Bund finanziert Charité mit: Berlin will an die Weltspitze in der Gesundheitsforschung
Bund und Länder stimmen zu: Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung kommt zur Charité – ein außergewöhnlicher Schritt.
Nach jahrelangen Querelen und Unsicherheiten ist es endlich beschlossen: Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) wird in die Charité integriert – die 75 Millionen Euro Förderung des Bundes pro Jahr für das BIG sind damit dauerhaft und unbefristet für Berlin gesichert.
Darauf einigten sich am Freitagnachmittag die Staatssekretäre in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern, die dem Deal noch zustimmen musste. Ein wegweisender Beschluss für den Gesundheits- und Forschungsstandort Berlin – und zwar auch, weil der Bund mit der Charité nun erstmals dauerhaft eine einzelne universitäre Einrichtung mitfinanziert.
Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) spracht von einem „großartigen Tag, vor allem für Patientinnen und Patienten in Berlin und in ganz Deutschland“. Das Votum sei "ein klares Bekenntnis des Bundes zu Berlin als Standort für medizinische Spitzenforschung."
Das BIG war bereits 2013 gegründet worden, schon damals sollte es eine Einrichtung von „Weltrang“ werden , wie es die damalige Wissenschaftsministerin Annette Schavan verkündete. Ziel des Instituts: Medizinische Grundlagenforschung schneller in wirksame Therapien für Kranke übersetzen – der Fachbegriff lautet „Translationale Forschung“.
Im BIG sollten Teile der Forschung von Charité und Max-Delbrück-Centrum verschmelzen. Doch das Institut wurden vor allem wegen der komplizierten Konstruktion immer wieder zurückgeworfen: Charité und MDC stritten über Leitung, Schwerpunkte und Kompetenzen, es gab mehrere Rücktritte in der Führungsebene.
Ein Neuanfang fürs BIG
Das BIG in die Charité zu integrieren gilt nun als Neuanfang, der Grundstein dafür wurde bereits im vergangenen Jahr in die Wege geleitet. Möglich gemacht wird das durch eine Grundgesetzänderung, die bereits 2015 beschlossen wurde, bis zu diesem Jahr aber nicht angewendet wurde – vor 2015 durfte der Bund eine Universität nicht dauerhaft mitfinanzieren.
Das BIG soll aber in der Charité auch künftig einen eigenen Wirtschaftsplan erhalten. Das war dem Bund wichtig, der fürchtete, die Millionen könnten sonst von der Charité zweckentfremdet werden; der Bund wird künftig auch im Aufsichtsrat der Charité sitzen.
Mit der Integration in die Charité wird das BIG über verbesserte organisatorische Strukturen und eine geschärfte Mission verfügen, hieß es in einer Erklärung der GWK. Dadurch, dass das BIG in Zukunft auch deutschlandweit Forschungsprojekte fördern könne, die der Verwirklichung seiner Aufgaben und Ziele dienen, werde dem BIG "bundesweit noch mehr Ausstrahlungskraft zukommen".
75 Millionen Euro vom Bund
Auch die internationale Ausstrahlung der Charité dürfte dadurch gestärkt werden. Müller und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek wollen am Mittwoch gemeinsam auf dem Campus des Klinikums Virchow die Verwaltungsvereinbarung für das BIG unterzeichnen, auf die sie sich bereits im März geeinigt hatten. Damals hatte Müller erklärt, die Integration des BIG in die Charité sichere "die bestmögliche Basis für seine zukünftige Arbeit".
Schon jetzt arbeiten Mediziner in der Einrichtung beispielsweise daran, Erkrankungen der Herzgefäße und Krebserkrankungen des Nervensystems besser heilen zu können. Neben den 75 Millionen Euro vom Bund erhält das BIG auch acht Millionen Euro jährlich vom Land Berlin.