Schweinegrippe-Pandemie 2009/10: Impfkampagne mit Nebenwirkungen
2009 drohte eine weltweite Welle starker Grippeerkrankungen. Der hastig dagegen produzierte Impfstoff Pandemrix soll nicht ausreichend geprüft worden sein.
2009 tauchte ein Influenza--Erreger auf, der nicht in übliche Schemata passte. Er verbreitete sich unabhängig von der „normalen“ saisonalen Grippe und war von einem Typ, H1N1, der als „Spanische Grippe“ von 1918 schon einmal verheerende Auswirkungen gehabt hatte. Nicht zuletzt diese Parallele gab Anlass zu schlimmsten Befürchtungen. Im Juni rief die Weltgesundheitsorganisation eine „Pandemie“ aus, also eine Länder und Kontinente übergreifende Ausbreitung. Behörden und Hersteller veranlasste das offenbar teilweise, Nebenwirkungen schnell produzierter und kaum getesteter Impfstoffe zu ignorieren.
Das „British Medical Journal“ berichtete kürzlich, bei dem in Europa meistverwendeten „Pandemrix“ seien deutlich häufiger Komplikationen wie allergischer Schock oder unheilbare Narkolepsie (häufiges plötzliches Einschlafen) beobachtet worden als bei anderen Impfstoffen gegen Schweinegrippe. Die Ursachen dieser Effekte sind unklar. Eine Rolle könnten Zusatzstoffe spielen, die die Immunreaktion verstärken. Das spart eigentlichen Wirkstoff – und so wertvolle Zeit in Pandemie-Situationen. Doch bei einem anderem Impfstoff mit praktisch identischen Zusätzen, dem in Kanada verwendeten Arepanrix, wurden deutlich weniger Nebenwirkungen gemeldet. Nun stehen andere Zusatzstoffe im Verdacht. Möglich ist aber auch, dass es in Europa gar nicht mehr Nebenwirkungen gab, sondern sie dort nur häufiger gemeldet wurden.
Dieser Artikel erschien als "Kasten" im Text zum Grippe-Impfstoff für die Saison 2018/2019.