Corona-Podcast vom NDR: Drosten kritisiert Ärzte und Professoren, die „irgendeinen Quatsch in die Welt setzen“
Virologe Christian Drosten warnt vor Falschinformationen und reißerischen Überschriften. Die Öffnung von Gaststätten hält er für verfrüht.
Im Corona-Update Podcast des NDR hat der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten erneut die Medien kritisiert. Das „Massenphänomen“ von verkürzten oder irreführenden Schlagzeilen halte er für „gefährlich“, sagte Drosten am Dienstag in der 40. Ausgabe des Podcast.
Die Medien sorgen somit für eine „Zersplitterung der öffentlichen Meinung“. Drosten fügte aber hinzu, dieses Phänomen werde auch durch Wissenschaftler unterstützt, die „unter dem Deckmantel einer wissenschaftlichen Befassung Dinge verbreiten, die einfach nicht fundiert sind.“
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Auch die Zunahme an Verschwörungstheorien kritisierte Drosten scharf. In sozialen Medien kursierten inzwischen millionenfach abgerufene Videos, die „voller Unsinn“ und „falscher Behauptungen“ seien, sagte er. Zum Teil seien Ärzte und Professoren dabei, „die irgendeinen Quatsch in die Welt setzen“, ohne je zu den Themen gearbeitet zu haben.
Namen nannte Drosten nicht. Hinzu kämen „richtige Verschwörungstheoretiker“. Der Virologe schilderte, er bekomme ein Echo zurück in Form von Anschuldigungen, Fragen und Ideen, die Menschen auf Grundlage von Verschwörungstheorien entwickelten.
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Drosten betonte, er stehe derzeit in der Öffentlichkeit, weil Coronaviren sein Spezialgebiet seien. Zu anderen Themen würde er sich nicht in dem Umfang äußern. Was er höre, zum Teil von „scheinbaren Fachleuten“, deren Expertise in anderen Bereichen liege, entbehre oft jeder Grundlage, sagte der Virologe. Dadurch werde auch „wirklich gefährlichen Verschwörungstheoretikern“ mit teils politischer Agenda der Rücken gestärkt
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Drosten rügte das als „unverantwortlich“. Er gehört zu den Erstunterzeichnern eines offenen Briefs, in dem Ärzte und Virologen ein härteres Vorgehen von Facebook, Google und Twitter gegen Corona-Falschinformationen fordern. Die bisherigen Maßnahmen gingen nicht weit genug, kritisieren sie beim Kampagnen-Netzwerk Avaaz.
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Drosten äußerte sich ebenfalls zu der seiner Meinung nach verfrühten Öffnung von Restaurants und Gaststätten. Außerdem sehe er eine erhöhte Gefahr einer Ansteckung durch Aerosole. Die Übertragungen durch sogenannte Schmierinfektion decken lediglich zehn Prozent der Übertragungen ab, sagte er. Die allermeisten Infektionen geschehen durch Tröpfchen, beispielsweise beim Niesen. Aerosole, also noch feinere Tröpfchen, wären bislang unterschätzt worden.
Von daher erscheine es ihm „total übertrieben“, wie oft auf das Händewaschen und Desinfizieren von Oberflächen hingewiesen werde. Für Restaurants empfahl Drosten, Außenbereiche stärker zu nutzen. Für Innenräume gelte wiederum: „Fenster aufreißen!“ (mit dpa)