zum Hauptinhalt
Eine Labormitarbeiterin hantiert mit Chemikalien.
© dpa

Befristungen an Hochschulen: Humboldt-Uni streitet über prekäre Arbeit

Die Humboldt-Universität will wissenschaftlichen Mitarbeitern bessere Verträge geben als bisher. Kurzen Befristungen wird ein Riegel vorgeschoben, aber weiterhin bleibt es möglich, regelhaft nur halbe Stellen zu vergeben.

Nachwuchswissenschaftler sollen an der Humboldt-Universität künftig nicht mehr „so prekär beschäftigt sein, dass sie keinen festen Boden unter den Füßen haben“. Das erklärte HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz am Montag im Akademischen Senat (AS). Dazu hatten sich die Berliner Unis auch in den aktuellen Hochschulverträgen verpflichtet. "Die Hochschulen setzen sich zum Ziel, die Beschäftigungszeiten des befristeten wissenschaftlichen Nachwuchses so zu gestalten, dass vorhandene Spielräume hinsichtlich Familienfreundlichkeit und Planungssicherheit nach Möglichkeit umfassend ausgeschöpft werden", heißt es dort. Doch die Richtlinien zur Beschäftigung des akademischen Mittelbaus, die der HU-Präsident zum 1. April 2015 erlassen will, bleiben umstritten. Vertreter des Mittelbaus kritisieren die geplanten Mindeststandards. Danach sollen Mitarbeiter zwar bei einer erstmaligen Beschäftigung mindestens für drei Jahre eingestellt werden. Die Arbeitszeit soll aber nicht wie vom Mittelbau gewünscht mindestens zwei Drittel betragen, sondern nur die Hälfte der vollen Arbeitszeit. Studien zufolge betrage die tatsächliche Arbeitszeit auf einer halben Stelle weit über 30 Stunden, wandte Larissa Klinzing ein.

Ein Dekan: Fürs Promovieren wird nicht gezahlt

Richard Lucius, Dekan der Lebenswissenschaftlichen Fakultät, widersprach: Halbe Stellen müssten bei Promovierenden die Regel sein, schließlich sollten sie ja nur für ihre Arbeit am Institut bezahlt werden, nicht aber für das Schreiben ihrer Doktorarbeit. Außerdem sei es wünschenswert, eine ganze Stelle weiterhin teilen zu können, um zwei Studierenden die Promotion zu ermöglichen. Von Professoren zurückgewiesen wurde auch die Kritik daran, dass Postdoktoranden mindestens zwei Jahre und nicht drei Jahre beschäftigt werden sollen. Hier wünschten sich die Chemiker sogar eine Mindestlaufzeit von nur einem Jahr, weil viele Postdocs nur so kurz an die Uni kommen wollten, um ein Labor kennenzulernen. Es soll aber bei den zwei Jahren bleiben, wenn gewünscht, könnten Verträge ja vorzeitig aufgelöst werden, erklärte Vizepräsident Michael Kämper-van den Boogaart.

Gleichwohl kam es im AS zu einem Kompromiss: Olbertz will in den Richtlinien auf die Möglichkeit hinweisen, die Mindestdauer von Verträgen zu überschreiten. Am Ende wurde sein Entwurf mit großer Mehrheit zustimmend zur Kenntnis genommen.

Zur Startseite