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Heiner Koch, Erzbischof von Berlin
© Mike Wolff

Heiner Koch: Berliner Erzbischof will an der HU Theologie studieren

Erzbischof Heiner Koch findet das neue Studienangebot der katholischen Theologie an der Humboldt-Uni so spannend, dass er sich selber immatrikulieren will.

Berlin erlebt einen Frühling der Religionen: Nach dem evangelischen Altbischof Wolfgang Huber will sich jetzt auch der amtierende katholische Erzbischof Heiner Koch an der Humboldt-Universität engagieren. Während Huber wie berichtet vor einer Woche von HU-Präsidentin Sabine Kunst in den Beirat des neuen Zentralinstituts für islamische Theologie berufen wurde, will sich Koch in der ebenfalls in Gründung befindlichen katholischen Theologie als Student einschreiben.

"Mich interessiert besonders die Frage, wie Glauben in der säkularen Gesellschaft geht", sagte Koch am Freitag bei der Vorstellung des Studiengangs an der HU. "Da will ich mich auf den letzten Stand bringen", erklärte der 64-Jährige, warum er nach seinem Theologie-Studium und der Promotion in Bonn in den 70er Jahren zurück an die Uni will. Zuvor hatte der Erzbischof von seiner Erwartung gesprochen, "dass das Institut als wissenschaftlicher Dialogort zwischen Theologie und säkularen Wissenschaften entsteht". Diese Konstellation gebe es "in keiner anderen Stadt in Deutschland".

Katholischer Neustart

Wie stellt sich die katholische Theologie an der Humboldt-Uni auf? Offiziell wird sie wie geplant von der Freien Universität, wo seit Jahrzehnten Religionslehrkräfte ausgebildet wurden, an die HU verlagert. Das bedeute aber einen vollkommenen Neustart, sagte HU-Präsidentin Kunst. Erwartet wird, dass 30 bis 40 der derzeit an der FU immatrikulierten 61 Studierenden an die HU wechseln. FU-Professor Rainer Kampling, der das Rentenalter erreicht hat, konnte seine Professur an der FU unlängst bis März 2020 verlängern, wie er auf Anfrage mitteilte.

An der HU werden fünf Professuren neu besetzt - je eine für biblische, historische, systematische und praktische Theologie sowie eine für theologische Ethik. 20 Kandidaten, davon sechs Frauen, halten Ende April und Mitte Mai ihre Probevorträge. Hinzu kommt die an der HU bestehende Guardini-Professur für Religionsphilosophie und Ideengeschichte, die von der gleichnamigen Stiftung finanziert wird.

Starten soll das Institut im Herbst zum Beginn des Wintersemesters mit einem Bachelorstudiengang "Katholische Theologie", in dem zukünftige Lehrkräfte für den Religionsunterricht ausgebildet werden. Zu den neuen Ansätzen der katholischen Theologie in Berlin gehört das zweite Bachelor-Programm, das angeboten wird: "Religion und Gesellschaft".

"Pluralistische und säkulare Situation" in Berlin einbezogen

"Ein moderner und weltoffener Studiengang", hieß es im Mai 2018, als der Akademische Senat der HU die Gründung des Instituts beschlossen hatte. Absolventen könnten in den Medien, in Bildungseinrichtungen oder in der Politikberatung unterkommen. An beide Studienrichtungen sollen sich Master-Programme anschließen. Die Aufnahmekapazität im Bachelor liege bei jährlich 30 bis 40 Studienanfängern, sagte Kunst.

Insgesamt wird mit der neuen katholischen Theologie ein "innovativer" Ansatz verfolgt, "der auch die pluralistische und säkulare Situation in Berlin einbezieht", erklärt die HU. Die fünf Professuren sind auf das "Profil einer theologischen Anthropologie mit globalgeschichtlicher Perspektive" ausgerichtet. Gründungsdirektor Johannes Helmrath, HU-Professor für mittelalterliche Geschichte, nannte den Neustart am Freitag "eine wichtige und überfällige Erweiterung der Wissenschaftslandschaft in Berlin".

Wie die beiden neuen Theologien, die islamische und die katholische, mit der seit der Unigründung vor gut 200 Jahren bestehenden evangelischen Theologie zusammenwirken können, bleibt abzuwarten. Die Idee einer neuen multireligösen Fakultät gemeinsam auch mit den jüdischen Studien an der HU war wie berichtet am Widerstand der Protestanten gescheitert. Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach sprach am Freitag gleichwohl von einer Zusammenführung der Berliner Theologien "unter einem Dach". Unipräsidentin Kunst sagte, sie gehe davon aus, "dass wir einem Dreiklang der Theologien einen wichtigen Schritt näher kommen". Auch in einer "vermeintlich säkularer werdenden Gesellschaft" sei die "wissenschaftliche Begleitung solcher Entwicklungen aus sozialwissenschaftlicher und theologischer Sicht wichtig".

36.000-Bände-Bibliothek von Kardinal Lehmann

Eine beachtliche Mitgift jedenfalls bringen die Katholiken in die HU-Theologien ein: Der vor einem Jahr verstorbene Karl Kardinal Lehmann, bis 2016 Bischof in Mainz, hat seine 36.000 Bände umfassende Bibliothek der Berliner Neugründung testamentarisch vermacht. Das habe er Lehmann gegenüber noch selber angeregt, sagte Erzbischof Koch.

Islamische und katholische Theologie werden sich wie berichtet auch räumlich nahe kommen. Sie ziehen gemeinsam in die historische Gerichtsmedizin der Charité in die Hannoversche Straße in Mitte. Er sei schon in der Gründungsphase mit den Verantwortlichen der muslimischen Verbände und Gemeinden im Gespräch gewesen und hoffe, dass auch das islamische Institut "Fahrt aufnimmt", berichtete Koch. "In erster Linie" setze er aber auf die Zusammenarbeit mit der evangelischen Fakultät und mit den jüdischen Studien. "Ich freue mich auf den wissenschaftlichen Streit um das Bild vom Menschen und die Frage nach Gott", sagte Koch. Ab dem Herbst auch als Student.

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