leben in Berlin ganz wunderbar. Und weil ich zum Austausch hier bin, ist das Studium auch nicht so stressig. Glücklicherweise können mich meine Eltern finanziell unterstützen. Von ihnen bekomme ich 720 Euro im Monat. Zusätzlich arbeite ich 20 Stunden, insgesamt ist das ganz okay für mich. Ich wohne in einem Studentenheim und bezahle nicht so viel für die Miete.

Bevor ich den Nebenjob erhielt, habe ich oft zu Hause gekocht, um ein bisschen Geld zu sparen. Aber seitdem ich arbeite, gehe ich auch gerne in Cafés und Restaurants. Als Student hat man nun auch wirklich keine großen Ansprüche. Die Hauptsache ist, dass ich mein Studium mit guten Noten abschließe".

Aufgezeichnet von Muhamad Abdi.

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