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Baumaßnahmen sind ein ständiger Begleiter des Universitätsbetriebs.
© Armin Weigel/dpa

Turners Thesen: Hochschulen sollten Homeoffice und Digitalunterricht für sich nutzen

Der Infektionsschutz verändert den Hochschulbetrieb. Die Universitäten könnten nun neue bauliche Prioritäten setzen, schlägt unser Kolumnist vor.

Derzeit wird hinsichtlich der Folgen der Covid-19-Pandemie für die Hochschulen nur in den Blick genommen, dass Lehrveranstaltungen ausfallen, der Stoff nur unzureichend vermittelt werden kann und wie den Studierenden entstehende Nachteile ausgeglichen werden können.

Niemand denkt aber darüber nach, was Homeoffice und Digitalunterricht langfristig bedeuten können.

Wenn Wissenschaftler überwiegend zu Hause arbeiten, wird man die Frage stellen, ob es denn zwingend ist, dass jeder Person ein Dienstzimmer zur Verfügung gestellt werden muss.

Vor dem baulichen Ausbau der Universitäten war es bis in die 1950er Jahre die Regel, dass Professoren der Buchwissenschaften ihr häusliches Arbeitszimmer hatten. In der Universität gab es nur einen allgemeinen Aufenthaltsraum für jede Fakultät. Nicht zuletzt der Wohnungsmarkt mit kleineren Wohnungen führte zu dem Wunsch, ein Arbeitszimmer in der Universität zur Verfügung zu haben.

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Digitale Angebote für Massenveranstaltungen

Die eingangs gestellte Frage nach den Folgen von Covid-19 lässt sich erweitern: Braucht man bei Bewährung des digitalen Unterrichts noch Hörsäle der bisherigen Form und Neubauten nach überkommenem Muster? Es geht nicht um ganz oder gar nicht. Es wäre falsch zu fragen, ob man die bisherigen Räumlichkeiten für Präsenzveranstaltungen überhaupt noch benötigt.

Dort, wo Laboreinrichtungen oder technische Apparaturen genutzt werden müssen, stellt sich die Frage nicht. Aber auch in den Geisteswissenschaften wird man auf ein bestimmtes Maß an Präsenz und entsprechenden Raum dafür weder verzichten wollen noch sollen.

Immerhin wäre zu prüfen, ob Massenveranstaltungen nicht besser digital angeboten werden und nur Seminare und Übungen präsent zu absolvieren sind. Dabei wird man die jetzt in der Pandemie gewonnen Erfahrungen nutzbar machen können. Auch Unterschiede in den einzelnen Fächern sind denkbar.

Ein Porträtbild von George Turner.
George Turner, Kolumnist des Tagesspiegels und ehemaliger Wissenschaftssenator von Berlin.
© Mike Wolff

[Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de]

Die Hochschulen schieben ein großes Paket mit Neubauwünschen vor sich her. Ebenso besteht an vielen Orten ein erheblicher Sanierungsbedarf, weil etwa die Substanz auch mancher schnell errichteter Gebäude mit der Zeit gelitten hat.

„Auf Sicht“ fahren

Die durch Corona aufgezwungenen Veränderungen sollten zum Anlass genommen werden, auch insoweit über Folgen nachzudenken. Allerdings darf daraus kein generelles Sparprogramm werden, indem womöglich eine pauschale Kürzung der Haushaltsmittel vorgenommen wird. Vielmehr sollte den Hochschulen Gelegenheit gegeben werden, auch ihre baulichen Prioritäten zu überdenken und gegebenenfalls neu festzulegen.

Eine solche Vorgehensweise würde verdeutlichen, dass Hochschulen nicht nur immer mehr fordern, sondern verantwortungsvoll „auf Sicht“ fahren.

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