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Wildbienen bevorzugen bestimmte Blütenpflanzen. Wenn sie aufgrund intensiver Landwirtschaft fehlen, gehen die Bestände bestimmter Arten zurück.
© picture alliance / dpa

Landwirtschaft verdrängt für Bienen wichtige Blütenpflanzen: Die Bienen schwinden mit den Blumen

Mit Hilfe von Pollenresten an Bienen aus Museumssammlungen haben Forscher Hinweise auf die Ursachen des Wildbienensterbens entdeckt.

Vielerorts gehen die Bestände von Wildbienen zurück. Als Ursache vermuten Forscher seit langem, dass die Umgestaltung der Umwelt durch die Landwirtschaft für die Bienen wichtige Blütenpflanzen verschwinden lässt. Allerdings reagieren einzelne Arten durchaus unterschiedlich auf die veränderten Bedingungen. Manche Populationen gehen drastisch zurück, andere sind stabil, manche Arten vermehren sich sogar. Die Annahme ist, dass vor allem jene Bienenarten leiden, deren bevorzugte Blumen zurückgegangen sind. Das lässt sich jedoch nur schwer untersuchen, denn die Blumen, die eine Bienenart heutzutage bevorzugt anfliegt, müssen nicht unbedingt ihre Lieblingspflanzen sein, sondern vielleicht nur zweite oder dritte Wahl. Außerdem könnten einige Bienenarten bereits in Regionen verschwunden sein, in denen die für sie essentiellen Blüten nicht mehr vorkommen.

Pollenreste an 1646 Bienen untersucht

Um diese Fragen zu klären, griff das Forscherteam um Jeroen Scheper und David Kleijn von der niederländischen Universität Wageningen auf Bienen in niederländischen Museen zurück, die zwischen 1870 und 1950 gesammelt wurden – also bevor sich die Niederlande zu einem der am intensivsten landwirtschaftlich genutzten Länder der Welt entwickelten. Seitdem ist die Fläche der von Bienen bevorzugten Lebensräume dort auf ein Fünftel dessen geschrumpft, was den Tieren noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stand. Mehr als die Hälfte der dort ursprünglich heimischen Bienenarten stehe mittlerweile auf der roten Liste.

Die Forscher untersuchten den Pollen, den sie an 1646 Exemplaren von 57 verschiedenen Wildbienenarten fanden, und bestimmten die Blütenpflanzen, die die Insekten zu Lebzeiten aufgesucht hatten. Dabei entdeckten sie, dass das „Verschwinden der bevorzugten Pflanzenarten einer der zwei Hauptgründe für das Bienensterben ist“. Der zweite Grund für den Rückgang einer Bienenart sei ihre Größe – was den Forschern nach aber ebenfalls mit dem schwindenden Nahrungsangebot zusammenhängen dürfte: Größere Bienenarten brauchen mehr Pollen, sind also besonders betroffen, wenn der Speiseplan gekürzt wird.

„Diese Ergebnisse betonen die artenspezifische Natur des Wildbienensterbens“, schreiben die Forscher im Fachblatt „PNAS“. Das sollte berücksichtigt werden, wenn Naturräume geschaffen werden, die dem Verschwinden der Wildbienen entgegenwirken sollen. Das könne nur erfolgreich sein, wenn die bevorzugten Pflanzen der bedrohten Bienenarten berücksichtigt würden.

Sascha Karberg

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