Sabine Kunst tritt wieder an: HU-Präsidentin kandidiert für zweite Amtsperiode
„Es ist nicht meine Art, ein Werk halb abzugeben“: Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität, kandidiert für eine zweite Amtszeit.
Sabine Kunst, die Präsidentin der Humboldt-Universität, kandidiert für eine zweite Amtszeit. „Die Humboldt-Universität ist eine Universität, für die es sich lohnt, sich mit aller Kraft einzusetzen, das würde ich gerne weitermachen“, sagte sie dem Tagesspiegel auf Anfrage. „Es ist sehr gut vorangegangen in den letzten Jahren. Wir sehen, dass wir noch einiges machen könnten und sollten, um in der Mitte Berlins der zentrale Gestalter des Wissenschafts- und Kulturlebens zu sein.“
Gewählt wird an der HU im kommenden Wintersemester. Eine entsprechende Ausschreibung für das Präsidentenamt mit dem Hinweis, dass die Amtsinhaberin für eine zweite Amtszeit kandidieren wird, soll an diesem Donnerstag in der „Zeit“ erscheinen.
Kunst wäre die erste HU-Präsidentin seit der Wende mit zwei Amtszeiten
Kunst leitet die HU seit 2016, zuvor war sie Wissenschaftsministerin in Brandenburg und Präsidentin der Universität Potsdam. Bei einer erfolgreichen Wiederwahl wäre Kunst die erste HU-Präsidentin seit der Wende, die länger als eine Amtsperiode an der Spitze der Universität steht. Nur Jürgen Mlynek wurde seitdem ein zweites Mal gewählt, er wechselte aber 2005 kurz nach seiner Wiederwahl zur Helmholtz-Gemeinschaft.
Was sind für Kunst Erfolge ihrer ersten Amtszeit? Sie nennt im Gespräch mit dem Tagesspiegel als Erstes den neuen Strukturplan, der „im Einvernehmen mit der Universität“ aufgestellt wurde: „Das war ein großer und wichtiger Schritt. Wir haben damit die Möglichkeit, neue Sachen anzupacken und alte zu überschreiben.“
Die HU habe sich neu in der Gesellschaft positioniert
Ebenso natürlich der Erfolg der Berlin University Alliance in der Exzellenzinitiative. Stolz sei sie darauf, dass dieses „mit hoher Zustimmung des Hauses Humboldt“ geschehen sei – wie auch die Leitung der Uni im Team sehr gut funktioniere, auch im Zusammenspiel mit den Dekanen.
Wichtig sei ihr, dass die HU „erste Schritte gemacht hat, um sich neu in der Gesellschaft zu positionieren“: „Die Humboldt-Universität ist der Ort, an dem man über Werte in der Gesellschaft diskutieren kann.“ Das sei hinterlegt durch die Migrations- und Integrationsforschung und die Neuaufstellung der Theologien. Ein Beispiel sei eine Reihe zur Freiheit der Wissenschaft. Ein „Herzensprojekt“ sei für sie der Auftritt der HU im Humboldt- Forum, wo sich die Exzellenzcluster der Berliner Unis in einer Form präsentieren sollen, „in der man sie sonst eben nicht sieht, etwa in künstlerischen Formaten oder Ausstellungen“.
Als große Herausforderungen an der HU gelten seit vielen Jahren die Reform der Verwaltung sowie immer wiederkehrende Finanzprobleme. Kunst sieht hier große Fortschritte: „Die Finanzsanierung ist angegangen, die Neuaufstellung der Verwaltungsstrukturen in einem fortgeschrittenen Planungsstand. Wir haben die Dinge geschaffen, die eine moderne Universität braucht.“
Ein nächstes Vorhaben: der Wissenschaftscampus ums Naturkundemuseum
Anfang 2021 werde die Neueinführung von Rechnungs- und Prozessverfolgungssystemen in die heiße Phase gehen. Da werde man noch einige Jahre „in schwerer See“ sein, bis für alle Unimitglieder grundlegende Erleichterungen spürbar sind, sagt Kunst. Auch deswegen wolle sie erneut antreten: „Es ist nicht meine Art, ein Werk halb abzugeben.“
Gibt es für Kunst große Neuvorhaben, die sie in einer zweiten Amtszeit angehen will? Für den Campus Adlershof will sie in Kooperation mit außeruniversitären Instituten „die Stärke unserer Naturwissenschaften neu herausarbeiten“. Dafür wolle sie Kontakt mit Brandenburg aufnehmen: „Es ist wichtig, hier als Metropolregion zu denken.“ Zweites Großprojekt werde der Wissenschaftscampus rund um das Naturkundemuseum in Mitte sein.
Eine Verbesserung der Studienbedingungen hält Kunst weiter für unerlässlich
Kunst gilt nicht als eine, die Konflikten aus dem Weg geht. Auseinandersetzungen gab es immer wieder besonders mit Studierendenvertretern, die unter dem Motto „HU gegen Studis“ gegen zahlreiche Vorhaben des Präsidiums protestierten und diesem Angriffe gegen die Verfasste Studierendenschaft vorwarfen.
Viele Gruppen unter den Studierenden und in den Fakultäten seien sehr interessiert an einer Zusammenarbeit und „sehr kooperativ“, sagt Kunst – etwa, was die Umsetzung von Nachhaltigkeitsfragen angehe. Der Gesprächsfaden mit Studierendenvertretern bleibe erhalten. Die Unileitung bemühe sich um neue Veranstaltungsformate, um die Studierenden mitzunehmen. Auch sei weiterhin die Verbesserung der Studienbedingungen unerlässlich – nicht zuletzt durch Baumaßnahmen, um die Infrastruktur zu verbessern. „Das bleibt eine große Baustelle.“
Kunst wird im Dezember 66, sie würde in einer zweiten Amtszeit also die sonst übliche Altersgrenze überschreiten, was an der HU möglich ist. Eine komplette Amtsperiode von fünf Jahren werde sie aber auf jeden Fall wahrnehmen wollen, sagt sie – „mit der Gnade einer guten Gesundheit“.