G7 und das Klima: Kalter Kaffee aus Elmau
Der vermeintliche Durchbruch beim Klimaschutz ist weder neu, noch hat er großes Gewicht. Es ist noch sehr weit bis zu einer "kohlenstoffarmen" Wirtschaft. Die deutsche Energiewende ist jedenfalls kein gutes Vorbild. Ein Kommentar.
Die Klimakanzlerin ist wieder da! So jubelte es nach dem Ende des G-7-Gipfels durchs Land. Selbst Lobbyisten von Greenpeace und Germanwatch fanden lobende Worte für das, was Angela Merkel den Staatenlenkern aus den USA, Kanada, Japan, Frankreich, Großbritannien und Italien angeblich abgerungen hatte. Bis 2050 soll der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid um 40 bis 70 Prozent gegenüber 2010 verringert werden, heißt es in dem Abschlussdokument. Langfristig soll die Wirtschaft „kohlenstoffarm“ werden, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.
Ein Durchbruch, wie vielfach behauptet wird, ist das nicht. Eher ein Aufguss längst gemachter Zusagen. „Bis 2050 sollen die Kohlendioxidemissionen um mindestens 50 Prozent verringert werden“, auf diese Formel hatten sich die G7 plus Russland bereits vor sechs Jahren im italienischen L’Aquila verständigt. Auch auf das Ziel, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau unter zwei Grad zu halten, einigte sich die Weltgemeinschaft bereits 2010, freilich ohne zu sagen, wie das gelingen soll.
Ausgerechnet die viel gescholtene Kohle ist beliebter denn je
Warum wird dennoch gejubelt? Weil im Dezember in Paris eine neues Klimaschutzabkommen verabschiedet werden soll und die Unterhändler dringend Aufwind brauchen. Den lieferten Merkel und die Männer von Elmau – mehr oder weniger bereitwillig. Ob der Aufwind stark genug ist, muss bezweifelt werden. Mit gleichem Ziel wurden die Vereinbarungen in L’Aquila im Sommer 2009 verabschiedet. Sie konnten trotzdem nicht verhindern, dass der darauf folgende Klimagipfel in Kopenhagen scheiterte.
Heute sieht es kaum besser aus. Beschwörungen, wie die Welt in ein paar Jahrzehnten zu sein hat, sind leicht gemacht. Sinnvoller ist ein Blick auf die Realität, und die ist peinlich. Ausgerechnet die viel gescholtene Kohle ist beliebter denn je. Von 2009 bis 2013 nahm der Verbrauch in fünf G-7-Staaten zu. Nur in Kanada und den USA ging er zurück, weil sie stattdessen dank „Fracking“ massenhaft Öl und Gas förderten.
Die Energieversorgung muss weitgehend ohne fossile Rohstoffe auskommen
Aber es gibt Hoffnung. Im vergangenen Jahr stieg der globale Kohlendioxidausstoß erstmals nicht weiter an, obwohl die Wirtschaft anzog. Und es hat sich herumgesprochen, dass die Kohleverbrennung ohne das Abtrennen und Endlagern von CO2 im Untergrund wirklich übel ist. Forsche Politiker und zögerliche Investoren setzen die Branche unter Druck. Ob der Anteil des Kohlestroms in den nächsten Jahren tatsächlich nennenswert sinkt, muss sich aber erst noch zeigen.
Zugleich muss die Frage beantwortet werden, woher die Energie stattdessen kommen soll: Energie für heute sieben, bald aber neun Milliarden Menschen. Erdöl und Erdgas mögen als Brücke sinnvoll sein, doch nicht auf lange Sicht. Um die Erderwärmung und ihre Folgen für unsere Kinder und Enkel überschaubar zu halten, muss die Energieversorgung weitgehend ohne fossile Rohstoffe auskommen. Je früher, umso besser. Dabei sind alle Länder aufgefordert, nicht nur die G7, die lediglich für ein Fünftel des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich sind.
Milliardenteure Solaranlagen liefern wenig Energie
Die hiesige Energiewende taugt dabei kaum als Vorbild. Die mit Milliardensubventionen errichteten Windparks und Solaranlagen liefern weniger als drei Prozent des Primärenergieverbrauchs. Allein um die deutschen Kernkraftwerke zu ersetzen, bräuchte es dreimal so viele Windräder und Solarmodule. Von den Kohlemeilern ganz zu schweigen.