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Claudia Bogedan, Schulsenatorin in Bremen (SPD), wird Präsidentin der Kultusministerkonferenz
© picture alliance / dpa

Neue KMK-Spitze: Flüchtlinge und digitales Lernen prägen die Agenda

Bremens Schulsenatorin Claudia Bogedan (SPD) wird Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK). Von der KMK erhofft sie "ein starkes Signal"

Flüchtlinge in der Schule? Als die Bundesregierung im September ihr Drei-Milliarden-Euro-Paket zur Bewältigung der Lage beschloss, wurde Bildung nicht einmal erwähnt. Schule ist Ländersache. Eine nationale Offensive scheint also auch angesichts von 325 000 Flüchtlingskindern im Schulalter nicht infrage zu kommen. Claudia Bogedan hat damit kein großes Problem. „Das Kooperationsverbot abzuschaffen, ist nicht nötig“, sagt die Bremer Senatorin für Kinder und Bildung, die im kommenden Jahr die Präsidentschaft in der Kultusministerkonferenz (KMK) übernimmt.

Der Bund soll Schulsozialarbeiter finanzieren

Damit weicht Bogedan von dem jüngsten Beschluss ihrer Partei, der SPD, ab. Die will, dass das Kooperationsverbot im Grundgesetz fällt. Dann würde eine „nationale Bildungsallianz“ von Bund und Ländern möglich, etwa, für den massiven Ausbau der Ganztagsschule. Die 40-jährige Bogedan, zu deren dynamischem Auftreten die Pläne der SPD eigentlich besser zu passen scheinen als die langsam mahlenden Mühlen des Schulföderalismus, hält es aber mit eben jenem. Sie ist davon überzeugt, dass die Lage in den einzelnen Ländern dermaßen unterschiedlich ist, dass nationale Antworten kaum möglich sind. An den hohen Kosten, die für das Schuljahr 2014/2015 bereits auf 2,3 Milliarden Euro beziffert werden, müsse sich der Bund aber durchaus beteiligen, etwa, indem er Schulsozialarbeiter finanziert.

Von einer speziellen "Staatsbürgerkunde" für Flüchtlinge hält Bogedan nichts

Die promovierte Politologin Bogedan hat erst wenig Erfahrung in der Schulpolitik. Bis zu ihrem Wechsel nach Bremen im Juli 2015 leitete sie die Abteilung Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung. Trotzdem sieht Bogedan der Herausforderung, Hunderttausende von Flüchtlingen ins Schulwesen zu integrieren, ohne zu große Sorge entgegen. In Bremen habe ja sowieso schon die Hälfte der Schüler einen Migrationshintergrund, sagt sie. Auch erweise es sich jetzt als „ideal“ für die Integration, dass Bremens Schulen nur noch eine staatliche Religionskunde für alle anbieten. In Ländern mit konfessionellem Religionsunterricht sei Islamunterricht sinnvoll. Von einer speziellen „Staatsbürgerkunde“ für geflüchtete Schüler hält Bogedan hingegen nichts. „In der Schule werden überall demokratische Werte eingeübt, nicht nur im Unterricht“, sagt sie.

Die KMK ist ein Gremium, dass die Erwartungen der Öffentlichkeit oft enttäuscht. Statt durchschlagender flächendeckender Initiativen gibt es Beschlüsse, die den Ländern viel Raum für die eigene Gestaltung geben. So ruft die KMK gerne allgemeine Themen aus, mit denen sie sich verstärkt beschäftigen will.

Neue Chancen für "heterogene Lerngruppen"

Die neue KMK-Präsidentin will neben den Flüchtlingen die Digitalisierung in der Schule auf die Agenda setzen. „,Für jeden Schüler ein Tablet’ – das ist dabei gerade nicht mein Ansatz“, sagt Bogedan, Mitglied des Programmbeirats Digital Leben des SPD-Parteivorstandes. Es müsse darum gehen, die „großen Chancen“ der Digitalisierung für „heterogene Lerngruppen“ zu nutzen: Schüler könnten dadurch in ihrem eigenen Tempo lernen, „sodass es nicht auf den besten Nachhilfelehrer ankommt“. Digitales Lernen sei also ein Weg zu mehr „Chancengerechtigkeit“. Die KMK werde sich womöglich auch auf entsprechende Module für die Lehrerausbildung verständigen. Viele Länder kämpften allerdings noch damit, dass es in entlegenen Ecken kein Breitband gibt. Bogedan hofft auf „ein starkes Signal der KMK“.

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