Meeresbiologie: Klimaerwärmung schadet auch Korallen in der Tiefe
Hohe Wassertemperaturen können Korallen schwer schädigen. Nun zeigt eine Studie, dass die Korallenbleiche bis in 40 Meter Tiefe reichen kann.
Die Erwärmung der Ozeane kann Korallen nicht nur in flachen Meeresregionen schädigen, sondern auch in tieferen Wasserschichten. Die ausgedehnte Korallenbleiche am australischen Great Barrier Riff im Jahr 2016 ließ einer Studie zufolge Korallen noch in 40 Metern Tiefe absterben. Zwar seien die Schäden weniger gravierend als im flacheren Wasser, schreiben Forscher um Pedro Frade von der Universität der Algarve in Faro (Portugal) im Fachjournal "Nature Communications". Dennoch böten tiefere Riffregionen Korallen nur begrenzt Schutz vor der Bleiche.
40 Prozent der Korallen betroffen
"Es war ein Schock zu sehen, dass sich die Auswirkungen auf diese schwach beleuchteten Riffe ausdehnten, da wir hofften, dass ihre Tiefe Schutz vor diesem verheerenden Ereignis bot", wird Frade in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Bei den Untersuchungen im Jahr 2016 waren in einer Wassertiefe von 40 Metern etwa 40 Prozent der Korallen gebleicht, sechs Prozent waren sogar abgestorben. In 5 bis 25 Metern Tiefe betraf die Korallenbleiche 60 bis 69 Prozent der Bestände, 8 bis 12 Prozent waren tot. Die Forscher untersuchten verschiedenen Stellen des Great Barrier Riffs und benachbarter Korallenbänke.
"Wir haben bereits früher festgestellt, dass die Schutzfunktion tiefer Riffregionen dadurch eingeschränkt wird, dass sich die Arten von tiefen und flachen Riffs nur begrenzt überlappen", sagt Ko-Autor Ove Hoegh-Guldberg von der University of Queensland in St. Lucia, wo die Studie durchgeführt wurde. Viele gefährdete Korallenarten, die in flachem Wasser leben, kommen in 40 Metern Tiefe nicht oder kaum noch vor. Die aktuelle Studie zeigt, dass selbst für jene Arten, die flache wie auch tiefe Regionen besiedeln, der Schutz durch die Tiefe beschränkt ist.
Wassertemperatur steigt auch in 40 Metern Tiefe
Schuld daran sind die Temperaturen: Gewöhnlich profitieren die tieferen Schichten vom Auftrieb kalten Tiefenwassers. Doch das änderte sich 2016 im Lauf des Sommers: An den untersuchten Stellen erreichten die höchsten Tagesdurchschnittstemperaturen selbst in 40 Metern Tiefe noch 29,7 bis 29,9 Grad Celsius. In 10 Metern Tiefe lagen sie mit 30,1 bis 30,6 Grad Celsius nur unwesentlich höher. Damit lag die Werte in 40 Metern Tiefe 1,8 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel des wärmsten Monats.
Die Wissenschaftler halten es sogar für möglich, dass ihre Messungen nicht das ganze Ausmaß der Korallenschäden am tiefen Riff zeigen. Untersuchungen in der Karibik hätten gezeigt, dass die Korallenbleiche in tieferen Regionen im Vergleich zu höheren Regionen später einsetze und länger andauere, schreiben die Meeresbiologen. Sie erforschen derzeit, wie sich Korallenriffe in geringerer und in größerer Tiefe in der kühleren Jahreszeit regenerieren. Stefan Parsch (dpa)