Astronomie: Fernster Stern im Weltall entdeckt
Manchmal wirken Sterne wie Linsen - wenn sie das Licht beugen. Dadurch kann das Weltraumteleskop Hubble selbst viel zu weit entferne Sonnen sehen.
Mit Hilfe eines „natürlichen Teleskops“ haben Astronomen den bislang fernsten Stern am Himmel beobachtet. Der blaue Superriese, „Ikarus“ genannt, strahlt in neun Milliarden Lichtjahren Distanz, wie das Team um Patrick Kelly von der Universität von Kalifornien in Berkeley im Fachblatt „Nature Astronomy“ berichtet. „Dieser Stern ist mindestens 100 Mal weiter weg als der nächstfernste einzelne Stern, den wir untersuchen können“, sagt Kelly.
Eine Sonne als Brennglas
Normalerweise lassen sich einzelne Sterne auch mit den besten Teleskopen nur bis zu einer Entfernung von etwa 100 Millionen Lichtjahren erkennen. Die Sterne fernerer Galaxien verschmelzen zu einem milchigen Schimmer. Nur Supernova-Explosionen, bei denen ein sterbender Stern kurzzeitig hell aufleuchtet, oder die Gammastrahlenblitze verschmelzender Neutronensterne sind über noch größere Distanzen zu sehen.
Ikarus leuchtet in einer Münf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie
Den Forschern kam ein kosmischer Zufall zu Hilfe: Gemäß Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie krümmt eine große Masse den Raum, sie bündelt also die Strahlen einer hinter ihr stehenden Lichtquelle wie eine Linse. Solche Gravitationslinsen seien „erstaunliche kosmische Teleskope“, sagt Ko-Autor Alex Filippenko von der Universität von Kalifornien. Auch einzelne Sterne können als Linse dienen und eine tausendfache Verstärkung erreichen. Dazu müssen Hintergrundstern, Linsenstern und der Beobachter auf der Erde exakt in einer Reihe stehen. Dies gelang mit dem „Hubble“-Weltraumteleskop: Ikarus leuchtete auf, als exakt vor ihm ein Stern ähnlich unserer Sonne in einer fünf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie vorbeizog und das Licht des blauen Riesensterns 2000-fach verstärkte. (dpa)