Rosetta-Mission zu Tschuri: Forscher bangen: Landung von Philae könnte schief gehen
Banges Warten: Das Landemodul "Philae" ist auf dem Weg zum Kometen "Tschuri" ist. Fast alle Systeme sind okay. Doch es könnte Probleme bei der Landung geben.
Nach zehn Jahren des Wartens haben die Forscher und Entwickler der Europäischen Raumfahrtagentur Esa das Labormodul "Philae" planmäßig um 9:35 Uhr von der Trägersonde "Rosetta" abgekoppelt und auf den Weg zum Kometen "Tschuri" geschickt.
"Wir sind fertig zur Landung"
Inzwischen sind die ersten Daten des kühlschrankgroßen Landers auf der Erde eingetroffen. Demnach rotiert er, wie erwartet, mit sechs Umdrehungen pro Stunde. Im gemächlichen Schlendertempo (3,6 Kilometer pro Stunde) nähert er sich der Landestelle namens Agilkia.
"Die Beine sind ausgeklappt, der Dämpfer ist ausgefahren", berichtet Hans-Jürgen Jung von Airbus Defence and Space (ehem. Astrium). "Wir sind fertig zur Landung."
So gut es eben gehen könnte. Denn ein weiteres Element der Landeeinheit, die Kaltgasdüse, ist vermutlich nicht bereit. In der Nacht hatten Tests gezeigt, dass das System defekt ist, das es nach dem Aufsetzen mit einem kurzen Schubmanöver auf dem Kometen halten und damit ein Abprallen vermeiden soll.
Die Funksignale benötigen eine halbe Stunde bis zur Erde
Rund sechs Stunden wird die Raumsonde unterwegs sein. Dann soll sie sich gegen 16:30 Uhr mit Hilfe von zwei Harpunen auf dem Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ verankern. Die Bestätigung für das Manöver wird gegen 17 Uhr erwartet, da die Funksignale gut 28 Minuten von der Sonde bis zur Erde benötigen. „Philae“ ist so programmiert, dass bereits beim Abstieg auf den Kometen Fotos gemacht werden. Unterdessen sind die ersten Aufnahmen auf der Erde angekommen.
Hinter Tschuri riecht es nach faulen Eiern
In den vergangenen Wochen hat das "Mutterschiff" Rosetta zahlreiche Messungen vorgenommen. Tschuri spuckt bereits gehörige Mengen an Gas und Staub, je näher er der Sonne kommt, umso heftiger werden die Auswürfe sein. In der Dunstwolke haben die Sensoren neben Wasser und Kohlendioxid auch Schwefelwasserstoff entdeckt: Hätte Rosetta eine Nase, würde sie den Geruch fauler Eier wahrnehmen.
Zudem wurde die Temperatur des rund vier Kilometer großen Brockens bestimmt. An der Oberfläche sind es zurzeit minus 70 Grad.
Gesteuert wird „Rosetta“ vom Satelliten-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt. Die Sonde ist rund 510 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Sie war 2004 samt „Philae“ mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Die Gesamtkosten für die Mission betragen rund 1,3 Milliarden Euro.
Sascha Karberg, Ralf Nestler