Empfehlung der Stiko am Montag: Johnson & Johnson-Impfstoff wohl nur noch für über 60-Jährige
Nach der Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson sind in einzelnen Fällen Blutgerinnsel aufgetreten. Das könnte nun Einfluss auf die Impfkampagne haben.
Der Corona-Impfstoff von Johnson&Johnson wird womöglich nur für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) wolle diese Altersempfehlung am Montag geben, berichtete das Magazin "Spiegel" am Freitag. Jüngere sollen den Impfstoff demnach aber nach Aufklärung durch einen Arzt weiter nutzen dürfen.
Das Robert Koch-Institut bestätigte dem Magazin, dass am Montag eine Stellungnahme der Stiko erwartet werde. Wie diese aussehen werde, wollte ein Sprecher indes nicht kommentieren.
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Warum soll der Impfstoff erst bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden?
Ähnlich wie bei Astrazeneca wurden auch beim Impfstoff von Johnson&Johnson in einzelnen Fällen Blutgerinnsel nach einer Impfung beobachtet. Die USA hatten die Impfungen damit deshalb vorübergehend ausgesetzt.
In der EU ist der Impfstoff bereits seit März zugelassen, wurde aber bislang kaum eingesetzt. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte im April entschieden, trotz der Berichte über Blutgerinnsel grundsätzlich an ihrer positiven Risikobewertung des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson festzuhalten. Es gebe zwar "eine mögliche Verbindung" zwischen dem Vakzin und dem vereinzelten Auftreten von Blutgerinnseln, erklärte die EMA. Der Nutzen des Impfstoffes überwiege aber die Risiken.
Auch die US-Behörden gaben vor kurzem nach einer vorübergehenden Aussetzung wieder grünes Licht für den Impfstoff von Johnson & Johnson.
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Dänemark hingegen hat die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson ganz eingestellt. Die dänische Gesundheitsbehörde entschied, den Impfstoff des US-Pharmakonzerns wegen seltener Fälle von Blutgerinnseln aus dem dänischen Impfprogramm zu streichen. Die Behörde kam nach eigenen Angaben zu dem Schluss, dass die Vorteile des Impfstoffs mögliche Nebenwirkungen nicht überwiegen.
Im April hatte die dänische Regierung aus dem gleichen Grund bereits als erstes Land in Europa die Impfungen mit Astrazeneca eingestellt. In Deutschland hat die Stiko hatte Ende März empfohlen, den Impfstoff von Astrazeneca in der Regel nur noch für Menschen über 60 Jahren einzusetzen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hoben am Donnerstag die Impfpriorisierung für das Vakzin auf.
Welche Wirkungsweise hat der Impfstoff von Johnson & Johnson?
Wie bei Astrazeneca und dem russischen Vakzin Sputnik V handelt es sich um einen Vektorvirenimpfstoff. Dabei wird als Vektor ein sogenanntes Adenovirus genutzt. Dieses löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann.
Über den Vektor werden genetische Anweisungen an die Zellen übermittelt, ein bestimmtes Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2 zu produzieren. Auf diese Weise wird das Immunsystem auf die Bekämpfung des echten Coronavirus vorbereitet.
Im Gegensatz zu allen anderen bisher in der EU zugelassenen Impfstoffen reicht zur Immunisierung eine Dosis aus.
Wie wirksam ist der Impfstoff von Johnson & Johnson?
Die Wirksamkeit des Impfstoffs von Johnson & Johnson wurde an etwa 40.000 Menschen ab 18 Jahren getestet. Bei den Studien in mehreren Ländern, darunter die USA, Mexiko, Brasilien und Südafrika, bekamen die Hälfte der Probanden das Vakzin und die andere Hälfte ein Placebo. Die Tests ergaben eine hohe Wirksamkeit von 85 Prozent gegen Corona-Infektionen mit einem schweren Verlauf. Keiner der geimpften Probanden starb, bei der Kontrollgruppe gab es sieben Todesfälle.
Die Wirksamkeit gegen leichte bis schwerere Covid-19-Erkrankungen beträgt den Studien zufolge 66 Prozent. Allerdings scheint die Wirksamkeit je nach Coronavirus-Variante zu variieren. In den USA betrug die Wirksamkeit gegen leichte bis schwerere Infektionen 72 Prozent, in Südafrika, wo zum Zeitpunkt der Studie bereits die Virus-Mutante B.1.351 grassierte, hingegen nur 64 Prozent.
Bei den in der EU bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna ist die Wirksamkeit insgesamt mit rund 90 Prozent allerdings höher. Experten geben aber zu bedenken, dass diese beiden Hersteller ihre klinischen Tests bereits vor der Ausbreitung von Mutanten wie der südafrikanischen Variante machten. (AFP/dpa)