Schutz auch gegen Omikron?: Fragen und Antworten zum neuen Novavax-Impfstoff
Seit Freitag gehen in Deutschland die ersten Lieferungen des neuen Corona-Impfstoffs Novavax an die Bundesländer. Doch was kann er? Ein Überblick.
Der Corona-Impfstoff Novavax wurde im Dezember in der EU zugelassen und soll nun das Spektrum der eingesetzten Vakzine erweitern: Er ist der erste proteinbasierte Impfstoff.
Mit Novavax ist die Hoffnung verbunden, dass sich nun Menschen zu einer Impfung durchringen, die Vorbehalte gegen die bislang vorherrschenden mRNA-Vakzine haben.
Aber was heißt das alles genau? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Nuvaxovid im Überblick.
Für wen empfiehlt die Stiko den neuen Impfstoff?
Die Experten empfehlen den Einsatz des Novavax-Impfstoffs für alle Menschen ab 18 Jahren, ausgenommen sind Schwangere und Stillende. Die Entscheidung gilt als richtungsweisend für Ärzte in Deutschland, auch wenn der Impfstoff bereits am 20. Dezember von einer Kommission der EU-Arzneimittelbehörde EMA für den Einsatz in der EU zugelassen wurde.
Wer soll Novavax bekommen?
Die erwarteten Dosen sollen vorrangig an Beschäftigte in Gesundheit und Pflege ausgegeben werden, die alle bis zum 15. März geimpft sein müssen, wie es das Gesetz zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht vorschreibt.
In welchem Abstand sollen die Impfdosen verabreicht werden?
Die Stiko spricht sich für einen Abstand von mindestens drei Wochen zwischen zwei Nuvaxovid-Dosen aus. Für die Grundimmunisierung sind wie bei den bisherigen Impfstoffen zwei Dosen notwendig.
Ist der Novavax-Impfstoff ein „Totimpfstoff“?
Novavax wird häufig als „Totimpfstoff“ bezeichnet, weil er keine vermehrungsfähigen Viren enthält. Dies gilt allerdings ebenso auch für die vier in der EU und damit in Deutschland zugelassenen mRNA- und Vektorimpfstoffe, wie auch die Stiko am Donnerstag klarstellte.
In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Definitionen eines „Totimpfstoffs“. In der engsten Auslegung werden damit Impfstoffe bezeichnet, die aus abgetöteten Originalbestandsteilen eines Virus gewonnen werden. Dazu gehört Novavax allerdings nicht, weil die darin verwendeten Coronavirus-Proteine auch dort gentechnisch vermehrt werden.
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In weiterem Sinne sind dagegen auch mRNA-Impfstoffe „Totimpfstoffe“, weil die darin verwendeten Partikel ebenfalls keine vermehrungsfähigen Viren sind. „Der Name ist falsch“, sagte dazu Carsten Watzl, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. „Alle bisher zugelassenen Covid-19-Impfstoffe sind Totimpfstoffe.“ Ähnliches erklärte das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut.
In diesem Sinne kann das Label als Teil einer politischen Kommunikationsstrategie an Ungeimpfte gewertet werden, wie sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon Ende November andeutete.
Worin unterscheidet sich der Novavax-Impfstoff von den bisherigen Impfstoffen?
Wie die bisherigen Vakzine schützt Nuvaxovid auf der Basis von Spike-Proteinen des Coronavirus. Der Körper erkennt die Proteine als fremd und das Immunsystem wird hochgefahren. Es bildet spezifische Antikörper und T-Zellen, die den Körper vor einer echten Infektion besser wappnen.
Allerdings bringt Nuvavoxid die Spike-Proteine anders in den Körper ein. Sie werden in Insektenzellen produziert und dann daraus „geerntet“, gereinigt und als Impfstoff verabreicht. mRNA-Impfstoffe dagegen regen Körperzellen mithilfe von Erbgutschnipseln an, selbst Spike-Proteine zu produzieren, die eine Immunantwort auslösen.
Wie mRNA-Impfstoffe, etwa von Biontech, ist auch der Novavax-Impfstoff auf einen Wirkverstärker (Adjuvans) angewiesen. Das Immunsystem reagiert nämlich auf Protein-Impfstoffe ohne Wirkverstärker zu schwach. Das als Wirkverstärker verwendete Saponin dient auch in anderen Vakzinen zu diesem Zweck und wird aus dem in Südamerika beheimateten Quillay-Baum gewonnen, auch Seifenrindenbaum genannt.
Ob das für die Waldorf-Fans unter den Impfgegnern einen Anreiz zur Impfung darstellt, ist noch nicht bekannt. Die technologischen Unterschiede zwischen Protein- und mRNA-Impfstoffen implizieren jedenfalls per se keine größere „Natürlichkeit“ oder Unschädlichkeit des einen oder anderen Impfstoffes.
Wieviele Dosen von Novavax werden erwartet?
In dieser Woche rechnet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit 1,4 Millionen Dosen des im Dezember in der EU zugelassenen Impfstoffs, in der kommenden Woche dann mit einer weiteren Million. Wann die Impfungen beginnen, ist Sache der Länder.
Ab wann ist Nuvaxovid in Deutschland verfügbar?
Am Donnerstag, 24. Februar, wurde der Impfstoff von Novavax an das Zentrallager der Bundesregierung überstellt. Seit Freitag läuft die Auslieferung an die Bundesländer. Das Gesundheitsministerium kündigte Ende Januar an, Deutschland erhalte bis zum 20. März voraussichtlich 3,8 Millionen Novavax-Impfdosen aus einer Bestellung der EU-Kommission. Diese hat sich bereits 200 Millionen Dosen gesichert, die bis 2023 geliefert werden sollen.
Wann gibt es den Novavax-Impfstoff in Ihrem Bundesland?
Baden-Württemberg | Das Gesundheitsministerium gab bekannt, dass das Bundesland die ersten Novavax-Impfdosen am Freitag, 25. Februar, erhalten werde. Bis zum 3. März sollen alle 192.000 gelieferten Dosen an die Stadt- und Landkreise verteilt werden. Die Hälfte sei „explizit für Beschäftigte in der Gesundheits- und Pflegebranche reserviert“, so Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne). Aktuelle Impfangebote sind auf der Internetseite der Kampagne „Dranbleiben“ zu finden. |
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Bayern | Im Freistaat Bayern sind Terminbuchungen für den Novavax-Impfstoff laut Gesundheitsminister Klaus Holetschek ab Freitag, dem 25. Februar, möglich. Er werde „Mitte kommender Woche in den bayrischen Impfzentren eintreffen“, teilt das Gesundheitsministerium mit. Impfaktionen sind auf der Seite der Staatsregierung verzeichnet. |
Berlin | Der Impfstoff von Novavax soll ab dem 28. Februar im Einsatz sein, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Freitag mit. Er soll im Impfzentrum Tegel und in der Drive-in-Impfstelle in Lichtenberg zum Einsatz kommen. Termine lassen sich ab sofort über das Portal Doctolib buchen. Zunächst soll Berlin etwa 63.000 Dosen erhalten. |
Brandenburg | Die erste Novavax-Lieferung sei am 25. Februar in Brandenburg angekommen, berichtet das Gesundheitsministeriums. Der Impfstoff werde voraussichtlich ab dem 1. März „zur Abgabe an die kommunalen Impfstellen und an Krankenhäuser zur Verfügung stehen“. Zunächst habe man 42.000 Dosen des Vakzins bekommen. Eine Übersicht über Impfstellen im Land gibt es hier. |
Bremen | Im Stadtstaat ist eine Registrierungsliste für Nuvaxovid-Interessierte seit dem 9. Februar geöffnet. |
Hamburg | Erste Termine sollen bereits am 26. Februar möglich sein. Jeder Erwachsene kann sich über die Online-Buchungsseite der Stadt Hamburg dafür eintragen. Zunächst stehen laut Gesundheitsbehörde rund 33.000 Impfdosen zur Verfügung. |
Hessen | Laut dem hessischen Sozialministerium erhält Hessen zunächst etwa 108.000 Impfdosen. „Eine Verteilung von Kleinstmengen an alle Arztpraxen ist angesichts dieser zunächst eher überschaubaren Zahl nicht sinnvoll. Deshalb haben wir vereinbart, Novavax zunächst nur den Gesundheitsämtern zur Verfügung zu stellen, die Sonderimpftermine organisieren und die lokale Verteilung organisieren können“, sagte Hessens Gesundheitsminister Kai Klose dazu. „Vordringlich sollte dann das von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht umfasste Personal Impfangebote mit diesem Impfstoff erhalten.“ Novavax-Termine in Hessen sind hier aufgelistet. |
Mecklenburg-Vorpommern | Ab dem 24. Februar können sich alle Interessierten über das Online-Impfportal für einen Novavax-Termin registrieren, so das Gesundheitsministerium. Die Impfungen würden in der kommenden Woche beginnen, sagte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD). Das Land erhalte im ersten Quartal etwa 78.000 Impfdosen. |
Niedersachsen | Im Auftrag des Gesundheitsministeriums habe ein Dienstleister 140.000 Dosen Novavax-Impfstoff von der Bundeswehrapotheke in Quakenbrück abgeholt, teilte das Ministerium mit. Bis zum 2. März würden sie an alle 45 Gesundheitsämter verteilt. Zunächst würde knapp ein Drittel ausgeliefert. Aktuell seien gut 8.000 Menschen auf der Warteliste registriert. Termine werden online oder unter der Telefonnummer 0800/9988665 vergeben. |
Nordrhein-Westfalen | Das NRW-Gesundheitsministerium rechnet laut einer Erklärung mit zunächst 309.000 Impfdosen. Ihre Ankunft werde für den 25. Februar erwartet. Die Weiterverteilung an Städte und Landkreise soll ab dem 26. Februar erfolgen. Auch hier soll Nuvaxovid vorrangig an Berufsgruppen gehen, die die einrichtungsbezogenen Impfpflicht betrifft. 75 Prozent des Kontingents soll für sie laut Mitteilung des Ministeriums reserviert werden, 20 Prozent für Menschen, denen ärztlich eine Unverträglichkeit auf mRNA-Vakzine attestiert wird, sowie fünf Prozent für die Allgemeinbevölkerung. Impfpraxen in NRW sind hier aufgelistet. |
Rheinland-Pfalz | Schon seit Anfang Februar können sich Novavax-Interessierte für eine Impfung mit dem Vakzin über das Impfportal des Landes anmelden. Laut einem Bericht des SWR taten das bis zum 18. Februar bereits mehr als 14.000 Menschen. |
Saarland | Im kleinsten Flächenland starten die Novavax-Impfungen am 26. Februar in allen vier Impfzentren. Freitag soll er im Saarland eintreffen. Terminbuchungen sind über das Landes-Impfportal möglich. |
Sachsen | Die ersten Impfungen mit Novavax sollen an „speziellen Gesundheitsimpftagen“ ab dem 28. Februar erfolgen, wie das sächsische Gesundheitsministerium mitteilt. Zunächst stünden rund 69.000 Dosen des Vakzins zur Verfügung. Termine können über ein Buchungsportal vereinbart werden. |
Sachsen-Anhalt | Seit dem 17. Februar sind in Sachsen-Anhalt Voranmeldungen für den Novavax-Impfstoff möglich, und zwar über die landesweite Terminvergabe-Hotline 0391/24369971. Die erste Lieferung umfasse rund 36.000 Impfdosen, so das Gesundheitsministerium in Magdeburg. |
Schleswig-Holstein | Impfungen mit dem Novavax-Impfstoff können ab dem 24. Februar über das landeseigene Impfportal gebucht werden. Bereits am 26. Februar sollen offene Impfaktionen unter anderem in Kiel, Lübeck und Neumünster stattfinden. Es gilt zunächst eine Priorisierung für Menschen in Pflege- und Gesundheitsberufen sowie solche, die ein Attest haben, das ihnen eine Unverträglichkeit gegen bisherige Vakzine bestätigt. |
Thüringen | Die erste Lieferung für das Bundesland soll etwa 36.000 Dosen umfassen. Etwa 3000 davon würden den Thüringer Krankenhäusern zur Verfügung gestellt, so das Gesundheitsministerium. Interessierte können Termine über das Online-Impfportal buchen. Die ersten Impfungen sind für den 28. Februar und den 5. März vorgesehen. |
Wie wirksam ist der neue Novavax-Impfstoff?
Eine Studie an 15.000 Probanden, die im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde, ergab schon im September, dass Nuvavoxid die Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Infektion um 89,7 Prozent reduziert. Das heißt: Zehn Geimpfte infizierten sich, in der Kontrollgruppe der Ungeimpften waren es dagegen 96. Und: Keiner der zehn Geimpften, die erkrankten, musste in die Klinik. Der Schutz vor Hospitalisierung, einem schweren Verlauf und dem Tod war also hundertprozentig.
„In den Zulassungsstudien zeigte der Impfstoff eine mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbare Wirksamkeit“, erklärte die Stiko. Auch hätten die Zulassungsstudien „keine Sicherheitsbedenken hinsichtlich schwerer unerwünschter Wirkungen nach Impfung“ ergeben. Allerdings sei die Datenlage noch begrenzt.
Schützt der neue Impfstoff auch gegen Omikron?
Die Omikron-Variante des Coronavirus umgeht das durch bisherige Impfungen bereits trainierte Immunsystem deutlich besser als etwa die Alpha- oder Delta-Variante. Deshalb verzeichnen auch Länder mit hoher Impfquote aktuell extrem hohe Infektionszahlen.
Das ist ein Problem für alle bisherigen Impfstoffe. Ein an Omikron angepasster Impfstoff von Biontech könnte bereits im März auf den Markt kommen.
Auch Nuvaxovid wurde anhand der vergangenen Virus-Varianten entwickelt und muss wohl auf Omikron angepasst werden. Das schrieb zumindest der Immunologe Watzl über die zweite Studie mit Nuvaxovid.
Auch der Immunologe Christian Münz warnte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ in Bezug auf proteinbasierte Vakzine, es sei „leichter für das Virus, gegen diese Impfstoffe resistent zu werden, weil die Immunantwort nicht so breit aufgestellt ist.“ Denn: „Mit den proteinbasierten Impfstoffen stimuliert man die zytotoxischen T-Zellen kaum und stattdessen vor allem die Antikörperantwort“.
Auch der Impfstoffforscher Florian Krammer zeigte sich skeptisch: „Ich würde annehmen, dass die Wirksamkeit der Immunantwort durch die Impfung bei ihnen am stärksten abnimmt. Bei Impfstoffen, die eine gute T-Zell-Reaktion hervorrufen oder sehr hohe neutralisierende Antikörpertiter induzieren, bin ich etwas weniger besorgt.“
„Aussagen zur klinischen Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante können aktuell noch nicht getroffen werden“, heißt es von Seiten der Stiko dazu. (mit Agenturen)
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