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Ein Mann hält einen Koran in der Hand.
© picture alliance / dpa

Neuer Wettbewerb um universitäre Islam-Zentren: Der Bund könnte doch für Imam-Ausbildung in Berlin zahlen

Spät hat sich Berlin entschlossen, ein Islam-Zentrum gründen. Zu spät, befand zunächst der Bund - und soll jetzt doch weitere Uni-Standorte ausschreiben.

Lange sah es so aus, als solle Berlin für seine Zögerlichkeit beim Wettbewerb um universitäre Islam-Zentren bestraft werden. Doch jetzt gibt es doch noch eine Chance auf Hilfe vom Bund. Der Haushaltsausschuss im Bundestag hat am Donnerstag beschlossen, dass im kommenden Jahr zwei weitere Islam-Zentren ausgeschrieben und mit jeweils 1,5 Millionen Euro vom Bund finanziert werden sollen.

Als die damalige Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) vor sechs Jahren universitäre Zentren für Islamische Theologie ausschrieb, hatte sich Berlin nicht beworben. Weder die Freie Universität mit ihrer starken Islamwissenschaft und die Humboldt-Universität mit ihrer großen evangelischen Theologie wollten islamische Religionsgelehrte ausbilden. 2011/12 wurden bundesweit fünf Zentren gegründet, darunter in Münster und Frankfurt am Main. 2015 beschloss der Berliner Senat nachzuziehen. Nach langwierigen Verhandlungen übernahm im Juli dieses Jahres die Humboldt-Uni die Federführung für ein islamisch-theologisches Institut. Es soll 2017 gegründet werden und ab Herbst 2018/19 Studierende aufnehmen.

Senatorin Scheeres: "Überaus geeigneter Standort"

Das BMBF hatte sich bislang geweigert, eine zweite Wettbewerbsrunde für Nachzügler auszuschreiben, mit dem Eingriff des Haushaltsausschusses ist der Weg dafür jetzt frei. Für den Ausschuss erklärte der Berliner SPD-Abgeordnete Swen Schulz, man sei sich über die Parteigrenzen hinweg einig, dass in Deutschland mehr Bedarf an „auf dem Boden des Grundgesetzes“ ausgebildeten Religionspädagogen und Gelehrten bestehe. Berlin rechnet sich gute Chancen aus, zumal die Vorbereitungen schon weit gediehen sind. „Unabhängig von der Entscheidung auf Bundesebene hat sich Berlin in den letzten Monaten auf den Weg gemacht, ein Institut für Islamische Theologie zu gründen“, teilte Senatorin Sandra Scheeres (SPD) mit. Die Stadt mit der größten Zahl an muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sei "ein überaus geeigneter Standort".

Berlins Naturkundemuseum kann Wirbeltierlagerstätte erschließen

Mehr Geld sieht der Haushaltsausschuss unter anderem auch für die acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft vor. Das Berliner Naturkundemuseum erhält dabei für die Erschließung der Wirbeltierlagerstätte Bromacker im Thüringer Wald drei Millionen Euro. Außerdem stellt der Haushaltsausschuss für Alphabetisierung und Grundbildung zwei Millionen Euro bereit, "um Angebote für Familien machen zu können". In die Geistes- und Sozialwissenschaften sollen 2,5 Millionen Euro zusätzlich fließen - für mehr Forschungsprojekte zu Migration, Frieden und in den "Kleinen Fächern".

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