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Booster-Impfschutz durchbrochen. In Südafrika wurden sieben Deutsche positiv getestet.
© Jan Woitas/dpa
Update

Omikron-Durchbruch bei Geboosterten entdeckt: Sieben junge Deutsche in Südafrika infiziert

Sechs der sieben Teilnehmer der Reisegruppe waren mit Biontech geboostert. Alle zeigten leichte Symptome, erkrankten aber nicht schwer.

Eine Gruppe von sieben Deutschen im Alter von 25 bis 39 Jahren hat sich in Südafrika mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert, obwohl alle bereits ihre Booster-Impfung erhalten haben. Das sagte Wolfgang Preiser, Mitglied des Forschungskonsortiums, das die Variante entdeckt hat, dem Tagesspiegel.

„Durchbruchsinfektionen sehen wir gerade sehr viele. Was wir nicht wussten ist, dass auch eine Booster-Impfung mit Biontech/Pfizer das nicht verhindert“, erklärte Preiser gegenüber dem Tagesspiegel. Diese Infektionen sind die ersten berichteten Durchbruchsinfektionen mit der Omikron-Variante bei Personen, die bereits ihre Auffrischungsimpfungen erhalten haben.

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„Das darf man natürlich nicht falsch verstehen, dass die Impfung nicht helfe. Im Gegenteil: Das zeigt nur, dass auch die bestmögliche Impfung offensichtlich nicht ausreicht, um eine Infektion zu verhindern – was wir ja schon geahnt haben“, so Preiser.

Einer Studie zufolge, die Preiser und seine Kollegen zu dem Fall am Donnerstag veröffentlicht haben, infizierte sich die Reisegruppe bereits Ende November oder Anfang Dezember.

Alle sieben hatten mindestens zwei ihrer drei Impfungen mit einem mRNA-Vakzin erhalten. Sechs Personen von ihnen erhielten bei ihrer Auffrischungsimpfung das Vakzin von Biontech, eine Person das von Moderna. Sechs Personen sind unter 30 Jahre alt und eine Person 39 Jahre alt.

Diese Impfstoffe erhielten die Personen in dieser Reihenfolge:

  • Personen 1 bis 5: Biontech, Biontech, Biontech
  • Person 6: Biontech, Biontech, Moderna
  • Person 7: Astrazeneca, Biontech, Biontech

Die Auffrischungsimpfungen wurden den Personen zwischen 21 und 37 Wochen nach den Zweitimpfungen verabreicht. Die Booster-Impfungen lagen mindestens 22 Tage, aber maximal 59 Tage zurück, heißt es in einer aktualisierten Fassung der Studie. Die Betroffenen gehörten also zu den ganz früh Geimpften in Deutschland.

Keine der sieben infizierten Personen hat der Studie zufolge relevante Vorerkrankungen und keine wurde zuvor bereits positiv getestet. Vier von ihnen machten ein medizinisches Praktikum in verschiedenen lokalen Krankenhäusern, die drei anderen Urlaub. Bei ihrer Ankunft in Südafrika in der ersten November-Hälfte wurden sie alle negativ getestet.

Als die Sieben-Tage-Inzidenz in der Provinz Westkap, wo sie sich aufhielten, deutlich anstieg, bekamen auch die sieben Personen milde Symptome, die zwischen dem 30. November und 2. Dezember begannen. Nach den positiven Tests begaben sich alle Personen in häusliche Quarantäne und führten ein Symptome-Tagebuch.

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Während der Quarantäne hatten die Personen übliche Covid-19-Symptome. Die häufigsten Symptome waren Halsschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, aber auch von trockenem Husten, Druck auf der Brust und den Nasennebenhöhlen, Schnupfen und Übelkeit wurde berichtet. Eine Person hatte Nachtschweiß, eine weitere berichtete von temporären Geruchs- und Geschmacksstörungen.

Das Antikörper-Level, das die Personen aufwiesen, lag auf einem ähnlichen Niveau wie vier Wochen nach einer zweiten Impfung. Die Viruslast der sieben Personen wird in der Studie hingegen im Durchschnitt höher beziffert, als es bei Infektionen mit der ursprünglichen Sars-Cov-2-Variante aus Wuhan, dem Wildtyp, der Fall war. Allerdings stellen die Studienautoren fest, dass es sich um vorläufige Zahlen handelt.

Wolfgang Preiser, Virologe an der Stellenbosch University in der Nähe von Kapstadt
Wolfgang Preiser, Virologe an der Stellenbosch University in der Nähe von Kapstadt
© Christoph Soeder/dpa

Mit 10hoch7 erreichte die Omikron-Variante allerdings in den Fällen aus Südafrika vier Tage nach Symptombeginn geringere Viruslasten als die Alpha-Variante. Diese kann Messungen der Forschungsgruppe Christian Drostens an der Charité zufolge vier Tage nach Symptombeginn Viruslasten von 10hoch8 erreichen.

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Keiner der sieben Deutschen hatte mit einem schweren Verlauf der Infektion zu kämpfen. „Man kann jetzt natürlich sagen: Das sind doch ohnehin junge Leute. Aber man kann schon davon ausgehen, dass zumindest ein schwerer Verlauf verhindert wird“, sagte Preiser. Diesen Rückschluss ließen auch die ersten Daten einer Biontech-Studie zu, teilte Firmenchef Ugur Sahin bereits am Mittwoch mit.

Durchbrüche zeigen: Angepasster Impfstoff ist nötig

Biontech und Pfizer hatten am Mittwoch erklärt, dass ihrer Laborstudie zufolge eine Auffrischungsimpfung die Omikron-Variante neutralisiere, während die Variante den Impfschutz nach nur zweifacher Impfung durchbrechen könne.

Die dritte Impfung lasse das Antikörper-Level auf ein 25-faches im Vergleich zu zwei Impfungen ansteigen. Dieses Level biete einen hohen Schutz vor einer Infektion mit allen bekannten Virusvarianten, erklärten die Unternehmen.

Die nun bekannt gewordenen Booster-Durchbrüche in Südafrika sind auf der einen Seite ein Rückschlag. Sie zeigen aber auch, was die Firmen bereits angekündigt haben: dass ein angepasster Impfstoff nötig ist. Biontech und Pfizer gehen davon aus, diesen angepassten Impfstoff bis Ende März bereit stellen zu können.

Wie Biontech-Chef Sahin am Donnerstag im Interview mit dem "Spiegel" erklärte, sei die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen, ob ein Omikron-Impfstoff hergestellt werde. Sahin beteuerte, dass seiner Meinung nach, die aktuellen Impfstoffe immer noch gut gegen eine schwere Erkrankung schützen können. Sahin brachte auch eine zeitnahe vierte Impfung ins Spiel, dann mit dem neuen Impfstoff für die Variante.

Bis dahin, erklärt Wolfgang Preiser, sei die Booster-Impfung das einzige, das gegen Omikron helfe. „Aber man muss sich bewusst sein, dass auch die eine Infektion nicht zu 100 Prozent verhindert. Sprich: Man muss die Vorsichtsmaßnahmen weiterhin einhalten.“

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