Vor der Entscheidung in der Exzellenzstrategie: Berlin gibt sechs Millionen Euro extra für den Uni-Verbund
Für den Verbund der Berliner Unis im Elite-Wettbewerb will das Land sechs Millionen Euro zusätzlich ausgeben - auch für neue Spitzenprofessuren.
Für bundesweit 17 Universitäten und zwei Universitäts-Verbünde startet die Woche der Entscheidung in der milliardenschweren Exzellenzstrategie. Können sie die Exzellenzkrone erringen oder fallen sie mit ihrem Strategiekonzept durch? Über diese Frage sitzen ab Dienstag die internationalen Gutachterinnen und Gutachter beim Wissenschaftsrat in Bonn zusammen. Am Freitag küren sie dann gemeinsam mit Vertretern der Politik aus Bund und Ländern.
Die Exzellenzstrategie ist ein Bund-Länder-Programm. Jedes Land, das Unis im Rennen hat, musste sich zu einer 25-prozentigen Kofinanzierung aller Projekte verpflichten. Wie der Tagesspiegel erfuhr, hat die Hauptstadt zusätzlich zur Ko-Finanzierung sechs Millionen Euro im Jahr für die Berlin University Alliance im Haushalt eingeplant – unabhängig davon, ob der Antrag gefördert wird. Zwei Millionen gehen in Spitzenberufungen, vier Millionen an Forschungsvorhaben zu „Grand Challenges“ etwa zu Klima und sozialem Zusammenhalt.
Wie der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller und Staatssekretär Steffen Krach den Verbund unterstützen, sei „großartig und bundesweit herausragend“, sagt FU-Präsident Günter M. Ziegler, eine „komplette Kehrtwende für die Berliner Wissenschaft“: Weg von der Sparpolitik, hin zu einer systematischen Förderung und steigenden Budgets. „Das hat uns den Rückenwind gegeben, den wir brauchten, um unsere University Alliance zu schmieden“, lobt Ziegler. Michael Müller hebt den Kooperations-Gedanken hervor: „Kooperation ist der natürliche nächste Schritt an einem Wissenschaftsstandort wie Berlin. Ob das Weizenbaum-Institut, die Einstein Center, Gesundheitsstadt 2030 oder der Siemens Innovationscampus – alle wesentlichen Initiativen beruhen auf dieser Logik. Das ist der Berliner Weg.“
So läuft der Wettbewerb - Das Geld
Gefördert werden sollen elf Unis beziehungsweise Verbünde, für die jährlich rund 148 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Einzelne Unis dürfen zwischen zehn und 15 Millionen Euro jährlich beantragen, Verbünde 15 bis 28 Millionen Euro. Zu hören ist allerdings, dass den siegreichen Exzellenzuniversitäten ein Kürzen der Gelder droht. Denn selbst bei der Auswahl der elf „günstigsten“ Anträge soll die beantragte Summe knapp über 148 Millionen Euro liegen. Da aber auch „teurere“ Anträge zum Zug kommen dürften, könnte die Überzeichnung des Budgets schlussendlich also noch einmal deutlich darüberliegen.
Das Verfahren
Ab Dienstag wird in Bonn vier Tage lang beraten, welche Universitäten gekürt werden. Die Entscheidung fällt in zwei Stufen. Zunächst setzt sich bis Donnerstag ein 39-köpfiges „Expertengremium" zusammen, um die Anträge der 19 Finalistinnen zu bewerten. Im Gremium ist ausschließlich die Forschung vertreten: 27 Männer und 12 Frauen. Die meisten von ihnen (32) kommen von internationalen Unis und Instituten, wobei die großen Wissenschaftsbereiche relativ gleichmäßig vertreten sind.
In den vergangenen Runden gaben die Forscher eine Art Ampelwertung ab: Grüne Anträge sind aus ihrer Sicht förderungswürdig, rote nicht. Gelbe stehen auf der Kippe. Gut möglich, dass das wieder so ist – der Wissenschaftsrat, der den Wettbewerb durchführt, lässt das auf Anfrage aber offen.
Die Empfehlung der Wissenschaftler ist allerdings nicht die endgültige Entscheidung. Die trifft am Freitag die „Exzellenzkommission“, in der zu den 39 Forschern auch die Wissenschaftsministerinnen und -minister aus Bund und Ländern dazustoßen. In der Kommission haben die Forscher und die 16 Landesminister jeweils eine Stimme, Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) führt 16 Stimmen. Für eine Förderung muss eine Universität sowohl die einfache Mehrheit unter den 39 Forschern als auch mindestens 25 Stimmen der Minister erhalten. Sprich: Eine Universität braucht auf jeden Fall die Stimmen von Karliczek sowie von mindestens neun Länderministern.
Die Kriterien
Für die Endrunde konnten sich nur die qualifizieren, die 2018 mindestens zwei Exzellenzcluster (beziehungsweise drei als Verbund) eingeworben haben. Im Mittelpunkt der Bewertung steht jetzt ein Gesamtkonzept für die Uni, wie sie strategisch als ganze Einrichtung international wettbewerbsfähige Spitzenforschung ermöglichen kann. Dazu kommen Parameter wie die bisherigen Forschungsleistungen und die internationale Sichtbarkeit.