Islamische Theologie an der Humboldt-Universität: Auch die Föderation wirkt im Beirat mit
Im Beirat für die Islam-Theologie an der Humboldt-Uni wirkt nun auch die Islamische Förderation mit. Laut Senat soll es vorerst bei drei Verbänden und zwei unabhängigen Wissenschaftlern bleiben.
Auch die Islamische Föderation wird im Beirat der Islam-Theologie an der Humboldt-Universität mitwirken. Das teilten die Humboldt-Universität und der Berliner Senat am Dienstag mit. Die Moscheegemeinden, die in der Föderation organisiert sind, haben der Vereinbarung mit dem Land Berlin und der HU über die Gründung und die Arbeitsweise des Beirats zugestimmt.
Damit wollen sich nun drei von ursprünglich fünf Islam-Verbänden, mit denen die Universität seit einem Jahr im Gespräch war, beteiligen. Nicht dabei sind die türkische Ditib und der Verband der Islamischen Kulturzentren.
Der Beirat erfüllt in den islamisch-theologischen Instituten an Universitäten die Funktion der Kirchen, die ein Vetorecht bei theologischen Bedenken gegen die Besetzung von Professuren haben.
Verbände sahen ihre theologische Autorität bedroht
Zum Stichtag am 1. April hatte nur einer der fünf Verbände, die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands, die Vereinbarung paraphiert. Nach einem Krisengespräch bei Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach am 13. April kam der Zentralrat der Muslime dazu. Die Islamische Föderation Berlin erklärte, ihre Mitgliedsgemeinden befragen zu wollen. Der Vertragsentwurf greife in ihr Selbstverwaltungs- und Organisationsrecht ein, hieß es.
Kritisiert wurde wie berichtet, dass die Stimmen der Religionsgemeinschaften in dem „konfessionellen Beirat“ nicht ausschlaggebend sind, sondern vier zusätzlich entsandte verbandsunabhängige muslimische Wissenschaftler gleichberechtigt mitstimmen können. Bei der erforderlichen Zweidrittelmehrheit bei Entscheidungen im Beirat hätten die fünf Verbandsvertreter sich jeweils mit mindestens einem unabhängigen Wissenschaftler verständigen müssen.
Föderation lobt "Nachbesserungen am Vertragswerk"
Die Mitgliedsgemeinden hätten sich nach „deutlichen Nachbesserungen am Vertragswerk“ für eine Mitwirkung im Beirat ausgesprochen, erklärte am Dienstag der Geschäftsführer der Islamischen Föderation, Mustafa Özdemir. Bedenken wegen der Evaluation des Beirats seien ausgeräumt worden. Hier hatten die Verbände befürchtet, aussortiert zu werden, wenn sie nicht im Sinne der Universität kooperieren. Zudem sei die geforderte Sperrminorität „faktisch durchgesetzt“ worden sei, erklärte Özdemir. Die Zahl der unabhängigen Wissenschaftler werde von vier auf zwei reduziert.
Staatssekretär: Weniger Mitglieder, aber ansonsten keine Änderungen
Staatssekretär Krach bestätigte auf Anfrage, dass der Beirat insgesamt verkleinert wird. Allerdings verändere sich dadurch nichts an den Stimmverhältnissen. Die Zweidrittelmehrheit erfordere weiterhin, dass die Verbandsvertreter in strittigen Fragen einen der unabhängigen Hochschullehrenden überzeugten. Über die Verkleinerung des Beirats hinaus habe es keinerlei Veränderungen am Vertragstext gegeben. Krach betonte, die Mitarbeit der Islamischen Förderation sei „wichtig, weil sie sich stark im islamischen Religionsunterricht an Berliner Schulen engagiert“.
Mit dem neuen Stand der Dinge steht aber auch fest: Es bleibt vorerst bei der konservativen Ausrichtung des Beirats, liberale Kräfte werden in absehbarer Zeit nicht zusätzlich eingeladen. In der aktuellen Pressemitteilung wird lediglich betont, "eine Aufnahme weiterer Verbände ist nach den Regeln der Kooperationsvereinbarung möglich". Spannend ist nun, welche unabhängigen Hochschullehrenden in den Beirat berufen werden. Und ob die Gremien der Humboldt-Universität der Gründung des Instituts überhaupt zustimmen. Die Universität und die Senatskanzlei Wissenschaft und Forschung jedenfalls sehen die Etablierung der Islamischen Theologie an der HU "weiterhin auf einem guten Weg".