Aids-Forschung: HIV setzt sich frühzeitig im Körper fest
Der Hoffnung, das Aidsvirus könnte durch eine schnell nach der Ansteckung einsetzende Therapie kuriert werden, widerspricht eine aktuelle Studie. In Melbourne begann die Eröffnung der Aidskonferenz mit einem Gedenken an die in der Ukraine verunglückten Forscher.
Mit Medikamenten lässt sich heute die Ausbreitung des Aidsvirus HIV im Körper langfristig unterdrücken. Allerdings gelingt es nicht, das Immunschwächevirus völlig aus dem Organismus zu vertreiben. HIV „überwintert“ während der Therapie, indem es seine Erbsubstanz in die Erbinformation seiner Wirtszellen, etwa von Immunzellen, einbaut. Hier ist sie vor Virusblockern geschützt. Mit der Virus-Erbsubstanz können dann Jahre später wieder neue Erreger produziert werden. Damit die Bildung eines Virus-Reservoirs in befallenen Körperzellen verhindert oder zumindest verringert wird, werden heute frühzeitig nach einer frischen Infektion Medikamente gegeben. Allerdings könnte die Therapie selbst in diesem Fall zu spät kommen, wie eine neue Studie nahelegt.
Das Virus hatte sich schon nach wenigen Tagen eingenistet
James Whitney von der Harvard Medical School in Boston und sein Team infizierten Gruppen von Rhesusaffen über den Enddarm mit SIV, einem HIV-ähnlichen Erreger. Die erste Gruppe bekam bereits am 3. Tag nach der Ansteckung Virusmedikamente, die zweite am 7., die dritte am 10. und die vierte am 14. Tag. Die Medikamente verringerten wie erwartet die Zahl der Viren im Blut. Wurden sie am 3. Tag gegeben, waren sogar überhaupt keine Erreger im Blut nachweisbar, ebenso wenig wie Anhaltspunkte für eine Reaktion der Körperabwehr. Trotzdem hatte das Virus sich auch in diesem Fall bereits eingenistet. Die Forscher fanden Erbgut des Virus in Lymphknoten und in den Schleimhautzellen des Verdauungstrakts. Als die Wissenschaftler nach einem halben Jahr die Medikamente absetzten, war der Erreger bei allen Tieren schlagartig im Blut gegenwärtig, berichten sie online im Fachblatt „Nature“.
Eine Bestätigung für den traurigen Fall des "Mississippi Baby"
Das Experiment bestätigt die Beobachtung im Fall des "Mississippi Baby". Das Neugeborene war im Mutterleib mit HIV infiziert worden und wurde bereits 30 Stunden nach der Geburt mit Aidsmedikamenten für insgesamt 18 Monate behandelt. Nach 29 Tagen Therapie war kein Virus mehr nachweisbar. Doch 27 Monate nach dem Absetzen der Arzneimittel flammte die Infektion wieder auf. Ein Rückschlag nicht zuletzt für jene, die gehofft hatten, eine Infektion mit Medikamenten endgültig zu kurieren.
Schweigeminute für die Verunglückten Konferenzteilnehmer
Mit einer Schweigeminute für die Opfer des in der Ukraine abgestürzten Fluges MH17 hat unterdessen die 20. Welt-Aids-Konferenz am Sonntag in Australien begonnen. An Bord waren sechs Delegierte, darunter der ehemalige Präsident der Internationalen Aidsgesellschaft Joep Lange. Bis Freitag tauschen sich in Melbourne rund 12 000 Forscher, Experten und Aktivisten aus 200 Ländern über neue Medikamente, Impfstoffe und den Umgang mit der Infektion aus. Der Exekutivdirektor von UNAIDS, Michel Sidibé, präsentierte eine neue Vision: „Bis 2020 sollen 90 Prozent aller HIV-Infizierten ihren Status kennen, 90 Prozent sollen Zugang zu Medikamenten haben und bei 90 Prozent soll das Virus nicht mehr nachweisbar sein“, sagte er. „So kann die Epidemie bis 2030 beendet werden.“ Noch wissen 54 Prozent der weltweit 35 Millionen Betroffenen nichts von ihrer Infektion. Ein Hindernis sind diskriminierende Gesetze etwa in Russland, Indien und afrikanischen Ländern, die Homosexuelle und HIV-Positive in den Untergrund treiben. (mit dpa)
Hartmut Wewetzer
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