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Mit roten Mützen die Freiheit des Denkens schützen.
©  Falling Walls Foundation

Falling Walls Konferenz 2019: Fünf Finger für Hongkong

Mit Mützen, die „freies Denken schützen“, begann am Samstag die Falling Walls Konferenz. 30 Jahre nach der Mauer fielen auch wieder Hürden in der Wissenschaft.

„Vor 30 Jahren wurde die Nachkriegszeit von der Nach-Mauer-Epoche abgelöst.“ Mit diesen Worten eröffnete der britische Historiker Timothy Garton Ash die „Falling Walls“-Konferenz im Berliner Radialsystem. Zum elften Mal trafen sich Wissenschaftler aus aller Welt, um am 9. November zu erörtern, welche Mauern als nächstes fallen – bei der Erforschung von Schwarzen Löchern ebenso wie bei der Suche nach einer Malariaimpfung, nach Alternativen zu Fleisch und nach Schutz vor Überwachungskapitalismus.

„Die nach 1989 gestellten Erwartungen an einen globalen Freiheitsexport aus Berlin in alle Welt haben sich leider nicht erfüllt“, sagte Garton Ash. Heute würden eher Mauern hochgezogen, als dass die bisherigen durchbrochen würden. Die Verteidiger von Fakten und Freiheit befänden sich in der Defensive. In Gestalt des erstarkenden Nationalismus sei derzeit ein antiliberaler „Backlash“ im Gange.

Naiv zu glauben, dass die Geschichte nur noch eine Richtung kennt

„Wir waren naiv, als wir meinten, die Geschichte würde nur noch eine Richtung kennen“, so der Experte für Gegenwartsgeschichte. Die liberale Gesellschaft, vor allem die Wissenschaft, sollten dafür eintreten, neue alte Mauern wieder einzureißen.

Ganz besonders hieß Garton Ash die Gäste aus Hongkong willkommen: „Ich hebe meine Hand für die, die heute für die gleichen Ziele auf die Straße gehen, wie die Ostdeutschen vor 30 Jahren.“ Das Publikum – das zu Beginn der Veranstaltung schon demonstrativ mit roten Mützen für den „Schutz freien Denkens“ eingetreten war – bat der Historiker, ebenfalls fünf Finger für Hongkong zu recken.

Das sei umso wichtiger, als der 9. November in Deutschland nicht nur als Tag des Einreißens, sondern auch des Errichtens von Mauern in Erinnerung ist, sagte der Gründer der Konferenz, Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner, mit Blick auf die Reichspogromnacht von 1938.

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