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Zumindest aus 385 Kilometer Entfernung wirkt Ceres ziemlich „tot“.
© Reuters

Astronomie: Gibt es Leben auf dem Zwergplaneten Ceres?

Forscher finden komplexe Moleküle auf Ceres, die an der Entstehung von Leben beteiligt sind. Auch Hinweise auf Wasser gibt es auf dem Planeten.

Auf dem Zwergplaneten Ceres laufen komplexe chemische Prozesse ab, die ein Vorzeichen für Leben auf dem Himmelskörper sein könnten. Ein internationales Forscherteam stieß in den Daten der US-amerikanischen Raumsonde „Dawn“ auf Spuren aliphatischer Kohlenwasserstoffe. Das sind organische Substanzen, die vermutlich eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Leben spielen. Da sie die hohen Temperaturen bei einem Einschlag nicht überstanden hätten, könnten die Stoffe nicht aus dem Weltall stammen, sondern müssten sich auf Ceres selbst gebildet haben, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“.

„Es erscheint uns unwahrscheinlich, dass sich diese organischen Stoffe durch den Einschlag kohlenstoffhaltiger Meteoriten oder Kometen erklären lassen“, schreiben Maria Cristina De Sanctis vom Institut für Astrophysik und Planetenforschung in Rom und ihre Kollegen. Da die Messungen der Raumsonde Dawn außerdem bereits Wassereis, Karbonate, Salze und Ammoniak enthaltende hydratisierte Mineralien nachgewiesen haben, sehen die Forscher „eine für präbiotische Chemie geeignete Umgebung“ auf Ceres.

Hinweise auf aktiven Kryovulkanismus

In einem Kommentar in „Science“ geht der Planetenforscher Michael Küppers vom European Space Astronomy Center noch einen Schritt weiter: „Ceres könnte in seinem Inneren noch genügend Wärme aus seiner Entstehungszeit gespeichert haben und unter der Oberfläche einen Ozean aus flüssigem Wasser besitzen. Das eröffnet die Möglichkeit, dass auf Ceres selbst einfache Lebensformen entstanden sein könnten.“ Mit einem Durchmesser von 940 Kilometern ist Ceres der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Die Raumsonde Dawn umkreist seit März 2015 den Zwergplaneten. Die Messungen haben gezeigt, dass Ceres dicht unter der Oberfläche eine Schicht aus Wassereis besitzt. Zudem gibt es Hinweise auf aktiven Kryovulkanismus, also das Austreten eines zähen Eis-Wasser-Gemisches an die Oberfläche. Und es gibt auf der Oberfläche einen hohen Anteil an Schichtsilikaten – Mineralien, die sich nur in Kontakt mit flüssigem Wasser bilden.

De Sanctis und ihre Kollegen sind jetzt im Infrarot-Bereich bei einer Wellenlänge von 3,4 Mikrometern auf eine für aliphatische Kohlenwasserstoffe charakteristische Absorption gestoßen. Zwar reichten die Daten nicht aus, um die genaue Art der Moleküle zu bestimmen. Es handele sich vermutlich aber um teerartige Substanzen. Aufgrund der vorhandenen Mineralien sei Ceres „eine perfekte Welt für die Entwicklung organischer Materie durch hydrothermale Prozesse.“

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