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Ein Polizist wird auf der indonesischen Insel Bali gegen Covid-19 geimpft. Indonesien verimpft ein in China entwickeltes Vakzin.
© Sonny Tumbelaka/AFP

Eigener Weg mit möglichen Vorteilen: Indonesien impft Jüngere zuerst gegen Covid-19

Indonesien geht mit seinem Covid-19-Impfprogramm einen eigenen Weg. Die Strategie könnte stärker von Wissenslücken geleitet sein als von ihrem Erfolgspotenzial.

Am Mittwoch begann in Indonesien das Impfprogramm gegen Covid-19. Anders als in vielen anderen Ländern stehen ältere, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen dabei nicht an erster Stelle.

Nach Mitarbeitenden im Gesundheitswesen und im öffentlichen Dienst sollen zunächst jüngere Menschen zwischen 18 und 59 Jahren geimpft werden. Erklärtes Ziel ist es, schnell eine Herdenimmunität zu erreichen.

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Fehlende Daten

Präsident Joko Widodo ließ sich im Präsidentenpalast als erster mit dem Mittel CoronaVac des chinesischen Pharmakonzerns Sinovac Biotech impfen. Damit wollte er der Bevölkerung zeigen, dass das Vakzin sicher ist. Die indonesische Arzneimittelagentur hatte am Montag eine Notfallzulassung für den Sinovac-Impfstoff erteilt.

Bei der Erprobung des chinesischen Produkts in Indonesien wurden allerdings nur Menschen zwischen 18 und 59 Jahren geimpft. Daten zur Sicherheit für ältere Menschen wurden nicht erhoben.

„Indonesien wurde gebeten, die Studie an der arbeitenden Bevölkerung durchzuführen“, zitiert der Onlinedienst der BBC die Sprecherin des indonesischen Gesundheitsministerium Siti Nadia Tarmizi. Die Impfungen älterer Menschen sollen in der zweiten Impfrunde mit Impfstoffen von Pfizer und Biontech sowie AstraZeneca beginnen.

Mögliche Vorteile

Die Regierung betrachte die Strategie, sich zunächst auf die arbeitende Bevölkerung zu konzentrieren jedoch auch unabhängig von der Studienlage als vorteilhaft. Sie würde die meisten Menschen schützen. „Wenn die berufstätigen Mitglieder eines Haushalts geimpft werden, bedeutet das, dass sie das Virus nicht in das Haus bringen, wo sich ihre älteren Verwandten aufhalten“, erklärt Nadia.

In Deutschland ist die Verhinderung schwerer Verläufe und möglichst vieler Todesfälle die oberste Priorität des Impfprogramms. Daher werden zunächst ältere Menschen geimpft, die häufiger schwer betroffen sind als Jüngere.

Um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen, könnte es jedoch sinnvoller sein, die jüngere Bevölkerung zuerst zu impfen, da sie das Infektionsgeschehen stärker antreibe. Darauf lassen Modellrechnungen schließen.

Eine junge Person zu impfen, die ohne Immunisierung zehn weitere Menschen anstecken würde könnte sich im Kampf gegen die Infektionskrankheit demnach als erfolgreicher erweisen, als einen alten Menschen zu impfen, der nur eine oder zwei weitere Personen ansteckt.

Keine Verurteilung

Experten gestehen dem indonesischen Ansatz seine Berechtigung zu. „Wir wissen nicht, ob es funktioniert und es muss ausgewertet werden“, sagte Peter Collignon von der Australian National University der BBC. Aber es sei grundsätzlich sinnvoll, die Einführung des Impfstoffs an die Gegebenheiten eines Landes anzupassen. „In einem Entwicklungsland kann man den Leuten nicht wirklich sagen, dass sie zu Hause bleiben sollen“, sagt der Infektiologe.

Robert Read, Berater des Impfprogramms der britischen Regierung sagt: „Es steht den reichen westlichen Ländern nicht zu, anderen Ländern auf der Welt zu sagen, was sie tun sollten.“ Der indonesische Ansatz könne „das Richtige für das Land sein“, denn weltweit wisse niemand, was im Moment das Richtige sei.

Dale Fisher vom National University Hospital beurteilt den Ansatz als „pragmatisch“. „Es ist eine zugängliche Gruppe, und es wird sicherlich helfen, die Unternehmen und die Lebensmittelindustrie am Laufen zu halten“, sagte er.

Indonesien mit seinen fast 270 Millionen Einwohnern ist der am schlimmsten von der Pandemie betroffene Staat in Südostasien. Bis Mittwoch hatten sich in Indonesien fast 840.000 Menschen mit Corona infiziert. Mehr als 24.000 sind in Verbindung mit einer Infektion mit dem Virus verstorben. „Mit den Impfungen soll die Kette der Coronavirus-Übertragung unterbrochen, die Gesundheit der Menschen geschützt und die Erholung der Wirtschaft unterstützt werden“, sagte Präsident Widodo. (mit dpa)

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