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Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit 2011 Wissenschaftsministerin in Baden-Württemberg.
© Daniel Naupold; picture alliance/dpa

Theresia Bauer über die Exzellenzinitiative: „Die Unis brauchen Freiräume“

Nach dem Imboden-Bericht zur Exzellenzinitiative: Was sich Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer vom „Exzellenzbonus“ verspricht.

Frau Bauer, die Imboden-Kommission schlägt vor, den zehn besten Unis allein auf der Basis schon erbrachter Leistungen jährlich eine Prämie von 15 Millionen Euro zu geben. Neue Anträge sollen nicht mehr nötig sein. Genau den gleichen Vorschlag haben Sie bereits in die Verhandlungen von Bund und Ländern eingespeist. Wussten Sie schon früher als andere, was die Kommission vorschlagen würde?

Nein, ich kannte den Vorschlag nicht vorher. Als ich davon erfahren habe, war ich überrascht und habe mich gefreut. Die Idee lag natürlich schon in der Luft. Ich selbst dachte bei meiner Idee des „Exzellenzbonus“ an die Debatte um eine Erhöhung der Programmpauschalen und auch an die britische Forschungsförderung.

Was ist der Vorteil, wenn man bereits erbrachte Leistungen belohnt?

Es gibt zwei große Vorteile. Es wäre ein absolut unbürokratisches Vorgehen, weil die Unis nicht wieder aufwendige Anträge schreiben müssten. Und das Verfahren wäre ohne jeden politischen Einfluss, ausschließlich wissenschaftsgeleitet.

Bisher mussten die Unis in ihren „Zukunftskonzepten“ innere Reformen versprechen. Das war für die Politik auch eine Chance, zu steuern. Jetzt sollen die Unis einfach einen Blankoscheck bekommen?

Würde man den Universitäten nach so kurzer Zeit schon wieder neue Zukunftskonzepte zumuten, käme das faktisch einer Entwertung des Vorhergehenden gleich. Die großen hochschulpolitischen Themen müssen die Universitäten ohnehin bearbeiten, ob es nun um Nachwuchsförderung oder um Gleichstellung geht. Es muss auch nicht jede Universität dieselbe Aufgabe bekommen. Freiburg stellt zum Beispiel gerade die Internationalisierung in den Mittelpunkt, für andere Universitäten mag anderes im Mittelpunkt stehen. Statt engmaschiger Vorgaben brauchen die Universitäten einen Vertrauensvorschuss und Freiräume.

Bund und Länder haben nicht nur positiv auf Ihren Vorschlag reagiert. Wie sind die Chancen auf Umsetzung?

Der Bericht der Imboden-Kommission gibt der Idee einer Prämie natürlich enormen Rückenwind. Man muss sich in einen Ansatz, der nicht antragsorientiert ist, sondern auf erbrachter Forschungsleistung aufsetzt, erst hineindenken. Diskussionen gibt es noch darüber, ob eine Prämie die gewollte Dynamik in der Universität auslöst oder eher statisch wirkt. Ich bin davon überzeugt, dass der Bonus unsere Wissenschaft zusätzlich dynamisieren würde. Die Universitäten bekämen neue Spielräume, sie könnten sich auch risikofreudiger Verhalten. Und das System wäre für Aufsteiger offen, denn im Lauf der Zeit können auch andere Universitäten ihre Stärken so weit stärken, dass sie unter die prämierten Unis kommen können.

Sollten die prämierten Unis nach 2028, wenn der neue Wettbewerb ausläuft, nicht dauerhaft vom Bund gefördert werden?

Nein, die Imboden-Kommission hat das sehr klug gemacht. Das Instrument der Exzellenzinitiative soll verstetigt werden. Aber das Geld daraus sollte nicht dauerhaft auf bestimmte Unis und Cluster festgelegt werden. Der Bund sollte die neue Möglichkeit, Universitäten dauerhaft zu finanzieren, aber nutzen, etwa, indem er den Hochschulpakt verstetigt und sich im Hochschulbau engagiert.

Die Imboden-Kommission geht davon aus, dass starke Präsidenten entscheiden werden, wohin das Geld fließt. Tatsächlich gibt es aber Formen der demokratischen Mitbestimmung. Wäre das ein Handicap?

Es ist richtig, dass die Umsetzung in der Hand der Rektorate liegen soll. Das heißt ja aber nicht, dass es darum völlig top down gemacht werden muss. Ich sehe da keine Probleme.

Sie haben vorgeschlagen, dass eine Uni im neuen Wettbewerb zwei Cluster eingeworben haben muss, um sich überhaupt für den Bonus zu qualifizieren. Die Imboden-Kommission würde die Prämie auch an Unis ohne neues Cluster verteilen.

In diesem Punkt bin ich völlig offen. Bindet man den Bonus an ein Cluster, verengt man natürlich das Eingangstor für die Universitäten. Ohne Cluster als Voraussetzung öffnet man es stärker.
Die Fragen stellte Anja Kühne.

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