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Der Impfstoff von Biontech schützt mit am besten.
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Das Vakzin-Ranking: Diese Zweifachimpfungen schützen am meisten vor der Omikron-Variante

Von Astrazeneca bis Sputnik V: Es gibt große Unterschiede bei der Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe – und auch zwischen Studien und Herstellerangaben.

Der Schutz der weit verbreiteten Corona-Impfstoffe vor einer Infektion ist nach zwei Dosen offenbar sehr unterschiedlich. Das zeigt eine neue Studie von rund 50 Wissenschaftlern zur Omikron-Variante. Besonders für Personen, die mit den Vakzinen von Johnson & Johnson, Sputnik V und Sinopharm geimpft worden sind, sieht es demnach problematisch aus.

Der Studie zufolge wiesen die 12 Personen, denen der russische Sputnik-V-Impfstoff verabreicht wurde, zwei bis vier Wochen nach der Impfung keine neutralisierenden Antikörper gegen die Omikron-Variante auf. So verhielt es sich auch mit zehn von 13 Personen, denen der chinesische Sinopharm-Impfstoff verabreicht wurde.

Auch die 24 Personen, die sich mit dem zuerst im chinesischen Wuhan festgestellten Wildtyp des Virus infizierten, waren zwei bis vier Wochen nach der Infektion nicht mehr ausreichend geschützt.

Bei solchen, denen der Impfstoff von Johnson & Johnson verabreicht wurde, waren eine bis 19 Wochen nach der Impfung nur noch bei einer von zwölf Personen neutralisierende Antikörper vorhanden.

Die Personen, die mit den Vakzinen von Moderna, Biontech oder Astrazeneca geimpft wurden, zeigten hingegen einen noch ausreichenden Schutz gegen die Omikron-Variante. Der Schutz gegen den Wildtypen lag allerdings deutlich höher. Die Wirkung von Antikörpern gegen Omikron nahm um das 33-fache (Moderna), 44-fache (Biontech) beziehungsweise 36-fache (Astrazeneca) ab.

Omikron kann neutralisierende Antikörper einfacher umgehen

Bei Geimpften, die zuvor bereits infiziert waren, nahm die Wirkung von Antikörpern laut der Studie weniger schnell ab. Insgesamt zeige sich, so das Fazit der Forschenden, dass die Omikron-Variante die neutralisierenden Antikörper einfacher umgehen kann als vorherige Varianten.

Zwar hat die Studie mit 170 Teilnehmern eine vergleichsweise geringe Beteiligung. Auch deshalb hält sich die Übertragbarkeit auf das Infektionsgeschehen in Deutschland in Grenzen. Doch bestätigen die Ergebnisse die Meinung von Experten, die davor warnen, bei den Impfbemühungen nachzulassen.

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Die Ergebnisse der Studie zum Sinopharm-Impfstoff bestätigt auch eine Studie von Forschern der Universität in Hongkong. Unter 25 zweifach geimpften Personen zeigte keine einen ausreichenden Antikörperspiegel, um die Omikron-Variante zu neutralisieren.

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Das Unternehmen Sinopharm selbst hatte bekanntgegeben, dass sieben von 20 zweifach geimpften Personen über einen ausreichenden Antikörperspiegel gegen Omikron verfügen. Noch besser sehe es laut Sinopharm angeblich nach einem Booster aus: Danach hätten sogar 45 von 48 Personen einen ausreichenden Schutz gegen Omikron.

Das Unternehmen Sputnik V teilte mit, dass die Studie zur Effektivität der Impfstoffe gegen die Omikron-Variante Blutproben verwende, die nicht repräsentativ seien. In den kommenden Tagen will das Unternehmen eigene Daten dazu veröffentlichen, wie es auch Sinopharm getan hat.

Biontech/Pfizer bietet guten Schutz vor schweren Erkrankungen

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass zwei Dosen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer einen guten Schutz vor schweren Erkrankungen während der dortigen Omikron-Welle bieten. Das geht aus einer großangelegten Studie des südafrikanischen Medizin-Dienstleisters Discovery Health hervor.

Demnach bot eine zweifache Impfung einen 70-prozentigen Schutz vor schweren Verläufen, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen, und einen 33 Prozent-prozentigen Schutz vor einer Infektion (im Vergleich zu Ungeimpften). Während des Ausbruchs der Delta-Variante in Südafrika lag der Studie zufolge der Schutz vor einer Infektion allerdings noch bei 80 Prozent und bei 93 Prozent vor einer Krankenhauseinweisung.

Einer weiteren Studie zufolge reicht die Wirkung des Astrazeneca-Impfstoffes nach wenigen Monaten schon nicht mehr aus, um vor einer symptomatischen Erkrankung mit der Omikron-Variante zu schützen. Nach mehr als einem halben Jahr fällt der Schutz bis auf rund sechs Prozent.

Kreuzimpfung der Vakzine von Astrazeneca und Biontech

Anders sieht es hingegen aus, wenn Personen eine Kreuzimpfung der Vakzine von Astrazeneca und Biontech erhalten haben. In den Fällen liegt die Schutzwirkung auch Monate danach zumindest noch bei mehr als einem Drittel.

Zwei Moderna-Impfdosen schnitten in der gleichen Studie ähnlich schlecht gegen Omikron ab wie Astrazeneca. Allerdings berichtete US-Virologe Anthony Fauci in dieser Woche, dass die dritte Impfung ausreichend Antikörper produziere, um das Virus zu neutralisieren. Demnach seien Antikörper im Labor um das Zwanzigfache nach der Booster-Impfung gestiegen.

[Lesen Sie das ganze Interview mit Omikron-Mitentdecker Wolfgang Preiser hier mit Tagesspiegel Plus.]

Daraus folgert Fauci, dass die Entwicklung eines angepassten Impfstoffes vorerst nicht nötig sei. Omikron-Mitentdecker Wolfgang Preiser hatte dem Tagesspiegel gesagt, dass die Booster-Durchbrüche in Südafrika einen angepassten Impfstoff nötig machen würden. „Nachdem das bei den Varianten zuvor nicht der Fall war, kristallisiert sich bei der Omikron-Variante heraus, dass es nicht gelingen wird, mit den jetzigen Impfstoffen eine befriedigende Immunantwort zu erhalten“, sagte Preiser.

Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die Schutzwirkung der Booster der verschiedenen Impfstoffe entwickelt. Mehreren Studien zufolge weicht die Omikron-Variante nicht nur der Schutzwirkung der Impfstoffe aus, sondern ist auch deutlich ansteckender. Der Studie aus Hongkong zufolge verbreitet sich die Omikron-Variante bis zu 70-mal schneller über die Atemwege als die Delta-Variante.

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