Zurück in die Hochschulen: Berlin studiert bald wieder in Präsenz
Die Hochschulen und der Senat beschließen Eckpunkte für die Öffnung. Der Regierende Bürgermeister appelliert an die Studierenden, sich impfen zu lassen.
Das kommende Berliner Wintersemester soll überwiegend in Präsenz stattfinden. Dies geht aus einem Eckpunktepapier der Senatskanzlei Wissenschaft und der Berliner Hochschulen hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt. Die Digitale Lehre soll als Zusatz fungieren. Dabei werden nur die drei Gs, also Geimpfte, Genesene und Getestete, Zugang zu den Vor-Ort-Angeboten der Hochschulen erhalten.
Den Infektionsschutz wolle man mit den etablierten Hygienemaßnahmen, einer hohen Impfquote und angemessener Kontaktnachverfolgung gewährleisten, heißt es in dem Papier.
Unter Einhaltung dieser Maßnahmen, werde die Aufhebung des Mindestabstands von 1,5 Metern angestrebt, um die für Studium und Lehre notwendigen Raumbedarfe zu sichern.
Forderungen nach Präsenzlehre werden lauter
Forderungen nach einer generellen Rückkehr zur Vis-À-Vis-Lehre waren ob der inzwischen weitreichenden Impfmöglichkeiten jüngst immer lauter geworden. Auch wurde den Hochschulen vorgeworfen, die Öffnung zaghaft und mutlos zu betreiben.
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-André Alt, hatte die Kritik im Tagesspiegel gekontert: Man dürfe Freiheitsrechte nicht nur einfordern, sondern müsse auch verantwortungsvoll mit ihnen umgehen. Weder „Bedenkenträgerei und Verhinderungsmentalität noch Aktivismus und Vorwärtsappelle“ seien hilfreich.
Alt hatte auf mehrere auch im neuen Eckpunktepapier formulierte Voraussetzungen verwiesen. Zudem sei zentral, dass Studierende die zahlreich vorhandenen Impfangebote wahrnähmen.
Michael Müller schreibt Brief an die Studierenden
Nicht von ungefähr richtet sich zeitgleich mit der Veröffentlichung des Eckpunktepapiers auch der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) mit einem Impfapell an die Studierenden. „Bitte lassen Sie sich gegen das Coronavirus impfen, und nehmen Sie unbedingt auch Ihre Zweitimpfung wahr“, heißt es in dem Brief, der seit Donnerstag über die Hochschulen verteilt wird.
In drei Semestern Online-Lehre hätten die Berliner Studierenden unter schwierigen Bedingungen einen großen Beitrag zur Krisenbewältigung geleistet – dies verdiene Respekt. „Mit einer Impfung unterstützen Sie die Rückkehr auf den Campus im kommenden Wintersemester“, appelliert nun der Regierende.
Das Wintersemester beginnt für die Fachhochschulen am 01. Oktober und für die Universitäten und Kunsthochschulen am 18. Oktober 2021. Die privaten Hochschulen starten teilweise schon früher. Bereits seit Mitte Juni 2021 sieht die Berliner Infektionsschutzverordnung keine generelle Einschränkung der Präsenzlehre mehr vor.
Nun haben sich Senatsverwaltung und Hochschulen also auf Grundsätze verständigt, die die analoge Lehre zum Standard machen und den Anstrengungen der Hochschulen auf dem Weg der Rückkehr zur Normalität einen verlässlichen Rechtsrahmen geben sollen. Neben der Aufhebung des Mindestabstands und den drei G’s als Zugangsvoraussetzung, werden Maskenpflicht in Räumen und obligatorische Anwesenheitsdokumentationen in Veranstaltungen genannt.
Eine möglichst hohe Impfquote
Je nach Lage und Ort könnten die Hochschulen die Anzahl der Teilnehmenden in Prüfungen, Seminaren und Vorlesungen begrenzen. Bibliotheken dürften wieder Leihbetreib anbieten und ferner PC-Pools und Arbeitsplätze öffnen.
Die wichtigste Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Präsenz sei indes, dass möglichst viele Hochschulmitglieder sich impfen ließen, erklärt die HU-Präsidentin und Vorsitzende der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen, Sabine Kunst im Einklang mit Müller und Alt: „Die Studierenden sollten unbedingt ihre Hochschulen wieder von innen sehen. Damit dies gelingen kann, bitten wir als Hochschulleitungen die Studierenden, ihren Beitrag zu einer möglichst hohen Impfquote zu leisten.“
Anfang September werden die Hochschulen und die Senatskanzlei Wissenschaft bewerten, ob der Pandemie-Verlauf Anpassungen erfordert.
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