18 Bewohner und Pfleger positiv getestet: Corona-Infektionen in bayerischen Pflegeheimen trotz Impfung
Zwei Pflegeheime in Bayern melden mehrere positive Tests bei geimpften Bewohnern und Personal. Warum das noch kein Grund für Zweifel am Impfstoff ist.
Es ist ein auf den ersten Blick verstörender Fall, der dazu führen könnte, das Vertrauen in Impfstoffe zu untergraben – doch das wäre voreilig: In der oberfränkischen Marktgemeinde Küps im Landkreis Kronach haben sich im Seniorenheim „Sonnen-Blick“ mehrere Bewohner und Pflegekräfte trotz einer ersten Corona-Impfung, die sie Ende Dezember erhalten haben, mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.
Nach Angaben von Einrichtungsleiterin Silvia Meusel sind derzeit 18 Bewohnerinnen und Bewohner sowie acht Pflegerinnen und Pfleger infiziert. Entsprechende Schnelltests und teils auch PCR-Tests seien positiv gewesen, sagte Meusel am Donnerstag.
Nun soll im Heim eine PCR-Reihentestung erfolgen. Bei zwei Pflegekräften seien Symptome aufgetreten, die für die Erkrankung Covid-19 typisch sind. Bei einem Teil der infizierten Bewohner seien erhöhte Temperaturen gemessen worden, insgesamt aber zeigten sie bislang leichte Verläufe.
Woher die Ansteckungen kommen, sei unklar, sagte Meusel: „Wir wissen nicht, ob der Träger des Virus nicht schon vor der Impfung infiziert war“ - und das, ohne Symptome aufzuweisen, sagte sie. Die regelmäßigen Schnelltests vor den Impfungen seien negativ gewesen.
In einer zweiten Einrichtung im nahegelegenen Stockheim sei ein Bewohner ebenfalls nach der Impfung positiv auf Corona getestet worden.
Experte rät: Auch nach der Impfung an Hygieneregeln halten
Wie kann das sein? Ist das ein Grund zur Beunruhigung? Zur Beunruhigung eher nicht – aber zu anhaltender Vorsicht.
Für Georg Sigl-Lehner, den Präsidenten der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, sind die Vorfälle in den oberfränkischen Einrichtungen ein Beweis mehr dafür, dass auch für Geimpfte die strengen Corona-Regelungen weiterhin Bestand haben müssen. Infektionen nach einer ersten Impfung sind immer möglich, denn:
- Grundsätzlich braucht das Immunsystem nach der ersten Impfung mindestens zehn Tage, um einen Schutz gegen das Virus aufzubauen.
- Erst mit der zweiten, vom Hersteller Biontech vorgesehenen Impfung ist ein Immunschutz mit hoher Wahrscheinlichkeit gewährleistet. Vorher muss man davon ausgehen, dass nach der ersten Corona-Impfung noch Infektionen auftreten können.
- Die vollständige Impfung schützt dann nicht gegen das Virus selbst, sondern davor zu erkranken und Symptome zu zeigen.
Sorgen allerdings bereitet Sigl-Lehner, wie er der „Süddeutschen Zeitung“ sagte, die jüngste Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, nach welcher rund die Hälfte der Pflegekräfte und ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte sich momentan nicht impfen lassen wollen - etwa deshalb, weil mögliche Nebenwirkungen noch nicht sicher feststünden.
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Den Freistaat betreffende Zahlen liegen Sigl-Lehner noch nicht vor, doch mit Blick auf einige regionale Einrichtungen geht er in Bayern von folgender Formel aus: „Ein Drittel lässt sich gleich impfen. Ein Drittel will sich erst impfen lassen, wenn weitere Erkenntnisse über den Impfstoff vorliegen. Und ein Drittel lehnt die Corona-Impfung prinzipiell ab.“
An Letztere will sich die Vereinigung der Pflegenden mit einer breit angelegten Informationskampagne wenden.
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