Demonstration für Andrej Holm: HU-Studierende sprengen Senatssitzung
"Holm muss bleiben": Studierende der Humboldt-Uni stören am Vormittag eine Sitzung des Akademischen Senats der HU. Sie demonstrieren für den entlassenen Staatssekretär.
Studierende der Humboldt-Universität haben am Dienstagvormittag für den Verbleib von Andrej Holm an der Uni demonstriert. Nach einer Kundgebung vor dem Grimm-Zentrum zogen rund vierzig Demonstranten zum Hauptgebäude, wo gerade der Akademische Senat in nicht-öffentlicher Sitzung in der Causa Holm beriet. "Holm muss bleiben", "Shame on you", skandierten die Studierenden dort, drängten in den Senatssaal und störten die Sitzung mit langem Klatschen. Dabei kam es sogar zu einem kurzem Gerangel mit einem Polizisten, der einem Studierendenvertreter ein Transparent abnehmen wollte.
Eine Studentin vom Institut für Sozialwissenschaft ergriff schließlich das Wort: "Sie dürfen keine Entscheidung über unsere Köpfe hinweg treffen. Wir wollen, dass Holm Dozent bleibt" rief sie in Richtung von HU-Präsidentin Sabine Kunst. Die will am morgigen Mittwoch bekannt geben, ob der von seinem Amt als Staatssekretär zurückgetretene Holm seine Stelle bei den HU-Sozialwissenschaftlern behalten kann - obwohl er bei seiner Einstellung falsche Angaben zu seiner Stasi-Vergangenheit machte.
"Holm gibt uns Vertrauen und Freiraum", ruft eine Studentin
Unter großem Applaus der Demonstranten setzte sich die Studentin für Holm ein. Dieser schaffe es, Lehre auf Augenhöhe mit Studierenden zu betreiben: „Er gibt uns Vertrauen und Freiraum für unsere eigene Forschung.“ Holm lasse „die akademische Blase platzen" und gehe auf die Menschen zu, über die er forsche. Das Institut brauche Wissenschaftler wie ihn: „Falls Holm die HU verlassen muss, wäre das ein Verlust einer der wichtigsten Leitfiguren für eine kritische und engagierte Sozialwissenschaft“, schloss sie. Die Studierenden übergaben HU-Präsidentin Kunst eine Unterschriftenliste von Studierenden, die sich für Holm einsetzen.
Kunst hörte sich wie die anderen Senatsmitglieder die Rede in Ruhe an. Die Wertschätzung vieler an der HU für Holm und sein Engagement in Forschung und Lehre sei ihr wohl bekannt, antwortete sie schließlich: "Wir haben die Welle der Solidarität wahrgenommen." Das werde sie in die Entscheidung über Holms Zukunft einbeziehen.
Ohne eine weitere Diskussion verließen die Studierenden danach mit „Holm bleibt“-Rufen den Senatssaal. Kunst stellte später klar, dass die Polizei nicht von der Universität gerufen worden sei, sondern diese die im Vorfeld angemeldete Demonstration vom Grimm-Zentrum zum Hauptgebäude begleitet habe.
Ende Dezember hatten sich bereits 350 Wissenschaftler aus dem Bundesgebiet in einem Offenen Brief für Holm starkgemacht. Aus der HU war gestern von Forschern auch zu hören, dass es nochmals eine kleine Sympathiebekundung für eine mögliche Weiterbeschäftigung Holms geben werde, der fraglos sozialwissenschaftlich sehr kompetent sei. Allerdings bröckele die Sympathie etwas: Es sei irritierend, dass Holm sich nicht so richtig entscheiden könne, ob er Opfer oder Held sein wolle oder am besten gleich beides. Jedenfalls scheinen an der HU inzwischen viele davon auszugehen, dass Holm letztlich entlassen wird.
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