Leichen lagern im Kühllaster: Hilferuf einer Ärztin – das neue Bergamo heißt New York
„Die Menschen sterben“: Ein Video der „New York Times“ zeigt den Hilferuf einer Ärztin aus New York. Es fehle an Beatmungsgeräten und Schutzmasken.
Die Kliniken in New York sind dramatisch schlecht auf die Behandlung von Corona-Patienten vorbereitet. Das berichtet die „New York Times“. Es fehle an Schutzkleidung und Beatmungsgeräten.
Besonders hart treffe es das Elmhurst Krankenhaus im Stadtteil Queens, das nun alle seine Betten für die Behandlung von Corona-Patienten nutzen will. Ein Video der „New York Times“ zeigt den Hilferuf der Ärztin Colleen Smith.
„Alle sagen, es wird alles gut. Aber es ist nicht alles gut“, sagt die sichtlich mitgenommene Ärztin in die Kamera. „Die Menschen sterben.“
Im Video ist ein Kühlwagen zu sehen, der im Hinterhof der Klinik steht. Das Krankenhaus habe ihn angefordert, um darin die Toten zu lagern. „Das Frustrierende ist, dass wir wussten, was auf uns zu kommt“, sagt Smith. Trotzdem sei die Klinik sehr schlecht auf die Corona-Epidemie vorbereitet.
USA ist zum weltweiten Coronavirus-Epizentrum geworden
Vor allem der Mangel an Beatmungsgeräten sei ein großes Problem. Im Video sind fünf in Folie verpackte Geräte zu sehen, die gerade aus einem anderen Krankenhaus geliefert wurden. Die dritte Notlieferung in dieser Woche, sagt die Ärztin. Der „New York Times“ zufolge widerspreche das den offiziellen Angaben.
Der Dachverband der New Yorker Krankenhäuser habe auf Anfrage der Zeitung geantwortet, dass es noch lange keine Engpässe im Elmhurst Krankenhaus gebe.
Die USA sind inzwischen das Land mit den meisten gemeldeten Infizierten. Bezogen auf ihre Bevölkerungszahl. Innerhalb der USA, die eine mehr als doppelt so große Fläche haben wie die EU-Staaten zusammengenommen, ist das Virus jedoch höchst ungleich verteilt. Etwa die Hälfte der bis Donnerstag Abend in den USA gemeldeten rund 86.000 Fälle betreffen eine einzige Stadt und ihr Umland: New York (38.987) und das angrenzende New Jersey (6.876). Laut einer Analyse der "Financial Times" gehört New York derzeit neben der Lombardei, Katalonien, Madrid und Paris und Umgebung zu den am schwersten vom Coronavirus betroffenen Regionen weltweit.
Hintergrund über das Coronavirus:
- Corona-Shutdown: Ökonomen, Politiker und Virologen streiten, wie lange der Stillstand dauern darf
- Virologe Drosten: "Müssen vielleicht davon ausgehen, dass wir ein Jahr im Ausnahmezustand verbringen"
- Mit Gesichtsmasken gegen das Coronavirus? Was wirklich vor der Übertragung von Keimen schützt
- Verfolgen Sie die Ereignisse zum Coronavirus in Berlin in einem eigenen Liveblog
- Berlins Naturkundemuseumschef Johannes Vogel: Dieses Virus ist auch der Preis unserer Ausbeutung der Natur
Eine Schutzmaske für einen ganzen Tag
Die Ärztin Colleen Smith trägt im Video eine Schutzmaske vor Mund und Nase. „Ich trage diese Maske schon den ganzen Tag“, sagt sie. „Wir fürchten jeden Tag, dass uns die Masken ausgehen.“ Auch Ärzte aus andern Krankenhäusern melden einen Mangel an Ausrüstung.
Vor dem Elmhurst Krankenhaus wurden Zelte errichtet, um die weniger schwer erkrankten Patienten zu versorgen, berichtet die Ärztin weiter. Man versuche, die Infizierten zu isolieren. Doch auch bei Patienten, die aus anderen Gründen eingeliefert wurden, habe sie das Coronavirus festgestellt. Mittlerweile seien auch Teile des Personals an Covid-19 erkrankt.
„Mir ist egal, ob ich Probleme bekomme, weil ich mit den Medien spreche“, sagt Smith am Ende des Videos. „Ich will, dass die Menschen wissen wie schlimm die Situation ist.“ Das Krankenhaus passe sich jeden Tag den Herausforderungen an, aber über einen längeren Zeitraum sei die Krise so nicht zu bewältigen. (Tsp)