Exzellenzstrategie: Auf dem Weg zur "Berlin University Alliance"
Wird aus Berlins Verbundantrag bei der Exzellenzstrategie womöglich doch eine "Superuni"? Bei der IHK wurden die Berliner Exzellenz-Aussichten diskutiert.
Wie exzellent ist die Wissenschaftsstadt Berlin eigentlich schon? Peter Albiez, Deutschland-Chef des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Pfizer, formuliert den „Anspruch, dass wir mit den ganz großen Clustern in den USA auf Augenhöhe sind“. Draußen nieselt es am Mittwochabend vorweihnachtlich-ungemütlich vor der Berliner Industrie- und Handelskammer, doch drinnen wird bei Albiez‘ Inputreferat zu einem Podium über die „Bedeutung exzellenter Wissenschaft für Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin“ vielen warm ums Herz.
Besonders dem Regierenden Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD). Er freut sich, wie „selbstverständlich“ Topmanager Albiez die Fortschritte die Berliner Hochschul- und Forschungslandschaft in den vergangenen zehn Jahren anerkennt.
Noch reicht Berlin nicht an den Großraum Boston heran
Tatsächlich sieht Albiez Berlin mit seinen laufenden Großvorhaben in der Gesundheitsforschung – unter anderem mit dem Berlin Institut of Health - und bei Big Data – Thema etwa im neuen Einstein Center Digital Future und im „Leistungszentrum Digitale Vernetzung“ – auf einem guten Weg. Das seien „die Zentren, die es schaffen, das in Berlin vorhandene Innovationspotenzial zu bergen“. Noch aber reiche der Ruf Berlins nicht an den der Forschungsgiganten im Großraum Boston oder an die University of California mit Standorten wie Berkeley und Los Angeles heran.
Dank zweier Exzellenzuniversitäten und vieler Großprojekte, darunter etliche auch aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, steht Berlin zumindest in Deutschland und in Europa schon gut da. Weiter zu wachsen sei für eine einzelne Universität und ihre außeruniversitären Partnerinnen aber keineswegs einfach, sagt FU-Präsident Peter-André Alt, einer von drei Uni-Chefs in der Runde mit Albiez und Müller. Die FU hat sich bei ihrem erfolgreichen Zukunftskonzept als „Internationale Netzwerkuniversität“, mit dem sie 2007 die Exzellenz-Krone errang und 2012 verteidigte, eng mit Instituten der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft verbunden.
FU-Präsident Alt: "Das geht mit dieser Berlin University Alliance"
Dieses Konzept für die Neuauflage der „Exzellenzstrategie“ von Bund und Ländern ab 2018 auszubauen, sei an „Grenzen der Planbarkeit“ gestoßen, sagt Alt. Denn die Außeruniversitären wollten sich in Berlin nicht auf exklusive Partnerschaften mit einer Hochschule einlassen. „Sie halten sich offen, mit welcher der Berliner Universitäten sie sich jeweils zusammentun.“
Aus diesem Dilemma, erwachsen aus der einmaligen Berliner Uni-Vielfalt mit FU, HU, der Charité als gemeinsamen Klinikum und der TU, soll nun ein Verbundantrag in der Exzellenzstrategie führen. Sie treten gemeinsam an, um die millionenschwere Förderung von Bund und Ländern erneut nach Berlin zu holen. Was heißt das für die Synergien, die in engen Partnerschaften mit den finanziell weitaus besser ausgestatteten Forschungsinstituten liegen? „Das geht mit dieser Berlin University Alliance“, erklärt FU-Chef Alt.
Das ist es wieder, das Wort vom dem einen Dach für das international nur schwer vermittelbare Uni-Trio. „Es gibt die externe Sicht: Je weiter man weg ist, desto mehr ist Berlin ein Wissenschaftsstandort“, sagt auch TU-Präsident Christian Thomsen. Mit der „Berlin University Alliance“ wolle man das „noch stärker sichtbar machen“.
Wie eng die großen Drei zusammenrücken, bleibt spannend
Im Internet gibt es sie schon, die „Allianz für innovative Forschung und Lehre“ unter der englischsprachigen Adresse universities-berlin.de. Bei den „Aktionsfeldern“, die dort beschrieben werden, geht es unter anderem um gemeinsame Berufungsstrategien, Nachwuchsförderung, Ressourcen- und Infrastrukturnutzung und Digitalisierung. Ein greifbares gemeinsames Vorhaben ist die neue Allianz mit der Universität Oxford.
Doch wie eng die drei großen Berliner Unis am Ende wirklich zusammenrücken, wenn der Verbundantrag durchkommt, bleibt weiterhin spannend. Peter-André Alt nennt zwar die University of California als Vorbild, betont aber deren Charakter als „politische Repräsentation“ – mit „starker Identität der Einzeluniversitäten“. Auf die Frage von Moderator Jan-Martin Wiarda, ob es in die Richtung der einst von Jürgen Zöllner (SPD), Michael Müllers Vor-Vorgänger als Wissenschaftssenator, vorgeschlagenen Berliner „Super-Uni“ geht, wiegelt Alt nicht zum ersten Mal ab.
"Alle gucken, wie wir die Quadratur des Kreises schaffen"
Auch HU-Chefin Sabine Kunst will öffentlich keine Details zur Verbund-Planung preisgeben. Bisher ist Berlin bundesweit der einzige Standort, der einen gemeinsamen Antrag angekündigt hat. Ob das wirklich ein Vorteil für die Hauptstadt sei, ist für Kunst eine „Glaskugelfrage“. Als die Präsidentin erklärt, alle guckten nach Berlin, „wie wir die Quadratur des Kreises schaffen“ und man sei „bei der Arbeit, um das Bestmögliche daraus zu machen“, klingt es fast ein bisschen zu vorsichtig. Doch dann verspricht Kunst: „Es wird jedenfalls ein origineller Aufschlag."
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es versehentlich "Das geht mit dieser Berlin University" - tatsächlich sprach der FU-Präsident von einer "Berlin University Alliance".