zum Hauptinhalt
Ein Mann in Neu Delhi wird geimpft
© Prakash Singh/AFP

Britische Forscher warnen vor Delta-Variante: Bei dieser Mutante könnte erst die zweite Impfung wirklich helfen

Könnte Biontech nach der ersten Dosis gegen die Variante B.1.617 aus Indien weniger wirksam sein? Eine neue Studie legt diesen Schluss nahe.

Der zweiten Biontech-Dosis könnte in Zukunft eine noch größere Bedeutung zukommen – denn sie scheint im Kampf gegen die Delta-Variante des Coronavirus besonders wichtig zu sein: Nach der ersten Biontech-Impfstoffdosis fällt die Antikörperreaktion bei der Delta-Variante viel geringer aus als beim Wildtyp. Wer also nur die erste Spritze erhalten hat, könnte womöglich bei der Delta-Variante im Vergleich zum Wildtyp oder auch der Beta-Varianten weniger geschützt sein.

Das geht aus einer neuen Studie hervor, die Forschende der Francis Crick Institute und des National Institute for Health Research UCLH Biomedical Research Centre in London an 250 Erwachsenen durchgeführt haben. Sie wurde jetzt im renommierten Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Demnach wurden nach der ersten Impfung nur bei 32 Prozent der Studienteilnehmer:innen neutralisierende Antikörper in quantifizierbarer Menge gegen die Delta-Variante (Indien) gefunden. Die Antikörperreaktion gegen den Wildtyp lag dagegen bei 79 Prozent, gegen Alpha (Großbritannien) bei 50 Prozent und gegen Beta (Südafrika) bei 25 Prozent.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreiben dazu: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass die meisten Teilnehmer, die zwei Dosen von BNT162b2 erhalten haben, vor einer B.1.617.2-Infektion und damit verbundenen Krankheiten geschützt wären.“

Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass die jeweiligen Antikörperspiegel allein keine Vorhersage über die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die Varianten zulassen. Um eine solche Aussage überprüfen zu können, seien größere Bevölkerungsstudien nötig.

Die neue Studie ist vor allem vor dem Hintergrund der Diskussion in Großbritannien relevant: Dort ist B.1.617.2 inzwischen zur dominanten Variante geworden. Aktuell wird daher im Vereinigten Königreich diskutiert, den Abstand zwischen zwei Impfungen zu verkürzen, um der neuen Variante, die zunächst in Indien nachgewiesen worden war, die Stirn zu bieten.

Die Weltgesundheitsbehörde WHO hat B.1.617.2 unter eine besondere Beobachtung gestellt. Sie sieht eine „signifikant erhöhte Übertragungsrate“ und ein „höheres Risiko für die Allgemeinheit“.

Delta-Variante kommt bisher in Deutschland kaum vor

Allerdings ist durch die neue Studie noch nicht klar, ob die Delta-Variante den Schweregrad einer Erkrankung von Geimpften erhöhen kann. Denn auch das Alter scheint eine signifikante Rolle zu spielen: Über alle Varianten hinweg sinkt demnach die Antikörperproduktion mit erhöhtem Alter. Für das Geschlecht oder den Body-Mass-Index wurde indes keine Korrelation beobachtet.

In Deutschland liegt der Anteil der Delta-Variante derzeit bei 2,1 Prozent. In absoluten Zahlen sind das 30 Fälle.

Laut dem wöchentlichen Bericht zu Virusvarianten des Robert-Koch-Institut (RKI) vom 2. Juni ist der Vormarsch der neuen Variante hierzulande sogar vorerst gestoppt. „Deutlich zu sehen ist dabei die Zunahme des Anteils von B.1.617.2 in den letzten Wochen, wobei dieser Trend sich in KW20/2021 nach aktuell vorliegenden Zahlen nicht fortgesetzt hat“, schreibt das RKI.

Zur Startseite