Rosetta-Mission: Kamera entdeckt Lander Philae auf dem Kometen "Tschuri"
Kurz vor dem Ende der Rosetta-Mission spürt die Sonde den verschollenen Roboter "Philae" auf. Mit ihm gelang im November 2014 die erste weiche Landung auf einem Kometen.
Mit der Landung auf dem Kometen Tschurjumow/Gerassimenko ("Tschuri") vor anderthalb Jahren hatte das Team der "Rosetta"-Mission Raumfahrtgeschichte geschrieben. Zum ersten Mal war es gelungen, einen Roboter mehr oder weniger sanft auf einem Kometen aufsetzen zu lassen. Perfekt war die Landung nicht - der waschmaschinengroßer Lander prallte ab und machte noch zwei Hüpfer, bevor er endgültig auf der Oberfläche des Eis-und-Staub-Klumpens aufsetzte. Wo genau, das wusste bisher keiner.
Wie die europäische Raumfahrtagentur Esa am Montag mitteilte, wurde der Lander "Philae" nun gefunden: von seiner Muttersonde "Rosetta", die nach wie vor den Kometen umkreist. Immer näher kommt sie dieser Tage der Oberfläche, am 30. September soll sie aufsetzen, was das Missionsende bedeuten wird. Am 2. September hat die "Osiris"-Kamera in 2,7 Kilometern Höhe eine weitere Aufnahme der mutmaßlichen Landestelle gemacht. Darauf ist "Philae" - dank der geringen Überflughöhe - nun deutlich zu erkennen.
"Im letzten Moment gefunden"
"Die Entdeckung kommt am Ende einer langen und akribischen Suche", sagt der Missions-Manager Patrick Martin laut einer Esa-Mitteilung. Das Team habe bereits begonnen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Philae für immer verschollen sein wird. "Das ist unglaublich, wir haben die Sonde im letzten Moment gefunden."
Am 12. November 2014, nach zehn Jahren Anreise, war sie vom Mutterschiff Rosetta getrennt worden, um auf Tschurjumow/Gerassimenko aufzusetzen und umfangreiche Forschungen auf der Kometenoberfläche vorzunehmen. Rund 60 Stunden spulte sie das wissenschaftliche Programm ab, bevor die Batterien leer waren. Die Sonde fiel in einen eisigen Schlaf. Wegen der ungünstigen Position in einer tiefen Spalte auf Tschuri erhielten die Solarpaneele nur wenig Licht und konnten kaum Strom erzeugen. Es reichte allerdings, um sich noch einige Male bemerkbar zu machen. Doch die Kommunikation mit den Experten auf der Erde war sehr lückenhaft und brach immer wieder zusammen. Vor wenigen Wochen wurden die Versuche zur Kontaktaufnahme endgültig eingestellt und die Sonde damit offiziell aufgegeben.
Kometenforschung soll die Entwicklung des Sonnensystems verstehen helfen
Die Mission Rosetta hat einige wichtige Befunde geliefert. So belegte sie, dass das Wasser auf der Erde wohl nicht von Kometen dieses Typs stammt - oder zumindest nicht zum überwiegenden Teil. Darüber hinaus zeigen Messungen, dass Tschuri ziemlich porös ist. Seine Dichte beträgt rund 0,6 Gramm je Kubikzentimeter, das entspricht etwa der Dichte von Holz oder Kork.
Die Auswertung der Daten dauert noch an. Die Wissenschaftler rechnen in den kommenden Jahren mit weiteren Erkenntnissen, die helfen sollen, die Entwicklung des Sonnensystems besser zu verstehen. Das sagte Tilman Spohn vom DLR-Institut für Planetenforschung bei der Eröffnung der Rosetta-Ausstellung im Berliner Naturkundemuseum vor vier Wochen. Bis zum Januar sind dort beeindruckende Bilder von dem fernen Himmelskörper sowie Kopien der wissenschaftlichen Instrumente zu sehen - wie auch zahlreiche Ergebnisse der Kometenforschung. Das fünf Meter große Modell des Kometen, das im Naturkundemuseum ausgestellt ist, wurde übrigens so positioniert, dass sich die Landestelle von Philae unter dem Koloss befindet. Es muss also nichts nachgebessert werden.