Islam-Theologie an der Humboldt-Universität: Islamischer Friedensschluss
Die islamische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität kann „durchstarten“ - mit voraussichtlich sechs Professuren und drei Studiengängen.
Die islamische Theologie als Problemprojekt der Humboldt-Universität? Das Trauma der späten und schwierigen Etablierung des Fachs scheint überwunden zu sein, so der Eindruck im Akademischen Senat (AS) am Dienstag. Das Gremium nahm Erläuterungen des Gründungsbeauftragten Michael Borgolte weitgehend unaufgeregt zur Kenntnis. Nun sieht alles danach aus, als könnte die Berliner Islam-Theologie zum Wintersemester 2019/20 starten – als starke Partnerin im Verbund der seit 2011/12 bestehenden fünf Theologie-Standorte zwischen Osnabrück und Tübingen.
Geplant wird mit vier W3-Professuren, von denen eine als Juniorprofessur mit einer Überleitung nach nur drei Jahren ausgeschrieben werden soll. Das geht aus einem Konzept zur Einrichtung des neuen Zentralinstituts hervor, das Borgolte erstmals Ende April im AS vorstellte. Demnach sind alle Professuren „einem vergleichenden Ansatz verpflichtet, der der Vielfalt religiöser Strömungen im Islam gerecht werden soll“. Insbesondere würden „die Einsichten und Traditionen von Sunniten- und Schiitentum in Forschung und Lehre angemessen zur Geltung kommen“.
Islamische Theologie, Lehramt und "Islam und Gesellschaft"
Die Professuren sollen nach der zu erwartenden formellen Zustimmung durch den AS und das Kuratorium Mitte Ende Juni ausgeschrieben werden. Bei ihren Denominationen handelt es sich um Islamische Textwissenschaften (Koran und Hadith), Religionspädagogik und praktische Theologie, Recht in Geschichte und Gegenwart sowie Islamische Philosophie und Glaubensgrundlagen. Zusätzlich hat die HU beim BMBF zwei Forschungsprofessuren für Islamische Ideengeschichte und vergleichende Theologie beantragt. Die Studiengänge umfassen einen Bachelor- und einen Masterstudiengang „Islamische Theologie“, einen Lehramtsstudiengang mit Bachelor und Master sowie einen Master „Islam und Gesellschaft“.
Die Berliner Islam-Theologie war eine schwierige Geburt. Nach der Empfehlung des Wissenschaftsrats, das Fach an deutschen Unis zu etablieren, wollte sich keine Berliner Uni bewerben. Jahre später ließ sich die HU vom Senat überreden, dann drohte das Vorhaben aber an der komplizierten Beteiligung der fünf mitgliederstärksten und durchweg konservativ ausgerichteten Islam-Verbände zu scheitern. Im Beirat für das geplante HU-Institut wollten am Ende nur drei Verbände mitwirken.
HU-Präsidentin: Möglich, durch Evaluierung "nachzusteuern"
Im AS wurden allein vom studentischen Vertreter Bedenken angemeldet. Seine Forderung, die „freien“ Beiratssitze für progressive Verbände zu öffnen, fand keine Unterstützung. Die Uni sei rechtlich gebunden, mit denen zu arbeiten, die wichtige Gruppen unter den Muslimen repräsentieren, sagte HU-Präsidentin Sabine Kunst. Michael Borgolte appellierte: „Wenn wir jetzt nicht durchstarten, werden wir die Institutsgründung nicht realisieren.“ Dahinter steht die berechtigte Befürchtung, dass die drei konservativen Verbände bei einer Einladung Liberaler wieder abspringen würden. Sabine Kunst verwies noch einmal auf die Möglichkeit, durch die Evaluierung der Beiratsarbeit nach drei Jahren „nachzusteuern“.