Experten besorgt wegen B.1.1.529: Erster Fall von neuer Corona-Variante in Europa bestätigt
Die neue Virusvariante aus Südafrika trägt bestimmte Mutationen, die sie noch infektiöser machen könnte. SPD-Politiker Karl Lauterbach schlägt Alarm.
Belgien hat einen ersten Fall mit der neuen, zunächst im südlichen Afrika festgestellten Corona-Variante B.1.1.529 registriert. Es ist der erste bestätigte Fall der sogenannten „Nu“-Variante in Europa.
Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sagte am Freitag in Brüssel, ein aus dem Ausland kommender ungeimpfter Mensch sei positiv auf die Variante getestet worden. Der belgische Virologe Marc Van Ranst schrieb auf dem Online-Dienst Twitter, die Coronainfektion sei bei einem aus Ägypten zurückkehrenden Reisenden festgestellt worden.
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Premierminister Alexander De Croo erklärte am Freitag, dass Belgien seinen Nachbarn folgen und Reisebeschränkungen für die südlichen Gebiete Afrikas einführen würde. „Wir aktivieren ein diesbezügliches Verfahren“, teilte De Croo mit, berichtet das belgische Medium „La Libre“. Demnach dürfen nur noch belgische Staatsbürger und Einwohner aus der Region zurückkehren. Nach der Einreise besteht eine zehntägige Quarantänepflicht. Für Nichtansässige gilt ein Einreiseverbot.
Lauterbach: Neue Virusvariante könnte Infektionsgeschehen beherrschen
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist besorgt über die Ausbreitung der neuen Virusvariante B.1.1.529. Das mutierte Virus wurde auch schon über die Ländergrenzen Südafrikas in Israel und Hongkong nachgewiesen.
Lauterbach geht davon aus, sie könnte die jetzige Delta-Variante verdrängen und das Infektionsgeschehen beherrschen. Die Mutante ist stark mutiert im Gegensatz zur Wildtypform des Virus, auch an Stellen, die sie infektiöser machen könnten.
Der SPD-Politiker fordert Grenzschließungen. Einige EU-Länder wie Deutschland haben den Flugverkehr aus Südafrika und angrenzenden Ländern eingeschränkt.
Auch Israel, Japan und Indien haben Maßnahmen ergriffen gegen die Weiterverbreitung. Gegen das Virus helfe gerade nur Impfen und Boostern. Eine Durchbruchsinfektion mit der neuen Variante hält er nach der dritten Spritze für unwahrscheinlicher.
Auch Robert-Koch-Instituts Präsident Lothar Wiehler sagte auf der Pressekonferenz zur Corona-Lage in Deutschland, dass man sehr besorgt sei. Wieler ordnete aber ein, man müsse erst herausfinden, ob die steigenden Zahlen in Südafrika tatsächlich mit der neuen Variante zusammenhängen. (tsp, AFP)