Raumfahrt: Europa will mit Russland zum Mond
2020 soll eine unbemannte Sonde am Südpol des Erdtrabanten landen und Wasser suchen. Der Beitrag Europas dürfte überschaubar sein - doch das kann sich ändern.
Jahrzehntelang nahm kaum einer Notiz von unserem himmlischen Nachbar. Seit einiger Zeit jedoch gerät der Mond wieder in den Fokus der Forscher und Raumfahrtingenieure. Wie jetzt bekannt wurde, planen Russland und die europäische Raumfahrtagentur Esa eine gemeinsame Mission zur Suche nach Wasser auf dem Mond. Bei dem für 2020 vorgesehenen Projekt „Luna-27“ soll eine Sonde auf dem Südpol des Erdtrabanten landen, teilte James Carpenter von der Esa am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Paris mit. Die Esa leiste als „Juniorpartner“ beispielsweise Hilfe bei der Navigation.
In Moskau hieß es, das Projekt solle auch ein erster Schritt werden für den Aufbau einer ständigen Basis. Das Südpol-Aitken-Becken ist dafür besonders interessant. Dort gibt es sowohl Sonnenlicht (für die Stromversorgung) als auch dauerhaft schattige Täler, in denen Wassereis vermutet wird. Zudem ist das Becken - ein Relikt eines gewaltigen Asteroideneinschlags - wissenschaftlich sehr spannend. Forscher hoffen, dort viel über die Entstehungsgeschichte des Mondes zu lernen.
Eine dauerhafte Siedlung auf dem Mond
Das Projekt sei „technologisch weit fortgeschritten und gut vorbereitet“, sagte ein Mitarbeiter der deutschen Raumfahrtbranche, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Eine Kooperation mit Russland in der Mondforschung war bereits bei der Esa-Ministerratskonferenz im vergangenen Jahr beschlossen worden. Bisher ist das Budget aber zu klein, um dabei eine große Rolle zu spielen. Das könnte sich ändern, 2016 steht wieder eine solche Sitzung an, bei der über die Prioritäten der europäischen Raumfahrt abgestimmt wird. Der seit Juli amtierende Generaldirektor der Esa, Johann-Dietrich Wörner, wirbt immer wieder für eine bemannte Mondstation ("moon village"), die in internationaler Zusammenarbeit entstehen soll - gewissermaßen das nächste große gemeinsame Ziel nach dem Ende der Internationalen Raumstation (ISS).
Bislang fehlt es an internationalem Willen
Diese Idee wurde von anderen Raumfahrtagenturen positiv aufgenommen. Bemerkenswerte Schritte in diese Richtung gibt es bisher jedoch nicht. Vielmehr wird die Raumfahrt zunehmend von der Politik eingeholt. So darf die Nasa seit Jahren nicht mit China kooperieren, neuerdings ist auch die Zusammenarbeit mit Russland weitgehend auf die ISS beschränkt. Die Esa hat immer wieder deutlich gemacht, dass sie weiterhin mit Russland zusammenarbeiten möchte. „Gerade in Zeiten irdischer Krisen ist die Raumfahrt als Brückenbauer aktiv“, sagte der Esa-Generaldirektor unlängst in Bezug auf die Ost-West-Krise. (mit dpa)