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Ein Blick in die Bibliothek der Technischen Universität Berlin.
© Ulrich Dahl/Technische Universität

Lage der Unibibliotheken in Berlin: Digitales für Forscher, Lernort für Studierende

Berlins Unibibliotheken klagen über hohe Kosten für Zeitschriften und Datenbanken - und über Studierende, die nicht gelernt haben, wissenschaftlich zu recherchieren.

„Wir kaufen Bücher, katalogisieren sie und leihen sie aus“, sagt Imma Hendrix, stellvertretende Bibliotheksdirektorin der Humboldt-Uni. Damit würden Bibliothekare heute dasselbe wie seit Jahrhunderten leisten. Aber viele Aufgaben sind in jüngerer Zeit insbesondere für wissenschaftliche Bibliotheken hinzugekommen: Sie unterstützen Nutzer beim elektronischen Publizieren und Recherchieren, sie digitalisieren die Bestände und die Zettelkataloge. An welche Grenzen die Berliner Universitätsbibliotheken dabei stoßen, erklärten ihre Leiter am Mittwoch bei einer von der Grünen-Fraktion initiierten Anhörung im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses. Bedrängt sehen sie sich durch „das monopolartige Verhalten der Verlage, das die Preise für Zeitschriften und Datenbanken in die Höhe treibt“, wie Frauke Bahlburg, stellvertretende Direktorin der TU-Bibliothek, erklärte. Höhere Budgets hätten sie dafür aber bislang nicht erhalten.

Bibliothekarsgehälter sind nicht konkurrenzfähig

Auch die gewachsenen Ansprüche an das Personal der Bibliotheken – es muss unter anderem über umfassende IT-Kenntnisse verfügen – würden nicht ausreichend honoriert. Zum einen seien die Gehälter nicht mit denen in der IT-Industrie konkurrenzfähig, sagt Bahlburg. Zum anderen gebe es keine adäquaten Aufstiegsmöglichkeiten im Bibliothekarsdienst. Tatsächlich können die Unibibliotheken ihr Personal auch auf Leitungspositionen nur maximal in der Entgeldgruppe E 9 entlohnen, auf der höchsten Gehaltsstufe 5 gibt es 3490 Euro brutto im Monat.

Um aus der Kostenfalle der großen wissenschaftlichen Verlage herauszukommen, setzen die Unis auf eigene Verlage und Open Access-Publikationen, die jedermann herunterladen und kostenfrei nutzen kann. Die TU wünscht sich dafür einen vom Land bezuschussten Publikationsfonds. Die FU hat schon einen eigenen Fonds, aber kaum Anträge von Wissenschaftlern, wie Kende sagt. Sie wollten weiterhin in eingeführten Journalen wie „Nature“ publizieren, auch weil das Wissenschaftssystem dies mehr belohne. So seien die Bibliotheken gezwungen, weiterhin teure Zeitschriften zu abonnieren.

Studierende brauchen mehr Informationskompetenz

Problematisch ist auch die Raumsituation. „Die Bibliothek wird zunehmend als Lernort aufgesucht, Studierende fragen insbesondere nach geschützten Arbeitsräumen“, sagt Jiri Kendel, Direktor der FU-Bibliotheken. Mit den Bafög-Mitteln würden jetzt neue Gruppenarbeitsräume ausgebaut, aber angesichts der hohen Nachfrage reiche das Geld nicht.

Das große Angebot digitaler Ressourcen, das Bibliotheken bieten, dagegen nutzen die Studierenden zu wenig. Zu viele fänden sich nicht in den Datenbanken zurecht, in denen sie Literatur für Hausarbeiten suchen könnten, seien aber auch wenig an Workshops interessiert, die die Bibliotheken dazu anbieten. In den Studiengängen müsste Informationskompetenz verbindlich vermittelt werden, fordern die Bibliothekare.

Berlins größte wissenschaftliche Büchersammlung, die Staatsbibliothek zu Berlin, hatte trotz Einladung ins Abgeordnetenhaus keine Vertreterin geschickt.

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