Trotz Omikron-Welle: Dänemarks Top-Virologinnen rechnen mit Pandemie-Ende im Frühjahr
Bei Tests und Impfungen ist Dänemark Vorreiter. Doch Schutzmaßnahmen wurden früh fallengelassen. Nun lockerte das Land erneut – trotz Rekord-Infektionszahlen.
Keine vier Monate ist es her, da rief Dänemarks Gesundheitsminister Magnus Heunicke den „Freedom Day“ aus. Alle Corona-Beschränkungen fielen, manchem mochte das skandinavische Land mit seiner laxen Virusbekämpfung als neues Schweden erscheinen.
Gewiss, es gibt einige Unterschiede: Dänemark setzte früh auf eine offensive Impf- und Teststrategie. 82,4 Prozent der Einwohner sind laut dänischer Gesundheitsbehörde mittlerweile erstgeimpft. In Deutschland dagegen wird die Ampel-Regierung beim gegenwärtigen Impftempo selbst das Ziel von 80 Prozent Erstgeimpften Ende Januar verfehlen.
Die Booster-Impfung erhielten 57,1 Prozent der Dänen – im Vergleich zu 45,9 Prozent der Deutschen. Vergangene Woche wurde damit begonnen, Menschen für die vierte Impfung zu kontaktieren.
Außerdem testet Dänemark so viel wie kaum ein anderes Land. Mehr als 57 Millionen PCR-Tests wurden den Angaben der Gesundheitsbehörde zufolge in dem knapp sechs Millionen Einwohner großen Land seit dem Ausbruch der Pandemie abgenommen.
In den Laboren, für die das deutsche Robert-Koch-Institut Daten zur Verfügung stellt, waren es insgesamt rund 95 Millionen Tests. Auf die Landesgröße gerechnet wurde in Dänemark also gut acht Mal so viel getestet wie in Deutschland.
Womöglich registrieren die Behörden gerade deshalb eine so starke Steigerung der Fallzahlen, seitdem die Omikron-Welle begonnen hat. In den vergangenen drei Wochen gab es laut Weltgesundheitsorganisation landesweit jeweils mehr als 100.000 neue Infektionen.
Aufbruchsstimmung trotz hoher Fallzahlen
Am Sonntag wurde in Dänemark eine Inzidenz von 2663 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet, in Deutschland sind es aktuell 528. Vergangene Woche machte die hochansteckende Omikron-Variante 96 Prozent aller neuen Infektionen in Dänemark aus.
Schutzmaßnahmen sind längst wieder eingeführt - und erneut gelockert - worden. Zoos, Vergnügungsparks, Museen, Kunsthallen und andere Einrichtungen durften ab Sonntag wieder öffnen, wenn sie sich von Besuchern einen 3G-Nachweis vorlegen lassen, ebenso wie Kinos und Theater mit einer Obergrenze bis zu 500 Besuchern.
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Gesundheitsminister Magnus Heunicke verwies am Mittwoch darauf, dass die zwischenzeitlich steil gestiegene Kurve wieder abflache. Die Zahlen der vergangenen Tage bestätigen das nicht. Annähernd 27.000 Neuinfektionen wurden in den letzten 24 Stunden verzeichnet, der Rekordwert für diese Woche.
Und doch verbreiten Experten Aufbruchstimmung: Im Frühling sei die Pandemie nun aber wirklich vorbei, verkündeten binnen weniger Tage Lone Simonsen von der Universität Roskilde ebenso wie Tyra Grove Krause, die Leiterin des staatlichen Serum Institut, der dänischen Zentrale für die Pandemiebekämpfung.
Simonsen schätzt, dass jeder zweite Däne bis Monatsende Corona gehabt haben wird – und so bald eine Herdenimmunität aufgebaut sein wird.
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Angesichts möglicher Mehrfach-Infektionen und mit Blick auf die Intensivstationen könnte sich das als riskante Strategie herausstellen. In Frankreich, Spanien und Italien steigt die Intensivbelegung durch Omikron aktuell wieder. Wie lange wird der dänische Optimismus halten? (mit dpa)
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