Jurist kritisiert HU im Fall Baberowski: „Komplizin rechter Wissenschaft“
Der Bremer Jurist Andreas Fischer-Lescano kritisiert die HU Berlin im Fall des Historikers Jörg Baberowski. Nehme die HU ihre „voreiligen Reinwaschungen des Wissenschaftlers“ nicht zurück, mache sie sich „zur Komplizin rechter Wissenschaft“.
Der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano hat die Humboldt-Universität (HU) aufgefordert, sich von dem dort lehrenden Historiker Jörg Baberowski zu distanzieren. Geboten sei dies, nachdem Baberowski vor dem Oberlandesgericht Köln (OLG) gegen den Asta der Uni Bremen unterlegen ist, schreibt Fischer-Lescano in einem Beitrag für die „Frankfurter Rundschau“ vom Sonnabend.
„Wenn das Oberlandesgericht nach genauer Analyse von Baberowskis Schriften und tagespolitischen Äußerungen festhält, dass er sich die Kritik an seinen Positionen als rechtsradikal gefallen lassen muss, hat das Gründe. Diese sind in den Arbeiten Baberowskis selbst zu suchen“, betont Fischer-Lescano. Nehme die HU ihre „voreiligen Reinwaschungen des Wissenschaftlers“ nicht zurück, mache sie sich „zur Komplizin rechter Wissenschaft“. Fischer-Lescano leitet das Center of European Law and Politics an der Uni Bremen. Größere Bekanntheit erlangte er 2011, als er Plagiate in der Doktorarbeit des Verteidigungsministers zu Guttenberg aufdeckte.
Die HU hatte sich hinter Baberowski gestellt
In dem Rechtsstreit ging es Baberowski darum, den Studierenden Kritik an seinen politischen Äußerungen etwa zur Flüchtlingspolitik der Kanzlerin zu verbieten. Baberowskis Anwalt zog aber nach den Äußerungen des OLG den Verbotsantrag zurück. Die HU hatte sich im März nach einem erstinstanzlichen Urteil mit einer Stellungnahme hinter Baberowski gestellt. Seine wissenschaftlichen Äußerungen seien „nicht rechtsradikal“. Fischer-Lescano kommt zu einem anderen Schluss: „Vielmehr verschmelzen bei Baberowski wissenschaftliches Oeuvre und tagespolitische Äußerungen zu einem Amalgam rechtsradikaler Kritik, das durchsetzt ist von geschichtsrevisionistischen und nationalistischen Motiven“.
So hält Fischer-Lescano Baberowski seine Äußerung in einem „Spiegel“-Interview von 2014 vor, Hitler sei – im Gegensatz zu Stalin – „nicht grausam“ gewesen. Die Behauptung, Hitler habe an seinem Essenstisch nicht über die Judenverfolgung gesprochen, sei historisch falsch. Und ohnehin sei zu fragen: „Was aber war der Holocaust, wenn nicht ein grausamer Massenmord, der zu Recht zu den Verurteilungen der Nürnberger Prozesse führte?“
In seinen tagespolitischen Äußerungen argumentiere Baberowski „offen nationalistisch“. So lasse sich nachlesen, dass er „im Hinblick auf Menschen, ,die uns und unsere Lebensweise vernichten wollen‘, Gewalt einfordert“. Fischer-Lescano bezeichnet es als „Aufgabe verantwortlicher Wissenschaft“, „rechte Ideologie als solche zu entlarven“. Bislang verdeutliche die Reaktion der HU aber, „wie erschreckend normal die rechte Rede an den Universitäten bereits geworden ist“.