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Mondsucht. Das „Space Launch System“ soll Amerikaner auf den Mond bringen. F.: Nasa
© Getty Images/iStockphoto

Rückkehr zum Mond: Geheimpläne der Nasa enthüllt

Dokumente zeigen, wie die schnelle Rückkehr der USA zum Mond gelingen soll. Doch viele Fragen bleiben offen – vor allem bei der Finanzierung.

Im Internet sind Dokumente aufgetaucht, aus denen hervorgeht, wie die US-amerikanische Raumfahrtorganisation Nasa binnen fünf Jahren wieder Amerikaner auf den Mond bringen will. Dieses Ziel hatte US-Vizepräsident Mike Pence im März genannt und die Nasa damit erheblich unter Druck gesetzt.

Denn bislang sah der offizielle Fahrplan vor, zunächst den Mond zu umkreisen und erst in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre dort zu landen. Und das vorzugsweise in Kooperation mit weiteren Partnern wie der europäischen Raumfahrtagentur Esa oder Japan. Nun soll es bis 2024 gelingen und die Frage lautet: Wie?

Das Onlineportal „Ars Technica“ hat jetzt ein Konzept veröffentlicht, das den Angaben zufolge seit der vergangenen Woche innerhalb der Nasa zirkuliert und darstellt, wie die Rückkehr zum Mond gelingt. Demnach soll in seiner Nähe eine Umsteigestation namens Lunar Gateway entstehen, für 2024 ist eine Landung von Astronauten auf der Oberfläche vorgesehen sowie weitere jährliche Besuche einer Crew. Zudem sind unbemannte Missionen geplant, um Gerätschaften dorthin zu bringen. Ab 2028 soll eine Mondstation errichtet werden, die für dauerhafte Aufenthalte geeignet ist.

In Summe sind für diesen Plan 37 Flüge von privaten sowie Nasa-Raketen in der nächsten Dekade vorgesehen, die sowohl Menschen als auch Roboter zum Mond bringen. Der Entwurf soll vom Nasa-Manager für astronautische Raumfahrt, Bill Gerstenmaier, entworfen worden sein. Es enthält alles, was Pence gefordert hat: schnelle Rückkehr zum Erdtrabanten, eine Mondbasis und ein Mix aus bisherigen und neuen Industriepartnern.

Eine Kostenaufstellung fehlt. Zwar hatte Nasa-Chef Jim Bridenstine kürzlich eine Erhöhung des Budgets um 1,6 Milliarden Dollar für das Finanzjahr 2020 gefordert, um schneller zum Mond zu kommen – und US-Präsident Donald Trump hat seine Unterstützung dafür zugesagt. Doch das ist viel zu wenig, um tatsächlich Tempo zu machen. Ars Technica beruft sich auf Quellen in der Nasa, wonach ein jährliches Plus von sechs bis acht Milliarden Dollar auf den bestehenden Haushalt der Raumfahrtagentur von rund 20 Milliarden Dollar nötig sei.

Offen ist, woher das Geld kommen soll

Selbst das kleine Plus von 1,6 Milliarden Dollar ist nicht sicher. Sowohl im Weißen Haus wie im Kongress gibt es Bedenken, woher das zusätzliche Geld kommen soll und vor allem welche Kostensteigerungen in den folgenden Jahren zu erwarten sind. Ein weiteres Problem ist die Hardware. Bei der Schwerlastrakete „SLS“ (Space Launch System), die unter anderem für den Mondflug entwickelt wird, gibt es massive Verzögerungen, obwohl hierfür auf Komponenten aus dem Spaceshuttle-Programm zurückgegriffen wird, wie etwa die Feststoff-Booster und das Haupttriebwerk.

Fraglich ist es daher, ob sie schon 2020 zu ersten Testflügen – erst ohne, dann mit Crew – aufsteigen wird und ob ab 2024 jährlich ein weiteres Modell startklar sein wird. Schließlich fehlt auch ein Landemodul, das Astronauten zum Mond und wieder zurück- bringt. Hier könnte Jeff Bezos, Gründer von Amazon und der Raumfahrtfirma Blue Origin, ins Spiel kommen. Vor anderthalb Wochen hatte er das Konzept für das Landemodul „Blue Moon“ präsentiert. Unklar ist, wie schnell es einsatzbereit und ob es mit der Technik der Nasa kompatibel ist.

Offen ist ebenso, welche Rolle die internationalen Partner spielen, mit denen die USA bei der Internationalen Raumstation kooperieren und die eigentlich auf die Mondreise mitgenommen werden sollten. So hat Europa beispielsweise maßgebliche Komponenten des künftigen Raumschiffs „Orion“ entwickelt und gebaut. Im Gegenzug für solche Lieferungen – und weitere müssten folgen – werden Mitflugplätze vergeben. Doch seit der Wunschtermin für eine erneute Mondlandung von circa 2028 auf 2024 vorgezogen wurde, wird sie von der Nasa als weitgehend nationale Aktion verkauft. Europa hat derzeit keine gute Position. Erst im November soll bei der Esa-Ministerratskonferenz unter anderem darüber entschieden werden, wie viel Geld in mondbezogene Raumfahrtvorhaben fließen soll. Wie viel das sein wird, ist unklar. Sicher ist aber, dass es nur ein Bruchteil dessen ist, was Amerika ausgeben will und kann. Fachleute warnen, der Kontinent könnte den Anschluss verlieren.

Deutschland habe "zentrale Rolle" bei der Rückkehr zum Mond

Für Deutschland sieht der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei der Rückkehr zum Mond „eine zentrale Rolle“, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Grundsatzpapier. Bereits heute verfüge Deutschland als federführender Hersteller des European Service Moduls für die nächsten bemannten Raumfahrzeuge der USA (Projekt Orion) über eine „weltweit einmalige Kernkompetenz“. Darauf solle Deutschland aufbauen und als „zentraler Partner der USA“ agieren. Der Raumfahrtbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU), hat wiederholt erklärt, dass sowohl die astronautische als auch die robotische Erkundung des Mondes und zugehörige Technologieentwicklungen wichtig seien. Bei der Esa-Tagung in Sevilla wird sich zeigen, welche Rolle Europa und besonders Deutschland beim neuen „Moonrace“ spielen werden.

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