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Glyphosat in der Kritik. Teilnehmer einer Demonstration auf dem Potsdamer Platz mit einem Transparent der Umweltschutzgruppe "Bund".
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Gesundheitsrisiko Pestizide: Grüne wollen Glyphosat verbieten

Aus Sicht der Grünen hat das Bundesinstitut für Risikobewertung gezielt die Gefahren von Glyphosat heruntergespielt. Dort zeigt man sich dagegen unbeeindruckt.

Im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat erheben die Grünen schwere Vorwürfe gegen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin. Das BfR habe bei der Risikoeinschätzung für die bevorstehende EU-Neuzulassung „offenbar systematisch“ eine Vielzahl von Studien nicht berücksichtigt oder als nicht relevant abgetan. Darunter solche, die dem weit verbreiteten Pestizid eine krebsverursachende Wirkung bei Menschen bescheinigten. Die Einschätzung der Grünen stützt sich auf eine Überprüfung der Risikoeinschätzung durch den Mediziner Eberhard Greiser.

Die Vorgänge am BfR seien „untragbar“, sagte die Grüne Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses des Bundestags, am Dienstag vor der Presse. Die Bundesregierung müsse die Zulassungsverlängerung stoppen. Bis zum Vorliegen einer unabhängigen Neubewertung sei ein Anwendungsmoratorium für Glyphosat erforderlich. Das Vorgehen des BfR sei ein gesundheitspolitischer Skandal, weil eine Gefährdung der Bevölkerung bewusst in Kauf genommen werde. Die Vorgänge am Bundesinstitut müssten aufgearbeitet werden und unter Umständen personelle Konsequenzen haben.

"Wahrscheinlich krebserregend" - oder doch nicht?

Glyphosat ist seit Jahren in der Diskussion. Neuen Zündstoff erhielt die von Umweltaktivisten betriebene Kampagne gegen das Herbizid im März, als die Internationale Krebsforschungsagentur IARC mehrere Herbizide, darunter auch Glyphosat, als „wahrscheinlich krebserregend" einstufte. Da die Zulassung für Glyphosat in Europa 2015 ausläuft, war das BfR mit einer Einschätzung des Herbizids für die EU beauftragt worden. Man habe „bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Glyphosat kein krebserzeugendes Risiko für den Menschen zu erwarten“, lautete das Ergebnis.

In einer ebenfalls am gestrigen Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung verteidigt sich das BfR. Man habe in einer Anfügung (Addendum) zum Bewertungsbericht vom August sämtliche Studien geprüft, die die IARC in ihrer Auswertung aufgeführt hatte. Diese hätten zu keiner veränderten Gesamtbewertung geführt. Somit seien „alle verfügbaren Studien wissenschaftlich fundiert und mit höchster Sorgfalt geprüft und bewertet“ worden. Die von der IARC zitierten epidemiologischen Studien hätten jedoch nur begrenzte Aussagekraft, da sie Stoffgemische und nicht die Reinsubstanz Glyphosat untersuchten.

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