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Weiter Weg. Die Juniorprofessur soll ausgebaut werden, die Junge Akademie macht aber auf Mängel aufmerksam.
© IMAGO

Juniorprofessuren: Eigene Kandidaten bevorzugt

"Intransparent", "uneinheitlich": Die Junge Akademie kritisiert die bisherige Ausgestaltung der Juniorprofessuren - und erklärt, was sich ändern sollte.

Die bisherige Ausgestaltung der Juniorprofessuren an deutschen Universitäten sei „intransparent“ und „uneinheitlich“. Das kritisiert die Junge Akademie, ein Zusammenschluss von jeweils für fünf Jahre gewählten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern. Vielerorts dominierten Hausberufungen auf Juniorprofessuren, heißt es. Mangelnde Transparenz im Berufungsverfahren könnte geeignete Bewerber aus dem Ausland abschrecken. Deshalb sei die Juniorprofessur gegenwärtig nicht als einheitlicher Weg für die Qualifizierung auf eine Lebenszeitprofessur geeignet, lautet das Resümee einer Studie, die die Junge Akademie an diesem Montag veröffentlicht hat. Die Studie der AG Wissenschaft der Akademie stützt sich auf Informationen von 52 Universitäten mit insgesamt 1561 Juniorprofessuren.

Die Juniorprofessur soll ausgebaut werden

Ihre Kritik äußert die Junge Akademie angesichts von Plänen, die Juniorprofessur auszubauen und generell mit einem Tenure Track zu versehen. Dieser soll nach einer positiven Evaluierung nach sechs Jahren auf eine unbefristete Professur führen, das hatte auch der Wissenschaftsrat vorgeschlagen. Die Wissenschaftspolitiker in der Regierungskoalition sind sich inzwischen darüber einig, dass der Ausbau kommen soll, streiten aber unter anderem noch über die Finanzierung – auch mit den Ländern.

Vehement spricht sich die Junge Akademie gegen „interne“ Berufungen aus, die wesentlich zur Intransparenz der Verfahren führten. Quer durch die Unis würde jede fünfte Juniorprofessur so besetzt, teilweise aber gebe es auffällig viele solcher Hausberufungen: an der Uni Rostock sind es 55 Prozent, an der LMU München 44 Prozent, während etwa in Göttingen nur fünf Prozent aus dem Kreis der eigenen Doktoranden berufen wird. Als interne Berufung versteht die Junge Akademie solche, die an derselben Uni promoviert wurden – auch wenn die Kandidaten zwischendurch anderswo Postdoc waren. Explizite Hausberufungsverbote in Hochschulgesetzen gibt es nach einer Auswertung der Jungen Akademie unter anderem in Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein.

Besonders viele Juniorprofessuren hat die FU Berlin

Einem bundesweiten einheitlichen Ausbau würde auch die bislang ungleiche Verteilung der Nachwuchsprofessuren widersprechen, heißt es. Spitzenreiterin ist die Universität Göttingen, sie hat im vergangenen Jahrzehnt 103 solcher Stellen geschaffen, sie machen dort 21 Prozent der gesamten Professorenschaft aus. An zweiter Stelle steht die Freie Universität Berlin mit 100 Juniorprofessuren (23 Prozent der Professorenschaft). Weit vorne liegen auch die kleineren Unis in Kaiserslautern und Mannheim, an denen die Nachwuchsprofs jeweils über 30 Prozent ausmachen. Zu den Schlusslichtern mit weniger als fünf Prozent gehören die Unis in Heidelberg, Halle-Wittenberg und Würzburg. Positiv angemerkt wird, dass der vergleichsweise hohe Frauenanteil von 37,4 Prozent zur Geschlechtergerechtigkeit beitrage.

Bei aller Kritik sieht die Junge Akademie in der Juniorprofessur durchaus Potenzial zum Standardweg auf die Lebenszeitprofessur. Dafür müsse aber eine „transparente, international offene und wettbewerbliche Berufungspraxis“ etabliert werden – mit dem Ziel, die besten Kandidaten zu gewinnen. Die Juniorprofessur sollte von den Unis jedenfalls nicht genutzt werden, um den eigenen Nachwuchs über die Promotion hinaus an der Universität zu halten.

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