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Am 11. Juli hat "New Horizons" Pluto und den Mond Charon (li.) fotografiert. So nah war bis dahin keine Sonde gekommen. Mittlerweile treffen immer bessere Aufnahmen von den beiden Himmelskörpern auf der Erde ein.
© NASA-JHUAPL-SWRI

Sonde "New Horizons" am Ziel: Endlich bei Pluto - und auf der Erde müssen alle warten

Nach neun Jahren Anflug saust jetzt die Nasa-Sonde an Pluto vorbei. Die Forscher müssen geduldig auf Daten warten. Eines wissen sie schon jetzt: Pluto ist doch größer als Eris.

Jetzt wird’s ernst. Um 13:50 Uhr (MESZ) soll die Nasa-Sonde „New Horizons“ in einem Abstand von 12.500 Kilometern am Zwergplanet Pluto vorbeifliegen. Sieben Messgeräte werden so viele Daten wie möglich erheben. Sie werden Fotos machen, die chemische und mineralogische Zusammensetzung des Himmelskörpers und seiner Atmosphäre analysieren, die Effekte des Sonnenwinds.

Forscher und Raumfahrtfans müssen sich jedoch gedulden. Aktuelle Statusmeldungen oder gar Bilder, wie bei der Landung der Sonde „Philae“ auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko Ende 2014, wird es so schnell nicht geben. Erst gegen 3 Uhr in der Nacht (MESZ) soll das erste Signal eintreffen.

4,7 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt

Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat New Horizons – unter anderem aus Kostengründen – eine starre Antenne. Sie muss sich zur Erde drehen, um mit uns zu kommunizieren. In dem Moment kann sie aber nicht auf Pluto schauen. Klar, dass der Himmelskörper Vorrang hat. Zum zweiten ist sie 4,7 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Rund viereinhalb Stunden benötigen Funksignale bis zu uns.

Ziel erreicht. Die künstlerische Darstellung zeigt die Nasa-Sonde mit dem Zwergplanet Pluto und drei seiner Monde. Am Dienstag soll das Raumfahrzeug im Abstand von 12.500 Kilometern an Pluto vorbeirasen - weiter zum Kuiper-Gürtel.
Ziel erreicht. Die künstlerische Darstellung zeigt die Nasa-Sonde mit dem Zwergplanet Pluto und drei seiner Monde. Am Dienstag soll das Raumfahrzeug im Abstand von 12.500 Kilometern an Pluto vorbeirasen - weiter zum Kuiper-Gürtel.
© Abb.: Nasa/dpa

Und die sind, drittens, ziemlich mager. Mit rund zwei Kilobyte pro Sekunde tröpfelt es in die Datenleitungen der Forscher. 16 Monate wird es dauern, bis alle Messwerte der Sonde hier sind.

Sofern sie ihr Messprogramm wie geplant abspult. Bis zur Stunde müssen die Forscher befürchten, dass die Sonde mit umherfliegenden Partikeln kollidiert, die es in dieser Gegend geben könnte. Bei einer Geschwindigkeit von 50.000 Kilometern pro Stunde, mit denen New Horizons durchs All jagt, könnten selbst kleine Objekte beim Zusammenstoß katastrophale Wirkungen haben. Computermodellierungen besagen, dass das Risiko eines Treffers bei rund 1 zu 5000 liegt.

Pluto ist etwas größer als gedacht

Bis zum Montag war aber noch alles in Ordnung. „Alle Instrumente arbeiten planmäßig“, berichtete Glen Fountain, Projektmanager der Mission an der Johns-Hopkins-Universität, bei einer Pressekonferenz.

Größenvergleich. Die Grafik zeigt, wie klein Pluto (oben) und sein Mond Charon (darunter) im Vergleich zur Erde sind.
Größenvergleich. Die Grafik zeigt, wie klein Pluto (oben) und sein Mond Charon (darunter) im Vergleich zur Erde sind.
© Abb.: Nasa

Bei dieser Gelegenheit präsentierte Chefwissenschaftler Alan Stern jüngste Forschungsergebnisse, die er und seine Kollegen aus den Messungen der vorangegangenen Tage gewonnen hatten. Maßgeblich ist die erste solide Größenbestimmung von Pluto: 2370 Kilometer Durchmesser, bei einer Fehlertoleranz von 20 Kilometern. Damit ist der Zwergplanet größer als viele frühere Schätzungen nahe legten. Vor allem aber ist Pluto damit der größte bisher bekannte Himmelskörper im Kuipergürtel. Eine zeitlang galt „Eris“ mit 2336 Kilometern als größtes Objekt. Den Pluto-Fans, die sich immer noch nicht damit abfinden können, dass dem Himmelskörper (übrigens kleiner als der Erdmond) 2006 der Status „Planet“ aberkannt wurde, dürfte das ein wenig Trost spenden.

Schwung bei Jupiter geholt - und fünf Jahre gespart

Da Pluto laut aktueller Messungen wieder etwas größer geworden ist, müsste er – bei konstanter Masse – eine etwas geringere Dichte haben. Das hieße: der Anteil an Eis ist etwas größer als man bisher vermutete. Das Team um Stern hat die Eiskappen an den Polen klar erkannt, berichten die Forscher. „Unsere Messungen zeigen weiterhin, dass das Material an den Polen sich sehr stark von dem in den dunklen Regionen unterscheidet“, sagt Stern. Woraus es bestehe, sei noch nicht klar.

Auch das soll mit dem Vorbeiflug aufgeklärt werden, auf den die Forscher seit neun Jahren warten. Gestartet wurde die Sonde im Januar 2006 vom Luftwaffenstützpunkt Cape Canaveral (Florida). 2007 nahm sie bei einem „Flyby“-Manöver an Jupiter noch mal richtig Tempo auf, was ihr rund fünf Jahre Reisezeit zu Pluto sparte. Zur Energieversorgung nutzt sie eine Atombatterie (Radioisotopengenerator), die mit elf Kilogramm Plutonium-238 bestückt wurde.

Noch hat New Horizons ausreichend Power, so dass die Sonde noch ein weiteres Objekt im Kuipergürtel anfliegen soll. Welcher das ist, ist bisher nicht entschieden.

Aktuelle Informationen zum Status der Mission finden Sie auf der Webseite der Nasa (hier).

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