Wissenschaftler warnen: „...dann würde der Lockdown bis in den April verlängert werden“
Wie gefährlich sind Treffen an den Festtagen? Wissenschaftler der TU Berlin haben nachgerechnet – und raten zur Zurückhaltung.
Mobilitätsforscher der TU Berlin warnen davor, die Lockerungen der Corona-Maßnahmen über die Weihnachtsfeiertage auszureizen. Die Folge davon ist nach Modellrechnungen für die Stadt Berlin auf Basis anonymisierter Mobilfunkdaten, dass die Infektionszahlen trotz der nun verschärften Maßnahmen im Januar noch einmal leicht ansteigen werden, bevor sie wieder sinken.
Sollten die Menschen in Berlin allerdings an Weihnachten und auch an Silvester verstärkt mit anderen in Kontakt treten, sei damit zu rechnen, dass die Infektionszahlen noch einmal deutlich ansteigen.
„Dann werden die Krankenhäuser ihre Kapazitätsgrenzen erreichen und der Lockdown muss vermutlich bis in den April fortgeschrieben werden, um die Infektionszahlen wieder auf ein Maß herunterzufahren, bei dem die Gesundheitsämter die Nachverfolgung bewerkstelligen können“, sagte Kai Nagel, Mobilitätsforscher der TU-Berlin. Erst in März würden nach diesem Szenario die täglichen Neuinfektionen in Berlin wieder unter 1000 fallen.
Erst im April wieder unter kritischem Wert
Doch auch wenn sich die Menschen nur an Weihnachten vermehrt treffen, sei erst im April mit einer 7-Tage-Inzidenz von unter 50 auf 100.000 Einwohner zu rechnen. Ohne Treffen an den Feiertagen und Silvester würden die Zahlen bereits im Januar und Februar zurückgehen und im Laufe des März unter die kritische Grenze von 50 fallen.
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„Selbst, wenn die Bevölkerung weitgehend auf private Treffen an den Feiertagen verzichtet, wird es mindestens bis zum Frühjahr dauern, bis die Kontaktnachverfolgung wieder in vollem Umfang greift“, lautet die Einschätzung von Nagel. „Sollten die Feiertagsregeln aber so ausgereizt werden, dass sich über mehrere Tage immer wieder fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, werden die Infektionszahlen deutlich steigen und nicht sinken.“
Dass die Maßnahmen des Lockdown-light von Anfang November die Infektionszahlen nur zum Stagnieren gebracht haben, erklärt Nagel damit, dass die Mobilitätseinschränkung gerade einmal halb so stark waren wie im Frühjahr und dass die Schulen weitgehend offen geblieben waren.
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Die Forschenden um Kai Nagel modellieren das Infektionsgeschehen in Berlin auf Grundlage von Bewegungsdaten aus dem Mobilfunknetz im Rahmen des Projektes „Modus-Covid“ , das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.
Simulation an Realität angepasst
Sie haben ein Modell entwickelt, das für jeden einzelnen Wochentag für alle Personen über eine Simulation verfügt, wann, wo und wie sich Personen bewegen, wo sie sich aufhalten und welche Aktivitäten sie dort ausführen.
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Verschiedene Parameter des Modells simulieren die zur Verfügung stehenden Maßnahmen und können über den Verlauf der Zeit variiert und der Realität angepasst werden.
„So können wir in unseren Simulationen zum Beispiel berechnen, wie sich die Ferien und die Schulschließungen auswirken, was es bedeutet, wenn durchgehend Alltagsmasken getragen werden oder wie sich eine Reduktion der aushäusigen Aktivitäten auf die Reproduktionszahl R auswirkt“, erklärte Ricardo Ewert, aus Nagels Team. Die Reproduktionszahl R gibt an, wie viele Personen im Durchschnitt von einer infizierten Person angesteckt werden.
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