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Due Humboldt-Universität, Teil der Berlin University Alliance mit FU, TU und Charité.
© Maurizio Gambarini/picture alliance / dpa

Droht ein Ende der goldenen Wissenschaftsjahre?: Berlins Univerbund muss langsam zu glänzen beginnen

Berlins Wissenschaft muss aufpassen: Die Uniallianz strahlt kaum, mit dem Regierenden und dem Staatssekretär gehen bald entscheidende Politiker. Ein Kommentar.

In Berlin und Bayern streiten die Hochschulen mit der Politik gerade über ihre Landeshochschulgesetze.

Berlins Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten wirft dem Senat vor, der Entwurf der Gesetzesnovelle sei eine „massive Beschneidung der Hochschulautonomie, ihrer Leistungsfähigkeit und künftigen Entwicklungsmöglichkeiten.“

Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler bekam derweil über Wochen eine Protestnote nach der anderen zugestellt. Von „irreparablen Schäden“ war die Rede, die durch das geplante „Hochschulinnovationsgesetz“ und seine Betonung des Unternehmerischen drohten.

Die geplanten Reformen und Streitgegenstände sind unterschiedlich. Bemerkenswert ist indes, dass parallel zwei Länder um den künftigen Rechtsrahmen ihrer Hochschulen ringen, die mit ihrer Wissenschaftspolitik in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt haben.

Berlins Wissenschaftsszene erlebt ein goldenes Zeitalter. Die Hochschulen bekommen seit 2018 jedes Jahr 3,5 Prozent mehr, zusätzlich hat der Senat 250 Millionen Euro für Hochschulsanierungen beschlossen, jedes Jahr bis 2036. Es soll hunderte Millionen für eine neues Herzzentrum geben, allein 330 Landesmillionen für die Sanierung des Naturkundemuseums und so weiter.

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Ein großer Ankündiger ist auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: 1,2 Milliarden Euro für die neue TU Nürnberg, drei Milliarden für eine „Hightech-Agenda Bayern“. Bevor er die Agenda-Wohltaten versprach, hatte Söder übrigens explizit auf Berlin verwiesen, auf die vom Senat kräftig gepäppelte „Berlin University Alliance“, die 2019 im Verbund zur Exzellenzuniversität gekürt wurde. Ein „Alarmzeichen“ sei das, befand Söder damals.

Ein Porträtbild von Jan-Martin Wiarda.
Unser Kolumnist Jan-Martin Wiarda. Auf seinem Blog www.jmwiarda.de kommentiert er aktuelle Ereignisse in Schulen und Hochschulen.
© Privat

Womöglich gibt es noch eine Gemeinsamkeit zwischen beiden Ländern. Söder werden Ambitionen gen Bund nachgesagt. Der Abschied von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, in Personalunion Wissenschaftssenator, steht derweil schon fest, zudem verlässt sein umtriebiger Staatssekretär Steffen Krach Berlin.

Der Berliner Exzellenverbund ist zum Erfolg verdammt

Doch gibt es auch Unterschiede. Das Standing der Münchner Universitäten und des ganzen Wissenschaftsstandorts hat sich über Jahrzehnte entwickelt, die beiden Solo-Exzellenzunis LMU und TUM haben sich in ihrer Konkurrenz eingerichtet und verfolgen langfristige Strategien. Auch ist die Finanzstärke Bayerns ungleich größer selbst in Zeiten absehbarer Corona-Sparhaushalte.

Berlins Universitätsverbund, der bislang vor allem durch die Reibereien seiner strategisch sehr unterschiedlich denkenden Mitglieder auffiel, muss dagegen allmählich mal zu glänzen anfangen. Denn er ist zum gemeinsamen Erfolg bei der nächsten Runde der Exzellenzstrategie verdammt. Hinzu kommt: Das 3,5-Prozent-Jahresplus ist nur bis einschließlich 2022 verabredet. Und wenn Müller und Krach weg sind, könnte mit Franziska Giffey eine Frau Regierende Bürgermeisterin werden, deren Erfahrung mit der Wissenschaft sich seit Jahren in einer nicht enden wollende Plagiatsaffäre erschöpft. Und die dann über Priorisierungen im Haushalt entscheiden würde.

In Bayern und Berlin liegen die Nerven blank

Der Streit um die Hochschulgesetze zeigt: In beiden Ländern liegen gerade die Nerven ein bisschen blank. Doch Bayerns Wissenschaftspolitik wird wie so oft die Kurve bekommen. Berlins Universitäten dagegen werden der wissenschaftspolitischen Sonderkonjunktur der Ära Müller/Krach vielleicht schon bald nachtrauern.

- Der Autor ist Journalist für Bildung und lebt in Berlin. Auf seinem Blog www.jmwiarda.de kommentiert er aktuelle Ereignisse in Schulen und Hochschulen.

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