Geschlechterforschung: Die Linke will die Gender Studies stärken, der Bund lehnt ab
Die Linke kritisiert den geringen Anteil der Gender Studies am Forschungsetat des Bundes - und fordert mehr Solidarität gegen Anfeindungen.
Im Bundesforschungsministerium wird die Diskussion über die Gender Studies „sehr aufmerksam“ verfolgt. An der Förderung der „Gleichstellungs- und Geschlechterforschung“ werde festgehalten, betont Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag. Ebenso sei dem Ministerium bekannt, „dass es vereinzelt Angriffe und Anfeindungen gegen Geschlechterforscherinnen und -forscher gab“.
Doch was folgt daraus? Die Linken-Abgeordneten wollen mit ihrer Anfrage mehr Aufmerksamkeit für Hasskommentare im Internet und massive Drohungen gegen Genderforscherinnen erzielen. Forderungen aus der AfD, Fördermittel zu streichen und Professuren nicht nachzubesetzen, sieht die Linke in historischem Zusammenhang mit der Verfolgung der Sexualwissenschaft im Nationalsozialismus. Zu den aktuellen Gefahren von rechts will sich der Staatssekretär aber nicht äußern. Auf die Frage, welche Auswirkungen das Erstarken des Rechtspopulismus „auf den öffentlichen Diskurs um Gleichstellungs- und Geschlechterforschung“ habe, antwortet Müller, dazu lägen dem Bund keine Erkenntnisse vor.
Bundesforschungsministerium: Kein Bedarf für spezifisches Programm
Die von der Linken angemahnte Stärkung der Gender Studies lehnt das BMBF ab. Man sehe „keinen Bedarf für ein spezifisches Programm“ – über die bereits bestehende Förderung hinaus. Hierzu zähle das Professorinnen-Programm, mit dem der Bund Berufungen von Frauen fünf Jahre lang fördert; es soll nach seinem Auslaufen Ende des Jahres fortgesetzt und erweitert werden. Als „herausragende Genderforschungsvorhaben“ werden ebenso die Gleichstellungsberichte der Bundesregierung angeführt. Genannt wird auch der Aufbau des ersten Digitalen Deutschen Frauenarchivs. Das Ministerium liefert eine lange Liste von Projekten, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden. Darin findet sich ein breites Spektrum vom Graduiertenkolleg „Dynamiken von Raum und Geschlecht“ der Unis in Kassel und Göttingen bis zur medizinischen Grundlagenforschung etwa zur „Bedeutung von Sexualhormonen und dem Lipidstoffwechsel für die Immunpathologie und Gewebsregeneration beim Amöbenleberabszess“.
Auf „genderbezogene Forschungsaufwendungen“ entfalle ein Anteil von 0,24 Prozent am Forschungsetat des BMBF, heißt es. Der Linken ist das zu wenig, zumal der Begriff der Geschlechterforschung vom BMBF viel zu weit gefasst werde.